Kelek, Necla
Necla Kelek, geboren 1957 in Istanbul, kam mit 10 Jahren nach Deutschland. Sie hat in Hamburg und Greifswald Volkswirtschaft und Soziologie studiert und über das Thema "Islam im Alltag" promoviert. Heute lebt und arbeitet als freie Autorin in Berlin. Von 2005 bis 2009 berief sie das Bundesinnenministerium als ständiges Mitglied der Deutschen Islam Konferenz. Kelek ist auch Mitglied des Senats der Deutschen Nationalstiftung. Neben einer Vielzahl von Artikeln und Aufsätzen veröffentlichte sie bisher folgende Bücher: "Islam im Alltag. Islamische Religiosität und ihre Bedeutung in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern türkischer Herkunft", 2002; "Die fremde Braut", 2005; "Verlorene Söhne", Köln 2006; "Bittersüße Heimat - Bericht aus dem Inneren der Türkei" 2008; "Himmelsreise - Mein Streit mit den Wächtern des Islam" 2010.
Keleks Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. 2005 mit dem Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München sowie 2006 dem Sachbuchpreis "Corine". Die Universität Duisburg-Essen verlieh ihr im November 2006 die Mercator-Professur. 2009 erhielt sie den "Hildegard-von-Bingen-Preis" für Publizistik. 2010 den "Freiheitspreis" der Friedrich-Naumann-Stiftung .
Bittersüße Heimat
Necla Kelek ist eine unerschrockene Streiterin für die Befreiung der türkischen Gesellschaft und insbesondere der türkischen Frauen von der Knechtschaft überkommener Traditionen. Die in Istanbul geborene Soziologin, die als junges Mädchen nach Deutschland kam, wo sie in strenger Isolation von äußeren Einflüssen aufgezogen wurde, hat sich nach ihrer Selbstemanzipation bislang hauptsächlich auf die Erforschung des Lebens in der türkischen Diaspora konzentriert. Diesmal wagt sie sich zurück zu ihren Wurzeln.
Einen „Bericht aus dem Inneren der Türkei“ nennt Kelek ihre Gedanken und Reflexionen anlässlich einer Rundreise in ihre ursprüngliche Heimat, die sie von der modernen Glitzerwelt des Bosporus bis tief hinein in die archaische Rückständigkeit Ostanatoliens führte. Dabei beschränkt sie sich nicht auf symptomatische Momentaufnahmen sondern unterfüttert sie kenntnisreich und durchweg kritisch mit Hintergrundinformationen aus der Geschichte sowie dem politisch-religiösen System der Türkei – denn um ein solches, daran lässt sie keinen Zweifel, handelt es sich trotz aller Säkularisationsrhetorik von Oben nach wie vor. Den breitesten Raum in Keleks Darstellung nehmen Begegnungen mit Frauen ein. Sie berichtet aber nicht nur von geknechteten und ergebenen sondern vor allem auch von mutigen und rebellischen: von solchen mit Rückgrat, die trotz Repression eine Frauenberatungsstelle betreiben, von Feministinnen in der tiefsten Provinz und von besonders couragierten Streiterinnen für die Rechte der Frau, die der Unterdrückung im Namen der Ehre die Stirn bieten.