Rausch, Roman-Rezension - eBook

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Rausch, Roman-Rezension

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Balthasar Levy 1 Und ewig seid ihr mein

Der Kriminalpsychologe Balthasar Levy hat bis vor zwei Jahren in der Abteilung von Sven Demandt beim BKA gearbeitet. Doch dann unterläuft ihm bei den Ermittlungen zu einem Serienkiller ein fataler Fehler, der schließlich zu seinem Ausscheiden führt.

Unter der Belastung seines persönlichen Versagens versucht Levy mit viel Alkohol sein Leben in den Griff zu bekommen und ist seitdem als freiberuflicher Fallanalytiker tätig, der nachts arbeitet und die Tage verschläft.

Bis ihn eines Tages der seinerzeit ungelöste Mordfall zu den Ermittlungen in einem neuen Fall bringt: Offensichtlich hat der Täter von damals wieder zugeschlagen, denn es wurden wiederum menschliche Innereien an einem Flussufer gefunden.

Demandt, der von der Leiterin der Ermittlungen, Kriminalhauptkommissarin Hortensia Michaelis um Amtshilfe gebeten wird, schaltet daraufhin Levy ein. Vordergründig aufgrund Personalmangels, in der Hauptsache allerdings, weil er von dessen Fähigkeiten absolut überzeugt ist. Also muss Michaelis, die Levy noch von den ersten Ermittlungen her kennt, ihn widerwillig in ihr Team aufnehmen, obwohl sie ihn für labil und für ein unkalkulierbares Risiko hält.

Eine gerichtsmedizinische Untersuchung des gefundenen Organs bringt erste Erkenntnisse über das Opfer, mit denen sich Michaelis an die Öffentlichkeit wendet, um eine Identifizierung zu ermöglichen.

Levy hingegen hat seine ganz eigene Ermittlungstechnik. Er vertraut mit einer höchst ungewöhnlichen Methode auf sein Unterbewußtsein und stößt damit vor allem bei Michaelis auf wenig Verständnis. Diese Methode führt ihn bei Recherchen im Internet zu einer Gruppe von Satanisten, die zur Durchführung ihrer Rituale menschliche Eingeweide verwenden. Mit der Hilfe seines Kollegen Alexej Naumov, einem Computer-und Internetspezialisten, entdeckt er schließlich über diese Gruppe Dirk Sauter, der in der Nähe zum Fundort der Innereien wohnt. Sauter hatte für seine eigenen Feiern zu Ehren Satans angeblich Kontakt zu einem Lieferanten im Internet namens »Meister« hergestellt, der ihn mit menschlichen Organen versorgt.

Unverzüglich macht sich Levy auf, um Sauter vor Ort zu überprüfen und gerät mitten in eine schwarze Messe, bei der es ihm im letzten Moment gelingt, ein Organ sicherzustellen. Eine anschließende DNA-Analyse belegt zweifelsfrei, dass dieses Organ und das am Ufer gefundene zu ein und derselben Person gehören, nämlich zu einem Musiker, der aufgrund des polizeilichen Öffentlichkeitsaufrufs von seiner Frau als vermisst gemeldet worden ist.

Damit ist für Michaelis der Fall so gut wie gelöst und Sauter der Täter. Doch Levy hat so seine Zweifel, gibt es da doch immer noch diesen mysteriösen Meister.

Und der meldet sich schließlich telefonisch bei Levy und gibt wertvolle Tipps.

Es ist einfach grandios, wie Roman Rausch mit einem klaren und geradlinigen Ausdruck eine hohe Spannungskurve erzeugt und diese fast konstant auch beibehält.

Ohne übermäßig ausschmückendes (und störendes) Beiwerk gelingt es ihm, einen sympathischen, fast Mitleid erregenden Balthasar Levy zu skizzieren, über dessen Kindheit und Beruf man viel erfährt und der dennoch geheimnisvoll und verschlossen bleibt. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch dessen außergewöhnliche Fähigkeiten, sich tief in die Gedanken und die Psyche des Täters hineinzuversetzen und praktisch durch seine Augen zu sehen. Ermittlungsarbeit also einmal ganz anders!

Viele feine Spuren werden ausgelegt, deren Bedeutung und Zusammenhang man erst langsam so richtig entdeckt und begreift. Dies wird besonders deutlich, wenn Levy und die Polizei getrennt voneinander ermitteln und teilweise unterschiedliche Wege gehen. Denn Levy wird aufgrund eines Alkoholrückfalles vorzeitig von dem Fall abgezogen, was ihn zwecks Rehabilitation jedoch motiviert, den Fall alleine und vor allem vor der Polizei aufzuklären.

Auch wenn die Lösung dann im Grunde klar ist, bleibt es spannend, denn Rausch holt zu einem großen Finale aus, bis sich auch das letzte Puzzleteil zum Gesamtbild findet und man sich nicht mehr fragen muss, wer es denn nun war!

Der Leser sollte darauf gefasst sein, dass es keine 08/15 Lösung gibt nach dem Motto, der Mörder war der Gärtner. (Aber keine Angst, es waren auch keine grünen Männchen vom Mars, die plötzlich vom Himmel fallen). Da der gesamte Thriller entsprechend schlüssig aufgebaut ist, fällt es aber nicht schwer, sich auf dieses Ergebnis auch einlassen zu können.

Einzig und allein der Umstand, des Rätsels Lösung zu »verdoppeln«, ist vielleicht ein bisschen viel, aber das soll auch der einzige kleine Kritikpunkt sein. Ansonsten fesselt das Buch (auch nach dem zweiten Lesen!), überzeugt absolut und man kann auf das nächste Werk mit der Figur Levy nur sehr gespannt sein!



Balthasar Levy 2 Code Freebird

Bei einem Bombenattentat in Hamburg stirbt ein Amerikaner, einige Tage später ereignet sich ein Bombenanschlag in Frankfurt. Ein weiterer Mensch stirbt und dies scheint erst der Anfang einer Serie zu sein. Als vier Wochen nach dem ersten Anschlag in einem Hamburger Kino erneut eine Bombe explodiert und diese ein drittes Opfer fordert, übernimmt Kriminalhauptkommissarin Hortensia Michaelis mit ihrem Team die Ermittlungen. Sehr zum Unmut von BKA-Ermittler Sven Demandt, der vor allem nicht akzeptieren mag, dass Michaelis ausgerechnet den Profiler Balthasar Levy in ihr Team zurückholt.

Bei ihrer ersten gemeinsamen Arbeit (Und ewig seid ihr mein) war es noch Demandt selbst, der Levy gegen Michaelis Willen in deren Team unterbrachte. Nun sind die Vorzeichen umgekehrt und Michaelis geht mit dem Einsatz Levys ein hohes Risiko ein, denn eigentlich ist dieser noch immer nicht arbeitsfähig. Zu tief sitzen die körperlichen, aber vor allem die seelischen Wunden, die der letzte Fall bei Levy hinterlassen hat. Schließlich liegt sein »Familienleben« seitdem in Trümmern.

Die Ermittlungen laufen zügig an und deuten schon bald einen politischen Hintergrund an. Genauer gesagt führt die Spur in den Nahen Osten, denn der verwendete Sprengstoff ist das bevorzugte Material islamistischer Selbstmordattentäter. Doch irgendetwas stimmt im vorliegenden Fall ganz und gar nicht. Immer wurden offensichtlich nur die Menschen getötet, auf die es der (oder die?) Attentäter abgesehen hat. Außerdem fehlen in allen Fällen die für islamistische Terroristen üblichen Bekennerschreiben.
»Eine beachtliche Erfahrung, in Furcht leben zu müssen, nicht wahr?« (Der Blade-Runner)

Eine erste heiße Spur führt in den Irak, genauer gesagt zu dem »Blade Runner«, einem ehemaligen amerikanischen Elitesoldaten und dessen Einheit. Doch von ihm fehlt jede Spur und die einstigen Kameraden sterben fast schneller als Levy mit ihnen reden kann. Aber was hat der »Blade Runner« mit den Anschlägen zu tun und welche Rolle spielt die Journalistin Aaliyah Roshan, die immer wieder unerwartet Levys Wege kreuzt und offenbar besser informiert ist als die ermittelnden Behörden? Warum blockieren BKA und BND die Ermittlungen und überlassen diese weitgehend dem amerikanischen CIC und CID? Als in Mannheim ein Anschlag auf die amerikanische Sicherheitsfirma Clearwater verübt wird, kommt es plötzlich zu einer neuen Form der Zusammenarbeit und Levy erfährt mehr über den Irak-Krieg als er je darüber wissen wollte …
Das den Plot beherrschende Thema Irakkrieg sollte Sie interessieren

Code Feebird, der zweite Teil der Balthasar-Levy-Reihe, ist zunächst etwas irritierend, denn nach dem fulminanten Debüt Und ewig seid ihr mein hätte man wohl eher einen reinen Profiler-Roman im Stile einer Val McDermid erwartet. Das jedoch gefühlt nahezu alle Einheiten, die der Geheimdienstsektor hergibt, mitmischen kommt daher überraschend. Allerdings ist Roman Rausch zum Glück kein amerikanischer Autor und so halten sich die Geheimdienstler sehr zurück. Es wird erwähnt, dass diese ermitteln und damit hat es sich auch schon weitgehend, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen.

   »Jeder von ihnen hat seinen eigenen persönlichen Grund, wieso er in die Army eingetreten ist. Der eine hat Verwandte oder Freunde am 11. September verloren, den anderen treibt die pure Abenteuerlust. Beide Gründe sind für mich akzeptabel, auch wenn zwischen Rache und Dummheit eine große Kluft herrscht.«

Wer Code Freebird liest, erfährt wie dessen Protagonist Balthasar Levy viel über den Irakkrieg und über das Thema »freie« Berichterstattung der Medien, wobei die politischen Aussagen der handelnden Personen zu beurteilen, sicher nicht Aufgabe der Krimi-Couch sein kann. Anzumerken ist aber, dass die vorgetragene Medienkritik nur zu unterschreiben ist und der Roman durchaus zum Nachdenken über die Nahostproblematik anregt.

   »Diese Scheinheiligkeit ist nicht mehr zu überbieten. Und wenn dann noch ein Ex-Alkoholiker mit den intellektuellen Qualitäten einer Flasche Jack Daniel’s mir etwas von Zivilisation, Kultur und Werten erzählen will, wissen Sie, Herr Levy, dann fragt man sich schon, wieso man keine Antidepressiva schluckt.«

Der Plot ist in sich stimmig und wird ansprechend aufgelöst, wobei man über weite Passagen eher einen »Militär- oder Kriegsroman« zu lesen scheint. Wen dies stört, der darf sich auf den dritten Teil der Serie (Weiß wie der Tod) freuen, denn da wird wieder im »normalen Fahrwasser« ermittelt. Die Figur Levy wird indessen überraschend wenig herausgearbeitet, was insofern enttäuscht als diese nach ihrem erstem Auftritt in Und ewig seid ihr mein ja durchaus das Zeug zum Kult-Charakter hatte und in Weiß wie der Tod auch wieder erhält. Nur auf ganz wenigen Zeilen erfährt der Leser zudem beispielsweise Neues über das Schicksal von Frank de Meer, Levys Halbbruder. Doch diese wenigen Passagen reichen bereits aus, um den Appetit nach mehr Levy-Romanen zu wecken.

Wer sich mit dem Thema Irakkrieg beschäftigen möchte sollte zugreifen, wer einen reinen Profiler-Plot erwartet könnte hingegen enttäuscht werden. Gleichwohl versteht es Roman Rausch sein Publikum erneut zu fesseln, so es sich denn auf die Geschichte einzulassen bereit ist. Und ganz nebenbei erhält man noch einen ausführlichen Einblick in die Wissenschaft der Kriminalpsychologie.



Balthasar Levy 3 Weiss wie der Tod


Der Katastrophenschutz steht in höchster Alarmbereitschaft, da schwere Unwetter an vielen Orten zwischen Hamburg und der Küste für verheerende Überschwemmungen gesorgt haben. Doch auch das Ermittlerteam um Kriminalhauptkommissarin Hortensia Michaelis steht unter großem Druck, nachdem im Nikolaifleet die Leiche eines ermordeten Mannes aus dem Morast gezogen wird. Es ist bereits das zweite Mordopfer innerhalb kurzer Zeit, welches die gleichen Verletzungsspuren aufweist, allem voran rund 100 auf dem gesamten Körper verteilte Schläge, die vermutlich mit einem Stock verübt wurden. Zudem ermitteln die Beamten noch in einem anderen Fall. Von einer zerstückelten Frauenleiche sind bislang nur eine Hand sowie das Becken aufgetaucht.

Michaelis greift in ihrer Not auf den Profiler Balthasar Levy zurück, mit dem sie bereits in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Allerdings sehen nicht alle ihre Teammitglieder eine Rückkehr Levys an dessen alte Wirkungsstätte als unproblematisch an. Ganz im Gegenteil, denn zurzeit läuft das Gerichtsverfahren gegen Levys Bruder Frank de Meer, der unter anderem für den Mord an den gemeinsamen Eltern zur Verantwortung gezogen werden soll. Levy ist der Situation kaum gewachsen und greift immer wieder zur Flasche.

Als bei dem Polizeikommissariat 11 zahlreiche Faxe eingehen, in denen die Polizei aufgerufen wird, bei der Suche nach vermissten Personen endlich ihre Arbeit zu tun, stoßen die Beamten auf eine interessante Spur. Der Absender ist nämlich eine Selbsthilfeorganisation, die sich »Die weiße Lilie« nennt. Ähnlich wie in Amerika gibt sie auf ihren Internetseiten Hinweise auf entlassene Straftäter und deren Aufenthaltsorte. Doch um zu wissen, ob es zwischen der Faxaktion und den aktuellen Mordfällen womöglich einen Zusammenhang gibt, müsste zunächst die Identität der entstellten Opfer feststehen …

Kurze Kapitel und mehrere »Themen« überzeugen bis zum Ende.

Roman Rausch liefert mit seinem dritten Balthasar-Levy-Roman ein kurzweiliges und unterhaltsames Feuerwerk. In recht kurzen Kapiteln wechseln sich die Szenarien häufig ab und geben der Story somit ordentlich Tempo, ohne dass dabei die polizeiliche Ermittlungsarbeit auf der Strecke bleibt. So verfolgen die Leser die Arbeit von Levy, Michaelis und deren Team, gleichzeitig aber auch die Arbeit einer engagierten Lehrerin sowie einem Mann, der eine junge Frau in seine Gewalt bringt. Wer zu diesem frühen Zeitpunkt erste Rückschlüsse ziehen will, wie da wohl die Zusammenhänge sein mögen, wird zumindest in dem einen oder anderen Punkt am Ende falsch liegen.

Die ausgewählte Themenpalette reicht von diversen Kampfsporttechniken hin zu Fesselspielen in der BDSM-Szene, von Chaträumen im Internet in denen »Kontakte« gesucht werden bis hin zu der schon angesprochenen Selbsthilfegruppe. »Die weiße Lilie« könnte ein Direktexport aus den USA sein, wobei das Besondere an der hier gewählten Einrichtung ist, dass sie sich aus misshandelten Opfern und deren Angehörigen zusammensetzt. Recht beeindruckend ist, was Roman Rausch hier im Vorfeld recherchiert haben muss, allerdings wirkt die Themenvielfalt auf einem Plot von unter 300 Seiten auch ein klein wenig überfrachtet.

Polizeiarbeit solide dargestellt

Es überrascht, dass bei all den ständig wechselnden Szenarien noch ausreichend Platz bleibt, um die polizeiliche Ermittlungsarbeit mitunter detailverliebt darzustellen. Eine gelungene Mixtur, in der der gewöhnungsbedürftige Protagonist Levy für zusätzliche Leser/innen sorgen dürfte. Intensiv wird beschrieben, wie Levy dem Alkoholrausch verfällt, bis er es kaum noch aushalten kann und sein Glück in der Droge Crystal zu finden versucht. Ein verheerender Plan, aber wenigstens ist er somit bei den Ermittlungen hochkonzentriert bei der Sache. Wäre da nur nicht im Hintergrund immer noch sein Bruder Frank.

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