Schacht, Andrea-Rezension
Begine Almut 1 Der dunkle Spiegel
Almut Bossart, tritt nachdem sie ihren Ehemann verliert, in ein Kölner Beginenkonvent ein. Dort fühlt sie sich sehr wohl, denn im Gegensatz zu Nonnen brauchen Beginen kein Gelübde ablegen, sondern leben nur in der Gemeinschaft zusammen und widmen sich karitativen Tätigkeiten. Almut ist durchaus gottesfürchtig, doch steht sie dennoch auf Kriegsfuß mit diversen Priestern, die es niemals müde werden ständig zu beteuern, dass Frauen voller Sünde sind und ihren rechten Platz nicht vergessen sollten.
Und daher legt sie sich auch eines Tages während der Messe mit einen von ihnen an. Dieser Vorfall bleibt jedoch nicht unbemerkt. Währenddessen hat eine andere Begine im Konvent eine Vision- sie träumt von einem Spiegel, durch den man nicht hindurchblicken kann und ahnt schreckliche Dinge voraus, die sie jedoch nicht näher erläutern kann.
Eines Tages wird Almut gebeten eine Arznei beim reichen Weinhändler de Lipa abzugeben. Es hält sich in seinem Haus ein junger Gast auf, der schwer krank geworden ist. Jean, so heißt dieser Mann, stirbt dennoch zwei Tage später und schnell beschuldigt deLipa die Beginen, sie hätten eine giftige Arznei angewandt, die den Jungen schließlich umbrachten. Almut kann das nicht glauben und so beginnt sie selbst damit zu ermitteln, ob dieser junge Mann an seiner Krankheit verstorben ist, oder Opfer einer Überdosis an Medikamenten geworden ist.
Wichtigen Beistand erhält sie vom Benediktinerpater Ivo, der auch noch zu ihr hält, als sie ins Visier eines Inquisitors gerät, der mit Almuts Scharfsinn und ihrer angeblich vorlauten Art nicht viel anfangen kann...
Andrea Schachts erster Teil ihrer historischen Krimireihe über die Begine Almut und dem Benediktinerpater Ivo ist ein unterhaltsamer historischer Roman mit viel Lokalkolorit geworden, denn die Autorin vermag es in sehr bildhafter Ausdrucksweise das mittelalterliche Köln vor den Augen der Leser/Zuhörer auferstehen zu lassen. Sie verwendete für ihren historischen Roman eine der Zeit angepasste Ausdrucksweise, die sich wunderbar ins Gesamte einfügt und den Roman zu etwas ganz Besonderem macht.
Amüsant fand ich besonders Almuts trockenen Humor und ihre hintersinnigen Bemerkungen, vor allem die Diskussionen zwischen Pater Ivo und ihr.
Der Kriminalfall hätte vielleicht eine Spur spannender sein können, dennoch, als Einstieg in eine neue historische Krimireihe, in dem ja zunächst auch erst einmal die wichtigen Haupt und Nebenfiguren vorgestellt werden müssen, ist "Der dunkle Spiegel" sehr empfehlenswert und macht schon neugierig auf die nächsten Bände der Serie.
Begine Almut 2 Das Werk der Teufelin
Was hat eine Begine mit einem Mord zu tun? Warum fordert ein sterbender Domherr den herzu geeilten Benediktinerpater auf, die Teufelin bei den Beginen zu suchen? Und was genau soll diese „;Teufelin“; getan haben?
Der Schöffenkrieg
Wieder einmal befinden wir uns in Köln im Jahre 1376. Die uns aus dem „;…dunkle(n) Spiegel“; vertraute Almut Bossart und ihr „;Partner“; Pater Ivo begegnen uns erneut und werden auch diesen Mordfall wieder lösen. Während im ersten Buch Almut unter Verdacht stand, einen jungen Mann vergiftet zu haben, wird in diesem Buch die Meisterin Magda von Stave in der Hacht festgesetzt. Grund für dieses Vorgehen lässt sich aus dem Schöffenkrieg ableiten, da es eigentlich gar keine Gerichtsbarkeit mehr in Köln gab, nachdem die Schöffen das Weite gesucht haben. Dem amtierenden Vizevogt sind die Beginen, die ansonsten von dem Rat der Stadt Köln beschützt werden, ein Dorn im Auge und er nutzt die düstere Aufforderung des sterbenden Domherren aus. Einesteils erhofft er sich Geld für eine bequemlichere Haft, da die Meisterin einer angesehenen Patrizierfamilie entstammt und andererseits geht er davon aus, dass entweder sie oder aber ihre Schützlinge früher oder später die Teufelin ausliefern werden.
Humorvoll und spannend
Das wohl Beste an diesem Buch ist der Humor, mit welchem uns gerade die Begine Almut Bossart immer wieder begegnet. Ganz und gar nicht verhuscht, kleinlaut oder ängstlich, wie man sich vielleicht eine Frau vorstellen mag, die nach dem Tod ihres Mannes einen Platz im Leben sucht und ihn in einem Konvent findet, ist Almut vorwitzig, leidenschaftlich, hilfsbereit und scheut sich nicht, sich mit dem Priester während des Gottesdienstes über die Heilige Schrift zu streiten. Sie hat eine Statue der Göttin Isis, in der sie die Gottesmutter sieht. Vor ihr kniet sie und spricht zu ihr. Und über ihre Lippen kommen nur wenige Worte der bekannten katholischen Gebete, sehr schnell geht sie dazu über, mit Maria über alles zu sprechen, was sie bewegt und sie um Rat und Hilfe zu bitten. Allein das schon könnte ihr als Ketzerei ausgelegt werden. Auch Pater Ivo wird trotz seines eher barschen Auftretens als sehr humorvoll beschrieben. Er liebt es, mit Almut Phrasen aus der Heiligen Schrift zu zitieren und eine Art Schlagabtausch zu veranstalten.
Doch über all dem Humor und der sich stetig verändernden Handlung, in der uns die Protagonisten ans Herz wachsen, bleibt in diesem Buch die Spannung erhalten. Zwar mag so mancher Leser sehr frühzeitig den richtigen Riecher und seinen Verdacht haben, es ist dennoch sehr interessant, mit Almut, Ivo und der taubstummen Trine auf die Suche nach Einzelheiten zu gehen. Der Leser dürfte nicht enttäuscht werden. Die Autorin schildert sämtliche Personen, Begebenheiten und Handlungen so genau, dass man meint, mitten auf dem mittelalterlichen Markt, dem Gestank und dem Geschrei zu stehen und sich mit offenen, staunenden Augen umzusehen.
Alle Liebhaber von Rollenspielen und Romanen, die in dieser Zeitepoche angesiedelt sind, werden begeistert sein. Andrea Schacht ist ein wirklich gutes Werk gelungen: mitreißend, humorvoll und spannend.
Begine Almut 3 Die Sünde aber gebiert den Tod
Der Stein kommt ins Rollen, als im Benediktinerkloster ein Findelkind gefunden wird, dass ein Feuermal auf der Wange hat und daher misstrauisch beäugt wird. Pater Ivo bringt das Kind, nach Diskussion mit Prior Rudgerus schließlich zu den Beginen, wo es liebevoll aufgenommen wird. Allerdings findet Almut in den Windeln ein rätselhaftes Pergament.
Außerdem wird eine kopflose, weibliche Leiche in Sankt Martin aufgefunden. Almut und Ivo lassen von diesem Moment an nichts unversucht, um herauszufinden was es mit dem Kind, dem Pergament und der unbekannten Toten auf sich hat....
Der dritte Band um Almut und Ivo hat meiner Meinung nach einen größeren Kriminalanteil, bzw. ist ein wenig undurchsichtiger und spannender gestaltet, als es in den beiden Vorgängerbänden der Fall war.
Das ist auf jeden Fall ein sehr positiver Effekt, allerdings muss man sich als Leser/Hörer auch darauf gefasst machen, dass somit die Romanfiguren auch mehr Hintergrundrecherche betreiben, um diesen Fall zu lösen und weniger Raum für persönlichere Unterhaltungen zwischen Ivo und Almut geschaffen wurde.
Trotzdem herrscht zwischen dem Heldenpaar des Romans weiterhin eine besondere Atmosphäre und man wartet schon sehr darauf, wann beide endlich zueinander finden.
Wie immer runden hintersinnige und geistreiche Dialoge der Protagonisten, die sehr humorvoll in Szene gesetzt wurden, diesen dritten Band der Serie ab und auch vergisst es die Autorin nicht, das mittelalterliche Köln mit seinen Gerüchen, Bauwerken und Bewohnern bildhaft zu beschreiben, so dass man sich fast als Augenzeuge fühlen kann.
Kurz gefasst: Ein unterhaltsamer historischer Krimi.
Begine Almut 4 Die elfte Jungfrau
Nachdem einige (Jung)Frauen scheinbar bei Unfällen ums Leben gekommen sind, und die gute Rigmundis wieder einmal von einer unheimlichen Vision heimgesucht wird, wird Almut stutzig und beginnt erneut damit ihre Nase in kriminalistische Dinge zu stecken. ;-)
Die Suche nach dem (Serien)Mörder gestaltet sich erst ein wenig undurchsichtig, wie gut, dass Almut von ihrem Freund Ivo unterstützt wird, der zusammen mit ihr versucht Licht ins Dunkel zu bringen; auch wenn Ivo eigentlich nicht davon begeistert ist, dass Almut sich unbedingt einbringen will. Der Mörder handelt scheinbar aus religiösen Motiven, doch was genau treibt ihn an?
Und nebenbei kriselt es auch ein wenig zwischen Almut und ihrem Pater Ivo, so dass die Begine aufpassen muss, dass sie sich nicht verzettelt. Aber auch Ivo hat einiges im Kopf, dass ihn beschäftigt...
Der vierte Teil der Almut und Ivo Reihe "Die elfte Jungfrau", wird diesmal von der Schauspielern Janina Sachau gelesen. Obwohl sie ihre Sache recht gut macht und die Lesung lebhaft gestaltet, fand ich, dass es ihr nicht ganz so gut gelingt, die unterschiedlichen Personen des Romans unterscheidbar zu machen.
Der vierte Fall von Almut und Ivo gestaltet sich zwar nicht nägelkauend spannend aber doch unterhaltsam und wieder einmal gelingt es Andrea Schacht, das mittelalterliche Köln bildhaft darzustellen und ihren Hauptfiguren amüsante Dialoge auf den Leib zu schreiben.
Besonders begeistert bin ich immer von den historischen Hintergrundinfos die in jedem Buch nebenbei erzählt werden und die ganz typisch für den Kölner Raum sind und natürlich wie immer auch von Almuts spitzer Zunge. ;-)
Begine Almut 5 Das brennende Gewand
Da sind sich Ivo und Almut endlich einig, was ihre Gefühle und ihre Zukunft angeht und dann kommt wieder alles anders, als gehofft. Statt endlich den erhofften Dispens zu bekommen, der Ivo von seinen Gelübden befreit, wird der Bote, der das erwartete Dokument überbringen sollte, tot aufgefunden. Und auch Ivos Wunsch um Freiheit wird nicht nachgegeben. Zu allem Überfluss wird ein weiterer Mord begangen und Ivo gerät schließlich in Verdacht.
Wer will Ivo etwas Übles? Almut kann es nicht lassen und begibt sich auf die Mördersuche, schließlich will sie ihren Geliebten nicht verlieren, da Ivo sich einen endgültigen Plan zurecht gelegt hat, der für Almut wiederum vollkommen undiskutabel ist ...
Hier ist er nun der/das finale Band/Hörbuch um die Begine Almut und ihren Pater Ivo. Und die Autorin macht es sehr spannend, ob sich beide Hauptfiguren nun endlich bekommen oder nicht!
Der Kriminalfall ist wieder sehr gelungen und man bangt als Leser/Hörer mit, wenn Almut sich auf Tätersuche begibt, um Ivo zu retten. Zeitlich knüpft dieser Roman am vierten Teil "Die elfte Jungfrau" an und verknüpft einige lose Fäden nun zu einem Ganzen.
Wie immer schildert Andrea Schacht sehr intensiv das mittelalterliche Köln und seine Bewohner, was sie antreibt, ihre Ängste und ihren Alltag und zwar auf so unterhaltsame Weise, dass das Hören des Hörbuches wie im Fluge vergeht.
Ein wenig Wehmut schleicht sich schon am Ende des Buches ein, doch glücklicherweise hat sich die Autorin ja dazu entschieden, Ivos und Almuts Tochter Alyss, die genau so vorwitzig ist, wie ihre Mutter, in deren kriminalistischen Fußstapfen treten zu lassen und so ist es kein endgültiger Abschied von den beiden Hauptakteuren, auch wenn ihre Geschichte mit diesem Teil endet.
Erfreut war ich, dass diesmal wieder Ulrike Hübschmann dieses Hörbuch liest, denn mir gefallen ihre eingängige Stimme und ihre stimmliche Darstellung bzw. das Hervorheben der einzelnen Romancharaktere ein wenig besser, als wie es bei Janina Sachau, die den Vorgänger "Die elfte Jungfrau" las, der Fall war. Mit 437 Minuten Lesezeit auf 6 CD‘s bietet diese Hörbuchfassung eine gute Alternative zum Roman und ist eine gelungene Umsetzung geworden, die mir sehr viel Freude bereitet hat.