Hamilton, Peter F-Rezension - eBook

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Hamilton, Peter F-Rezension

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Armageddon 1 Die unbekannte Macht

Eines vorweg:
Wenn es etwas nicht war, das mich zum Kauf dieser Bücher veranlasst hat, dann die Cover. Beide sind mit dem Computer gestaltet und für meine Begriffe reichlich geschmacklos. Dass ich mir sie mir dennoch zu Gemüte geführt habe, liegt beim ersten Buch an den guten Kritiken, die der Zyklus allenthalben geerntet hat, und beim zweiten daran, dass sich diese Kritiken für mich beim Lesen des ersten Bandes bestätigt haben.
Also worum geht's? Wir befinden uns einige hundert Jahre in der Zukunft, die Menschheit hat sich über Planeten in etlichen Sternensystemen ausgebreitet; dabei hat sich ein auf gentechnologischer Basis veränderter Teil der Menschen - die Edeniten - vom Leben auf den Planetenoberflächen weitgehend zurückgezogen (bzw. zurückziehen müssen) und lebt fortan hauptsächlich in lebenden Raumschiffe und -stationen, sogenannten Habitaten, mit denen die Edeniten in telepathischem Kontakt stehen.
So etwas wie eine zentrale Regierung der Menschheit gibt es nicht, stattdessen existiert eine "Konföderation" der vielen unabhängigen Nationen-ähnlichen Konglomerate aus Sternensystemen, darunter Königreiche wie Republiken, Aristokratien wie Diktaturen. Diese Nationen treiben weiter die Besiedlung neuer Planeten voran. Doch irgendwann geht etwas schief: Auf einem sich noch ziemlich am Beginn der Kolonisation befindenden Planeten kommt es zu einer Revolte von Siedlern, die zu allem Überfluss auch noch mit übernatürlichen, oder zumindest unerklärlichen Fähigkeiten ausgestattet zu sein scheinen. Die Edeniten vermuten dahinter einen alten, gefürchteten Feind aus ihren eigenen Reihen, aber sie unterschätzen die Gefahr, die in Wahrheit aus einer anderen Welt kommt...

Es handelt sich bei den vorliegenden Büchern um die Übersetzung des ersten Teils des Zyklus', der im Original eine Trilogie ist - in der deutschen Fassung sind daraus zwei jeweils gut achthundert Seiten lange Bände geworden. Dementsprechend gibt es zwischen beiden keine Lücke, es sind eigentlich nur die beiden Hälften eines Buches, weshalb ich im Folgenden auch nur noch von einem Buch sprechen werde.
Wir haben es hier also mit einem mehr als anderthalbtausend Seiten starken ersten Akt zu tun. In der Tat bin ich damit gleich bei einer der (wenigen) Schwächen des Buches, nämlich seiner gelegentlichen Langatmigkeit. Aber zunächst zu den Stärken: Hamilton entwirft ein wenn nicht realistisches so doch, trotz allen technischen Spielereien und Spinnereien, zumindest glaubwürdiges Bild der Zukunft der Menschheit. Und dieses Bild schildert er ebenso detailverliebt (auf technologischer Ebene) wie eindrücklich, z. B. die Geburt eines lebendigen Edeniten-Schiffes zusammen mit seinem späteren Kommandanten.
Die Anzahl der Akteure ist zunächst unüberschaubar, wie die der Handlungsstränge. Da aber jeder einzelne weitgehend spannend und mit viel Kolorit erzählt ist, trägt das überwiegend positiv zur Spannung bei. Ohne die vierzehn Seiten "Dramatis Personae" wäre ich allerdings aufgeschmissen gewesen...

Im Gegensatz zu anderen jüngeren Werken der SF habe ich hier den Eindruck, dass Hamilton nicht nur altbekannte Genre-Klischees perpetuiert, auch wenn er sie teilweise aufgreift, sondern sie immer wieder wieder durch innovative eigene Ideen ergänzt und so ein farbenfrohes, lebendiges Universum vor dem inneren Auge entstehen lässt. Die epische Breite des ganzen und die für das Genre angemessene, wenn auch nicht übermäßige Tiefe der charakterlichen Beschreibung der Hauptfiguren sorgen dafür, dass das Buch nie belanglos wirkt, auch wenn es mal eine ganze Weile nicht wirklich vorwärts geht.

Insgesamt eine gelungene, ideenreiche und erfreulich detaillierte Zukunftsvision, deren gelegentlich ausgesprochen düstere Anteile ihren Teil zum Reiz des Buches beitragen.



Armageddon 3 Seelengesänge

Nachdem auf dem Planeten Lalond durch einen Unfall ein Riss in das Universum gezogen wurde und die rastlosen Seelen der Menschen zurückkehrten und mehr und mehr Menschen von ihnen besessen wurden, ist nun die gesamte Menschheit bedroht, denn die "Rückkehrer" verfügen über erstaunlichste Fähigkeiten. Sie können Energiestöße als gefährliche Waffen nutzen und außerdem sind sie in der Lage, ihre Umwelt und ihr Äußeres zu verändern. Die Konföderation der Welten der Menschheit versuchte ihr bestes, um die Besessenen aufzuhalten, doch der Versuch scheiterte kläglich. Die Belagerung von Lalond wurde von den Besessenen durchbrochen.

Die Besessenen verbreiten sich in der gesamten Konföderation und ganze Welten fallen ihnen in die Hände. Es zeigt sich, dass vor allem die wenig technisierten Welten chancenlos sind. Mehr und mehr wird offenbar, dass die Situation für die zurückgekehrten Seelen keineswegs so gut ist, wie es scheint, denn sie verlieren nie den Kontakt zu dem Limbus aus dem sie entkommen sind und hören permanent den kollektiven Schrei der rastlosen Seelen die dort verblieben sind. Der einzige Ausweg ist ganze Welten aus dem Universum zu reissen. Das geschieht als erstes mit der Welt Norfork. Doch nicht alle Besessenen wollen dem Universum entfliehen. Einige wollen die Macht, die sie nun haben, voll ausschöpfen wie Quinn Dexter, der die totale Anarchie und Zerstörung anstrebt, und Al Capone, der ein Machtzentrum errichtet.

Derweil kommen auf die Menschheit noch ganz andere Probleme zu. Während es auf dem Habitat Tranquility immer mehr zu Gewissheit wird, dass das Problem der Besessenen etwas ist, dem sich alle Rassen irgendwann einmal stellen müssen, flieht Dr. Mzu von dem Habitat. Joshua Calvert (Hamiltons Hauptfigur) wird von Ione Sandal losgeschickt um sie zurückzubringen, doch er ist nicht der einzige, der hinter ihr her ist. Auch die Geheimpolizei der Konföderation und die Besessenen unter Al Capone versuchen ihrer habhaft zu werden, denn Mzu ist die Erfinderin des Neutronium Alchemisten, einer Sonnenbombe. Joshuas Mission ist klar: Diese fürchterlichste Waffe der Menschheit darf nicht in die falschen Hände geraten.

Kaum fassbar, dass die beiden Bände Seelengesänge / Der Neutronium Alchemist im Original nur ein Buch darstellen und der gesamte Zyklus eigentlich als Trilogie erschien. Doch der Umfang von 1600 Seiten hat sogar in den USA dazu geführt, dass der Band für die Taschenbuchausgabe aufgesplittet wurde. Es fällt schwer die äußerst komplexe Handlung zusammenzufassen. Das halbes Dutzend Handlungsstränge, die Vielzahl an Hauptpersonen, die das Namesregister am Ende des Buches rechtfertigen (meinen Dank hierfür), die vielen Welten, Habitate und Raumschiffe, die als Bühne für diese Space Opera dienen, lassen sich nur schwer in eine kurze Inhaltsbeschreibung zusammenfassen.

Doch wer jetzt denkt, dieses Buch wäre langatmig, der irrt. Hamiltons Welt ist so faszinierend und abwechslungsreich, dass nur ganz selten Langweile aufkommt. Außerdem verliert der Autor nie das Ziel seines Romans aus dem Auge und so werden die einzelnen Stränge diszipliniert fortgeführt und teilweise im zweiten Band abgeschlossen. Ebenso hervorzuheben ist die sehr schöne Art und Weise in der Hamilton die Technik und den Hintergrund des Universums beschreibt. Vieles wird nur am Rande erwähnt und es obliegt dem Leser sich den Rest zusammenzureimen und technische Details werden meist nur locker im Rahmen der Hanldung erklärt. Technik gehört zum Roman, hat aber keinen Selbstzweck. Davon könnte sich so mancher Hard SF Autor eine Scheibe abschneiden. Bestes Beispiel ist der Showdown der beiden Bücher in einem Asteroiden-Hüttenwerk. Aus dem All werden Asteroiden abgelenkt und gezielt zum Absturz gebracht um sie vor dem Werk ins Wasser stürzen zu lassen. Es entbrennt ein heftiger Kampf auf der Oberfläche wie auch im All. Es wird ein Asteroid umgelenkt um auf das Hüttenwerk zu fallen, während ein anderes Raumschiff mit einem Laser die Oberfläche bombadiert. Das Buch ist voll mit solch wunderbaren Details. Man sieht, die Technik hat keinen Selbstzweck, sondern ist von Wichtigkeit für die Geschichte

Etwas will ich noch hinzufügen: Dies ist kein Buch, welches man so nebenher und mit großen Pausen lesen kann. Dazu ist die Geschichte zu komplex. Wer aber dem Autoren seine Zeit schenkt und stetig liest, wird mit einem wunderbaren und faszinierenden Universum konfrontiert, das in der SF seinesgleichen sucht. Auf dem Buchumschlag wird Hamilton als Erneuerer der SF gefeiert. Dem kann ich nur zustimmen - das ist pure SF wie sie besser kaum sein kann.
Dafür gibt es 10 von 10 Punkte von mir.



Armageddon 5 Die Besessenen

Die Lage sieht schlecht aus für die Konföderation der Menschheit. Die Besessenen übernehmen Welt für Welt und das Chaos scheit alles verschlingen zu wollen. Währen auf New California Pläne geschmiedet werden in einem gewaltigen Krieg eine Enklave von Besessenen zu räumen hat es das Habitat Valisk in eine extrem feindliches Universum verschlagen. Besser erging es dem Planeten Norfork, doch auch hier gibt es Probleme: Auch wenn das Universum, in das Norfork versetzt wurde annähernd normale Bedingungen aufweist müssen die Besessenen für sich sorgen und Nahrungsmittel erzeugen. Außerdem verschmelzen Geist und Wirt immer mehr zu einer Person. Auch der Konflikt zwischen der konföderierten Navy und Capones Organisation erreicht ungeahnte Heftigkeit. Um Capone in die Schanken zu Weisen riskiert die Navy sogar, dass weitere Systeme aus dem Universum gerissen werden.

Die Konföderation sieht noch eine Chance, eine Lösung für das Problem zu finden: Ein extraterrestrisches Volk, die Tyrathca, die mit Generationsschiffe durchs Universum auf der Suche nach neuen Kolonien reisen, berichtete von der Existenz des schlafenden Gottes, einer Entität unbegrenzter Macht. Joshua Calvert und Syrinx machen sich auf, um diese zu finden. Dabei müssen sie Nachforschungen im ausgedienten Generationsschiff der Tyrathca anstellen. Unglücklicherweise habe diese seit der Posessionskrise den Kontakt zu den Menschen abgebrochen und haben angedroht, jeden Kontaktversuch mit kriegerischen Mitteln zu beantworten.

Es fällt schwer, die Fülle an Ereignissen zusammenzufassen - so viel passiert auf den gut 2000 Seiten dieser zwei Bände umfassenden Deutschen Ausgabe des Buchs. Dabei behält Hamilton sein Ziel stets im Auge. Der Leser erlebt fesselnde Ereignisse auf einem Dutzend Föderationswelten und man begreift mehr und mehr, dass der Konflikt so einfach nicht lösbar ist. Die Menschheit wurde durch einen Unfall mit einem Problem konfrontiert, dass dem sich diese erst in ferner Zukunft hätte stellen müssen, wenn die ethischen Grundlagen für eine sauberer Lösung dieses Konflikts bestanden hätten.

Ich will auf zwei Handlungsebenen kurz noch genauer beschreiben, um aufzuzeigen, wie interessant Hamiltons Werk ist: Da ist zum einen die Erde: Ein überbevölkerter Planet mit 30 Milliarden Einwohnern, die in Arkanologien geschützt vor der zerstörrten Umwelt der Erde leben. Es ist zunächst überhaupt nicht klar, wer eigentlich die Erde regiert und wie diese Macht die Erde beherrscht. Da hält Hamilton für den Leser einige Überraschungen bereit. Und die Beschreibung der Erde ist im hohen Maße faszinierend.

Und dann sind da noch die Tyrathca, ein schier unglaubliches Volk, das keine Phantasie zu haben scheint. Was sie an Technologie haben, ist geklaut und alles was sie können ist kopieren. Obwohl um ein vielfaches älter als die Menschen haben sie es nicht vollbracht ein Überlichttriebwerk zu entwickeln oder auch nur eines ihrer Geräte weiterzuentwickeln. Statt dessen wird alles vierfach eingabaut, damit nichts kaputt geht. Alles sehr faszinierend, obwohl man den Tyrathca nicht begegnen will. Sie sind ein abstoßendes Volk.

Anmerken will ich noch, dass Hamilton seine großartige, aber auch sehr düstere Trilogie mit einem positiven Ende abgeschlossen hat. Und es ist ein überraschendes Ende geworden, dass einem nachdenklich macht. Er bringt alles zu einem sinnvollen Ende, was nur damit erklärt werden kann, dass von Anfang an alles durchgeplant war. Der Autor hat nicht wie so macher seiner Kollegen planlos ins blaue geschrieben sondern das Ende beim schreiben immer im Auge gehabt. Ein würdiges Ende einer grandiosen Space Opera.
10 von 10 Punkten.



Armageddon 7 Zweite Chance auf Eden

Peter F. Hamilton hat mit Zweite Chance auf Eden eine Art Erweiterungsband zum Armageddon-Zyklus veröffentlicht, der kürzere und längere in sich abgeschlossene Geschichten beinhaltet, die alle im Armageddon-Universum beheimatet sind. Eine Art Chronik der Ereignisse, die das Verstehen der Handlungsorte erleichtert. Beginnend mit der Expansion in den Weltraum, erfährt der Leser mehr über die Entstehung der Bi-TeK Habitate, Bi-Tek Raumschiffe und der Entwicklung der Affinität.

Hamiltons (Bonus)Geschichten spielen sowohl auf fremden Welten, als auch in den Habitaten selbst. Dabei entsteht nie der Eindruck, dass diese Geschichten einzelne Storyfragmente aus dem Zyklus sind, die aus Platzgründen nicht mehr reinpassten. Im Gegenteil, jede Story ist ein Kleinod, von erlesener Qualität und jede für sich ein kleines Meisterwerk der Science Fiction.

Eine chronologische Zeittafel vor jeder Geschichte hält den Leser auf dem Laufenden, wann die Story spielt und was parallel dazu sonst noch passierte. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es zwecks Verständnis für das Armageddon-Universum besser ist, dieses Buch VOR dem eigentlichen Zyklus zu lesen. Einerseits bietet Zweite Chance auf Eden einen tollen Einstieg, anderseits wäre in einigen Fällen der Lesespaß, den der Armageddon-Zyklus beinhaltet, ein wenig eingeschränkt. Viele Dinge, die beim Lesen des Zyklus nur unzureichend beantwortet wurden, sind hier eingehend erklärt und könnten den Überraschungseffekt der Ideen Hamiltons zunichte machen.

Wie dem auch sei, zumindest für SF-Fans, die Peter F. Hamilton nicht kennen oder noch nicht gelesen haben, ist es ein Beispiel für die schriftstellerische Qualität des Autors.

Fazit

Zweite Chance auf Eden ist eine Sammlung von Edel-Kurzgeschichten, die noch einmal das "Sense of wonder Gefühl" aus dem Armageddon-Universum aufleben lassen und das Lesevergnügen bieten, dass nur die wirklich Grossen der SF erzeugen. Ein gelungener Abschluss für das Gesamtwerk Hamiltons und eine dicke Empfehlung wert.



Commonwealth 1 Der Stern der Pandora

Pandora’s Star spielt im Commonwealth-Universum des Autoren Peter F. Hamilton. Für die deutsche Buchausgabe wurde der Roman in die zwei Bände Der Stern der Pandora (2006) und Die Boten des Unheils (2006) geteilt.

Der Stern der Pandora fängt mit einer kuriosen Passage an: Voller Stolz landet Captain Wilson Kime mit seiner Mannschaft auf dem Mars und gleich darauf muss er feststellen, dass sie nicht die Ersten sind. Jungwissenschaftler auf der Erde haben ein Wurmloch zum Mars geöffnet und begrüßen nun mit einem frechen Grinsen die Astronauten. In den folgenden Jahrhunderten ist es die Wurmlochtechnologie, die den Weg zu den Sternen bereitet.
Nigel Sheldon, Erfinder der Wurmlöcher, ist auch Held des übrigen Romans. Wer es sich leisten kann, verjüngt sich nämlich mittels der "Rejuvenation". Gentechnik, Terraformung, geklonte Körper und vieles mehr kennzeichnen die Welt fünfhundert Jahre nach Sheldons Innovation.
Zu dieser Zeit beobachtet der Astronom Dudley Bose ein Sternsystem, das von einer gigantischen Kugelschale umhüllt ist, einer sogenannten Dyson-Sphäre. 'Wer oder was ist in der Lage, ein komplettes System innerhalb von Sekunden zu umhüllen?', fragt sich Bose. Ein zweites System ist ebenfalls von einer Dyson-Sphäre umgeben. Besorgnis macht sich breit, ob eine Bedrohung aus- oder eingesperrt werden sollte und inwieweit die Menschen davon betroffen sind.
Da in der betreffenden Sternenregion keine Wurmlochrouten liegen, wird der Bau eines überlichtschnellen Raumschiffs beschlossen. Mit dabei ist Wilson Kime, der das Schiff "Second Chance" nennt.
Nachdem ein Anschlag vereitelt und die Besatzung ausgewählt wurde, bricht die "Second Chance" zum System Dyson-Alpha auf. Die Dyson-Sphäre stellt sich als eine undurchdringliche Energiebarriere heraus. Nach einiger Zeit des Erkundens erlischt plötzlich die Barriere und die Besatzung der "Second Chance" wird mit einer kriegerischen Zivilisation konfrontiert, die, ohne zu fragen, gleich ihre Waffen einsetzt. An dieser Stelle endet "Der Stern der Pandora", genau im spannendsten Moment.

Der Stern der Pandora ist ein sehr umfangreicher Roman. Wären es weniger als siebenhundert Seiten gewesen, es hätte nicht geschadet. Peter F. Hamilton führt viele Personen und Handlungsstränge ein, die sich erst zum Ende hin verknüpfen. Hier kann noch nicht gesagt werden, ob Hamiltons Konzeption gelungen ist. Klarheit wird es erst mit dem zweiten Teil Die Boten des Unheils geben. Neben den bekannten Science-Fiction-Technologien, gibt es auch Außerirdische, die sich mal mehr oder weniger rätselhaft geben. Zwar gibt es durchaus Passagen, über die hinweggeblättert werden kann, insgesamt bietet der Roman befriedigende Unterhaltung.



Commonwealth 2 Die Boten des Unheils

Viele hundert Lichtjahre von der Erde entfernt gibt es einen Stern, der urplötzlich vom Sternenhimmel verschwand. Dieses Phänomen wurde schon öfters beobachtet, aber dass der Himmelskörper von einen Augenblick zum nächsten verschwand, sorgt für Entsetzen, denn was kann das Licht eines Sterns einfach so ausblenden? Man beschließt, eine Expedition zu dem Stern zu entsenden, doch schon regt sich Widerstand und manch einer sieht in der Mission einen Fehler. Tatsächlich sollen diese Kreise Recht behalten, denn die Mission öffnet im wahrsten Sinne die Büchse der Pandora und die Gefahren, die freigesetzt wurden, kann man nun nicht mehr aufhalten: Der Schild, der die Sonne und das System des System Dyson Alpha verschloss, verschwindet kurz nach Ankunft der menschlichen Expedition. Kurz darauf werden die Bewohner des Systems auf das Raumschiff aufmerksam und es wird sofort klar, dass dieses Volk keinen friedlichen Austausch sucht. Die Menschheit und das Commenwealth müssen sich einer Bedrohung stellen, die nicht nur von außen auf den Verbund der Welten eindringt, sondern auch von innen wirken Kräfte gegen die Föderation. Eine unbekannte, außerirdische Macht arbeitet mit menschlichen Agenten auf den Untergang des Commenwealths hin und sie trägt auch die Verantwortung für das Fallen des Schirms.

Peter F. Hamiltons Armageddon-Zyklus war eines der SF-Highlights Ende des letzten Jahrhunderts, und so war ich gespannt auf dieses neue Epos. Doch leider wurde recht bald offenbar, dass der britische Autor qualitativ nicht an sein Meisterwerk anknüpfen konnte, denn der Entwurf des Universums ist dieses Mal nicht so gut gelungen. Anstatt innovativer frischer Ideen bekommt man Altbackenes vorgesetzt. Dies wirkt sich sehr nachteilhaft auf den eher trägen Schreibstil des Autors aus. Während beim Armageddon-Zyklus die wirklich brillanten und phantastischen Ideen den Leser bestens unterhielten und einen recht langatmigen Anfang sehr unterhaltsam machten, ist hier nun - da nur Altbekanntes präsentiert wurde - eher Tristes angesagt. Dem Buch hätte es sehr, sehr gut getan, wenn es auf die Hälfte des Umfangs gekürzt worden wäre. So aber muss sich der Leser durch viele langatmige Passagen kämpfen. Da ist z. B. eine Polizistin, die einen Mord aufklären muss (Richard Morgan hatte eine sehr ähnliche Geschichte in seinem Roman "Das Unsterblichkeitsprinzip" um ein Vielfaches besser erzählt), ein Wissenschaftler, der eine metaphysische Reise unternimmt (gähn) und auf die Spuren der außerirdischen Gegner der Menschheit stößt, und viel, viel Politik aus dem Commenwealth. Die Erkundung des Dyson-Systems und die Konfrontation mit den Aliens nimmt erstaunlich wenig Raum im Buch ein.

Alles in Allem war das Buch (oder die Bücher - im Deutschen wurde der Roman geteilt) eine herbe Enttäuschung. Meist dominierte gepflegte Langeweile in Handelungssträngen, die wohl erst im Nachfolgeband Wichtigkeit erlagen werden. Es scheint, als ob Peter F. Hamilton die meisten seiner guten Ideen im Armageddon-Zyklus verbraten hat und nun mit seinem neuen Werk über eine Mittelmäßigkeit nicht hinauskommt. Ich überlege mir sehr schwer, ob ich den zweiten Band dieser Duologie wirklich lesen soll. Derzeit bewegt mich wirklich nichts dazu. Die wirklich guten Passagen waren dafür viel zu selten.
5 von 10 Punkten

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