Vandenberg, Philipp-Rezension - eBook

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Vandenberg, Philipp-Rezension

Bücher > Historisch-Autoren > S-Z



Der Gladiator

Nachdem nun auch ein Film namens "Der Gladiator" rausgekommen ist, vermische ich immer dieses Buch mit dem Film, obwohl bei beiden eigentlich nur die Kampfszenen im Colosseum ähnlich sind. Wo der Film nach schnellen Effekten hascht, kann man im Buch einen tieferen Einblick in das Leben im alten Rom bekommen. Ich empfehle daher auch beides zu geniessen.

Fazit
Nicht unbedingt Pflichtlektüre. Aber wer ein kurzweiliges und spannendes Buch aus der Nero-Epoche mit Gladiatoren sucht, ist hier an der richtigen Adresse.



Der König von Luxor

Die Vorgeschichte ist kurz und für den weiteren Verlauf des Buches absolut unerheblich - das Treffen dreier sehr unterschiedlicher Damen, die alle eines verbindet: eine tiefe Liebe zu Howard Carter. Es wird die Lebensgeschichte von Howard Carter erzählt, einem jungen, schmächtigen Schlaks aus England, der sich in seine Lehrerin verliebt. Doch eine unglückliche Liebe - und eine verbotene noch dazu - zwischen Lehrerin und Schüler darf nun einmal nicht sein und so ist es Sarah Jones, die Howard anbetet, nur Recht, daß Lord Amherst den begabten Zeichner nach Ägypten schickt, um dort Zeichnungen von Fundstücken anzufertigen und nebenbei seine, Amhersts, Antiquitätensammlung mit ein paar eigenen Ausgrabungen zu bereichern. Ägypten verändert den jungen Carter, es ist eine ganz eigene Welt, Carter trifft alte Feinde und macht sich neue, doch seit er den Namen Tut-ench-Amun, Vollkommen an Leben ist Amun, zum ersten Mal von seinem Mentor Flinders Petrie hört, ist er besessen davon, eines Tages dieses eine, noch unentdeckte und also noch vollständige Pharaonengrab mit all seinen Schätzen zu finden. Natürlich findet er es, aber der Preis dafür ist sehr, sehr hoch...

Wer dieses Buch ganz ohne Wissen über Howard Carter, die damalige Situation in Ägypten und die Umstände der Entdeckung von Tut-ench-Amuns Grab liest, wird mit einer atmosphärisch sehr dichten und farbigen Biographie belohnt. Wer aber gewisse Vorkenntnisse hat, d.h. wer sich schon einmal auf die eine oder andere Weise mit all diesen Dingen auseinandergesetzt hat, der findet in "Der König von Luxor" eine äußerst anregende Vermischung von Wahrheit und Fiktion. Obwohl Vandenberg bereits ein sehr detailliertes Buch über das Unternehmen Tut-ench-Amun geschrieben hat, nämlich "Der vergessene Pharao", das mehr eine geschichtlich fundierte Abhandlung als ein Roman ist, hält er sich hier nicht nur an die korrekten biographischen Vorkommnisse in Carters Leben, sondern schmückt alles mit Gefühlen, Liebschaften, persönlichen Streitereien und Kämpfen aus. Wir erfahren, was den jungen Carter dazu bewogen hat, als 17jähriger nach Ägypten zu gehen und mit dem großen Flinders Petrie im Wüstensand von Tell-El-Amarna und mit Edouard Naville in Hatschepsuts Terrassentempel Der-el-Bahari herumzubuddeln, wie er zur Tochter seinen finanziellen Gönners Lord Carnarvon stand und wie er mit dem Ruhm als berühmtester Archäologe des 20. Jahrhunderts umging. Aber erging es ihm wirklich so, gab es all diese Stationen in seinem Leben genauso, wie Philipp Vandenberg sie in eindringlichen Bildern schildert? Wir wissen es nicht und werden es niemals wissen. Aber eines ist nach der Lektüre dieses Buches sicher: der Name Howard Carter wird im Kopf jedes Lesers für immer einen festen Platz haben - nicht so sehr als "Der König von Luxor", aber definitiv als Howard Carter, den Mann, der an Tut-ench-Amun glaubte und der ihn schließlich fand, nachdem er 30 Jahre seines Lebens mit der Suche nach dem vergessenen Pharao verbracht hat.



Die Frau des Seiltänzers

Kloster Seligenpforte, 1525. Die junge Novizin Magdalena hält es nicht mehr aus und flieht kurz vor ihrer Profess ins Ungewisse. Als sie auf eine Gauklertruppe stößt, die vom „Großen Rudolfo“ geführt wird, schließt sie sich ihnen an und zieht mit ihnen weiter. Sie verliebt sich in Rudolfo, aber er wirkt stets bedrückt und vertraut sich ihr letztlich an. Er ist einer der „Neun Unsichtbaren“, ein geheimer Bund, die die Bücher der Weisheit hüten. Kann Magdalena zuerst mit Rudolfos Offenbarung so gar nichts anfangen, überschlagen sich plötzlich die Ereignisse, und als der große Seiltänzer ermordet wird, begiebt sie sich auf die Spurensucher nach den Tätern …

Unglaubwürdiger, reißerischer Beginn
Vandenberg gilt als einer der Altmeister des historischen Romans und man spürt auch beim Lesen, dass er sich seiner Sache sicher ist. Zu Beginn begleitet man Magdalena noch im klösterlichen Alltag und die Szenen die sich dort bieten, scheinen doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen, sodass so manchem Leser die Lust daran vergehen wird, die Geschichte weiterzulesen.

Da bekommt Magdalena ein Nachts Besuch von einer unbekannten Person (einer anderen Mitschwester vermutlich), die sie am ganzen Körper berührt und ein wahres inneres Feuer in ihr entfacht. Magdalena wird zur Äbtissin gerufen, welche ihr mit einem Kopfnicken bedeutet, vor ihrem Schreibtisch Platz zunehmen. Die Äbtissin steht auf, stellt sich hinter Magdalenas Stuhl und beginnt – Magdalenas Brüste zu kneten.

Es ist niemandem zu verdenken, wenn er spätestens nach dieser Szene das Buch aus den Händen legt und dieses als unlesbaren Schund abstempelt.

Spannender Plot
Nach dem ziemlich missglückten Start dieses Romans geht es aber äußerst temporeich und spannend weiter. Es scheint fast, als hätte jemand anderer weitergeschrieben, denn ab der Flucht Magdalenas aus dem Kloster gibt es keine dieser abstrusen „Vorfälle“ mehr. Zwar ist das Grundkonzept nicht neu – Geheimbund, Bücher die die Welt verändern können, jede Menge böser Figuren, die hinter den Büchern und deren Hüter her sind -, aber Vandenberg ist es gelungen, eine durchaus spannende und schlüssige Geschichte zu erzählen.

So schlittert Magdalena ungewollt in den Part der vermeintlich Wissenden über den Aufenthalt der „Bücher der Weisheit“ und es beginnt eine rasante Jagd nach dem Mörder des Großen Rudolfo und nach den wertvollen Büchern. Philipp Vandenbergs Erzähltalent kommt hier voll zum Tragen, und auch wenn er zwischen unterschiedlichen Szenen hin und herspringt, so ist dies niemals verwirrend oder störend, sondern trägt stets zu Erhaltung des Spannungsbogens bei.

Prominente Figuren
Um diese Bücher wissen eigentlich nur die „neun Unsichtbaren“, zu denen Erasmus von Rotterdam, Pietro Arentino, Kopernikus, Machiavelli, Agrippa, Paracelsus, Nostradamus, Matthias Grünewald und eben auch der Große Rudolfo zählen. Im Grunde genommen lässt Vandenberg die ganze Prominenz der damaligen Zeit aufmarschieren, begegnet man auch, wenn auch nicht immer persönlich, Tilman Riemenschneider, Albrecht Dürer, Jakob Fugger oder Lucas Cranach. Einen wichtigen Part nimmt der Fürstbischof Albrecht von Brandenburg ein, über den man vieles erfährt. Der Autor hat sich bei den Figuren, speziell dem Fürstbischof, möglichst an die überlieferten Fakten gehalten und auch alle fiktiven Figuren sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Die Darstellung der doch großen Zahl an Figuren ist generell hervorragend, woran auch die jahrelange Erfahrung des Autors zu erkennen ist, scheinen diese doch mit simpler Leichtigkeit zum Leben erweckt.

Schafft man die Hürde über die ersten fünfzig Seiten ohne das Buch entnervt und kopfschüttelnd zur Seite zu legen, wird man mit der ereignisreichen Geschichte kurzweilig unterhalten.

Atomuhr - Kalender
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