Eco, Umberto - eBook

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Eco, Umberto

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Umberto Eco, geboren 1932 in Alessandria, ist der meistgelesenste italienische Autor der Gegenwart. Dafür sorgten seine Romane wie Baudolino oder Das Foucaultsche Pendel, vor allem aber der historisch-mystische Krimi Der Name der Rose, der mit Sean Connery in der Hauptrolle 1986 äußerst erfolgreich verfilmt wurde.

Im Alter von 22 Jahren schloss Umberto Eco sein Studium an der Universität in Turin mit seiner Magisterarbeit über die Lehre der Ästhetik des Thomas von Aquin ab, später arbeitete Eco als Kulturredakteur beim staatlichen italienischen Fernsehen RAI. Umberto Eco lehrte danach an der Philosophischen Universität Mailand, an der Fakultät für Architektur an der Universität in Florenz und am Politechnikum in Mailand.

Umberto Eco wurde mit zahlreichen Ehrendoktoraten verschiedener Universitäten, an denen er auch Seminare abhielt, ausgezeichnet.Seit 1989 ist er Präsident des International Center for Semiotic and Cognitive Studies, seit 1994 Ehrenpräsident der International Association for Semiotic Studies und seit 1999 Präsident des Instituts für höhere humanistische Studien an der Universität Bologna. 2003 wurde Umberto Eco vom französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac mit dem offiziellen Titel der „Legion d’Honneur“ ausgezeichnet.

Nach weiteren wissenschaftlichen Tätigkeiten, Mitarbeiten für verschiedene Tageszeitungen, die UNESCO sowie zahlreicher Organisationen, Akademien und nationale wie internationale Publikationen wagte Umberto Eco mit 1980 mit Der Name der Rose den Schritt in die Belletristik.

Baudolino

Konstantinopel brennt! Die prachtvolle Hauptstadt des Byzantinischen Reiches – erobert, geplündert und in Flammen gesetzt von den Rittern des vierten Kreuzzuges. Doch einer von ihnen, ein gewisser Baudolino aus Alessandria, erzählt uns seine unglaublichen Abenteuer auf der Suche nach den Mördern des Kaisers Friedrich Barbarossa.

Im Jahre 1155 war der Bauernsohn Baudolino aus dem Piemont zwölf Jahre alt, vielleicht auch 13. So genau wussten das seine Eltern nicht. Jedenfalls begann er damals, alles das, was er erlebte, aufzuschreiben. Dass ein Kind, und gar ein Bauernsohn, in diesem Alter im 12. Jahrhundert überhaupt schreiben konnte, war schon ungewöhnlich. Baudolino war aber in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Kind. Sprachen bereiteten ihm überhaupt keine Probleme. Er musste nur den Leuten einige Zeit zuhören und konnte sich mit ihnen in deren Sprache verständigen.

Den größten Spaß jedoch hatte Baudolino damit, Geschichten zu erfinden. Und zwischen dem, was er wirklich erlebt hat, und dem, was er sich ausgedacht hat, hat er Zeit seines Lebens nie einen großen Unterschied gemacht. Denn wenn er etwas erzählte, was er sich ausgedacht hatte und von den Zuhörern große Zustimmung erhielt, dann glaubte er seine Geschichten selber.

Gerne trieb er sich im Wald herum und beobachtete dort Einhörner. Einmal erschien ihm sogar im Nebel der Sümpfe der heilige San Baudolino. Und eines Tages begegnete er sogar, ohne zu wissen, wen er vor sich hatte, dem Kaiser Friedrich Barbarossa. Ihm erzählte er, dass San Baudolino ihm gesagt hatte, der Kaiser werde die Stadt Tortona erobern. Der Kaiser war so begeistert von Baudolino und seinen Geschichten, dass er den Bauernsohn von dessen Vater abkaufte und ihn zu seinem Adoptivsohn machte.

Der beste Berater des Kaisers

Baudolino wird mit seinen raffinierten Ratschlägen zum besten Berater des Kaisers. Selbst Dinge, die dem Kasier zum Nachteil gereichten, konnte Baudolino so hinstellen, dass Barbarossa es als großen Sieg für sich betrachtete. Unterrichtet wurde Baudolino in seiner Jugend von Bischof Otto von Freising und dessen Sekretär Rahewin, dem er jedoch schon bald überlegen war. Von Otto erfährt Baudolino zum ersten Mal vom sagenhaften Reich des Priesterkönigs Johannes. Doch auch nach Ottos Tod gab es für Baudolino noch genügend zu lernen, und so schickte ihn der Kaiser zum Studieren nach Paris.

Dort lernte er einige Freunde kennen, die ihn weite Strecken seines weiteren Lebens begleiteten: Der Poet, der nie in seinem Leben ein Gedicht geschrieben hatte. Abdul aus Hibernia, der davon überzeugt war, dass die Erde eine Kugel ist. Der Scholar Boron, Boidi, Kyot, der Rabbi Salomon und noch ein paar andere. Mit ihnen zusammen erfindet er den Brief des Priesters Johannes, des mächtigsten Königs des Orients, um ihn als politische Waffe gegen den Papst einsetzen zu können. Und mit ihnen zusammen macht er sich nach vielen Jahren schließlich auch auf den Weg in das Reich von Johannes auf eine abenteuerliche Reise, die als 3. Kreuzzug in die Geschichtsbücher eingegangen ist.

Historischer Hintergrund

Friedrich I. wurde 1155 in Rom zum Kaiser gekrönt. Seinen Beinamen Barbarossa erhielt er wegen seines roten Bartes. Er baute die stauferische Hausmacht zwischen Elsaß und Egerland aus und war ständig in wechselvolle Kämpfe mit den lombardischen Städten und Papst Alexander III. verwickelt. Friedrich Barbarossa verkörperte das ritterliche Ideal der damaligen Zeit. Unter seiner Regierung begann sich die deutsche Kultur zu entfalten. Auf dem von ihm angeführten 3. Kreuzzug ertrank er beim Baden im Fluß Saleph. Nach der Sage wartet Friedrich im Kyffhäuser auf die Wiederkehr des deutschen Kaisertums.

Nicht nach zehn Seiten aufgeben

„;ich Baudolino sohn des Galiaudo von denen Aulari mit einem Haupt alswî ein leu helleluja Dank sei dem Herrn der mir möge vergêben ich hab gemacht den gröszten raub meines lebens indem ich genommen aus einem schrein des herrn bischoffs Otto vil bögen die vielleicht gehören der kaiserlichen Kanzlei und hab sie fast allesamt abgeschabet auszer wo es nit abgienc…“;

Keine Angst, nur die ersten 11 Seiten in diesem mittelalterlichen Schreibstil muss man überstehen. Die restlichen knapp 600 Seiten sind in verständlichem Hochdeutsch abgefasst. Nach dieser ungewöhnlichen Einleitung beginnt die Handlung im Jahre 1204, als Baudolino dem Geschichtsschreiber Niketas Choniates begegnet. Dieser Niketas soll Baudolinos Geschichte aufschreiben, und so wird der größte Teil des Buches anschließend in Rückblenden erzählt.

Doch was ist nun „;Baudolino“; überhaupt für ein Roman?

„;Baudolino“; ist eine fiktive Biografie mit historischem Hintergrund, eine Aneinanderreihung von Anekdoten, ein wenig Kriminalroman mit Fantasy-Elementen und philosophischen Einblicken, ein mittelalterliches Märchen mit Anspielungen auf die heutige Zeit, ein Abenteuerroman oder ein politischer Schelmenroman, in dem natürlich auch die Liebe nicht fehlen darf.

Zu viel für ein einziges Buch?

Ja und Nein. Keiner, der das Buch gelesen hat, wird abstreiten können, dass „;Baudolino“; ein sehr abwechslungreiches Werk ist. Doch ist sicher nicht jeder lange Abschnitt für jeden Leser interessant. So musste ich mich durch den ca. 100 Seiten langen philosophischen Teil doch hindurchquälen, bevor dann auf den letzten 50 Seiten schließlich noch die Krimi-Liebhaber auf ihre Kosten kommen. Eco stellt nämlich in seinem Roman die Todesart von Kaiser Friedrich Barbarossa in Frage. Der Historie nach beim Schwimmen ertrunken, im Buch vielleicht schon in der Nacht davor ermordet? Die Auflösung birgt sehr überraschende Wendungen.

Die Reise in das unbekannte Land hinter den für Europäer im 12. Jahrhundert erschlossenen Gebieten östlich des heiligen Landes ist ein groteskes Abenteuer und eine Freude für jeden Fantasy-Liebhaber. Bizarre Gestalten bevölkern dieses rätselhafte Gebiet kurz vor dem bewohnten Ende der Welt. Dahinter ist nur noch der Ozean und dann noch das Paradies. So oder ähnlich sahen die Vorstellungen der Menschen über die Erde im 12. Jahrhundert aus. Da gibt es Wesen, die nur ein Bein in der Mitte mit einem großen Fuß besitzen und sich hüpfend schneller bewegen als die „;normalen“; Menschen. Oder Wesen mit dem Penis an der Brust, ungeeignet für den Kampf, da sie gleich beim ersten Rempler „;einen in die Eier kriegen“;. Und es gibt Gestalten mit so großen Ohren, dass sie diese wie einen Mantel benutzen können.

Die erste Hälfte des Romans jedoch ist weniger abstrakt. Wunderschöne Anekdoten reihen sich aneinander, bei denen man sich so manches Grinsen nicht verkneifen kann. Zu schön, wie einfach heilige Reliquien „;hergestellt“; werden. Bei politischen Entscheidungen geht es nicht um richtig oder falsch, sondern einzig darum, wie man seine Handlungen begründet. So kann es einem Kaiser auch mal zu höherem Ruhm gereichen, wenn er eine Stadt verschont, anstatt sie zu erobern. Baudolino verstand es meisterhaft, immer die richtigen Gründe für die Taten des Kaisers zu finden. Mit einfachsten Mitteln konnte er seinen Adoptivvater manipulieren und so die Geschichte entscheidend mitbestimmen. So ist auch die Gründung der italienischen Stadt Alessandria einzig und allein Baudolino zu verdanken. Glücklicherweise, denn sonst hätte die Stadt nicht solche Berühmtheiten wie den Schriftsteller Umberto Eco hervorbringen können.

Verschmelzung von Realität und Fantasie

Doch Eco wäre nicht Eco, würde er in dem Ganzen nicht einen Bezug zur Gegenwart aufzeigen. Die Macht der Manipulation spielt auch in der Politik unserer Zeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. Leider jedoch habe ich wohl nur die wenigsten Anspielungen auf die heutige Zeit verstanden.

Meisterhaft versteht Umberto Eco die Verschmelzung von Realität und Fantasie. „;Baudolino“; bietet dem Leser in großen Teilen anspruchsvolle Unterhaltung, doch leider auch immer wieder gepflegte Langeweile. Endlose Aufzählungen italienischer Städte oder Namen fallen ebenso darunter wie Ecos Abschweifungen in philosophische Themen, wobei die Diskussionen über die Existenz eines Vakuums noch zu den interessanteren zählen. Der Schreibstil des Autors ist einfacher geworden im Vergleich zum „;Focaultschen Pendel“;. Natürlich ist Eco als Semiotiker ein sprachlicher Künstler, doch sind seine Satzkonstuktionen selten überlang und verworren. Dennoch verhindern lange oft seitenweise Absätze stellenweise ein allzu flüssiges Lesen.

Mit „;Baudolino“; ist Umberto Eco wahrlich ein Kunstwerk von einem Roman gelungen. Das Buch bietet sowohl Unterhaltung als auch geschichtliche Fakten, doch die wichtigsten Informationen muss sich der Leser selbst erarbeiten.

Das Foucaultsche Pendel

Drei Mailänder Verlagslektoren, die beruflich ständig über okkulte Wissenschaften, Geheimbünde und kosmische Komplotte lesen müssen, stoßen auf ein äußerst rätselhaftes Dokument aus dem 14. Jahrhundert. Darin ist von alle 120 Jahre wiederkehrenden Zusammenkünften der „;36 Unbekannten“;, der Nachfahren der mysteriösen Tempelritter, die Rede. Die drei Spötter stürzen sich in das Labyrinth der Geheimlehren. Spielerisch erdenken sie eine gigantische Verschwörung. Aber dann merken sie, daß jemand ihre Phantasien ernst nimmt. Und der schreckt offenbar auch vor Mord nicht zurück…

Der Friedhof in Prag

Paris, 1897. Der Italiener Simonini erwacht in einer Pariser Wohnung ohne Erinnerung an die vergangenen Tage. Er beginnt Tagebuch zu schreiben, um sich von seiner Kindheit über die Erlebnisse während des Risorgimento und der Pariser Kommune an die Gegenwart heranzutasten. Doch während er schläft, kommentiert jemand seine Einträge und entlarvt Simonini nicht nur als durchtriebenen Fälscher und Agenten, sondern auch als höchst gefährlichen Antisemiten und Mitverfasser der Protokolle der Weisen von Zion.

Der Name der Rose

Dass er in den Mauern der prächtigen Benediktinerabtei an den Hängen des Apennin das Echo eines verschollenen Lachens hören würde, das hell und klassisch herüberklingt aus der Antike, damit hat der englische Franziskanermönch William von Baskerville nicht gerechnet. Zusammen mit Adson von Melk, seinem etwas tumben, jugendlichen Adlatus, ist er im Jahr 1327 in einer höchst delikaten politischen Mission unterwegs.

Doch in den sieben Tagen ihres Aufenthalts werden die beiden mit kriminellen Ereignissen und drastischen Versuchungen konfrontiert: Ein Mönch ist im Schweineblutbottich ertrunken, ein anderer aus dem Fenster gesprungen, ein dritter wird tot im Badehaus gefunden. Aber nicht umsonst stand William lange Jahre im Dienste der heiligen Inquisition. Das Untersuchungsfieber packt ihn. Er sammelt Indizien, entziffert magische Zeichen, entschlüsselt Manuskripte und dringt immer tiefer in ein geheimnisvolles Labyrinth vor, über das der blinde Seher Jorge von Burgos wacht …

Die Insel des vorigen Tages

Im Jahre 1643: Der junge Piemontese Roberto de La Grive ist in geheimer Mission unterwegs. Als Spion im Dienste Frankreichs begibt er sich auf die Suche nach dem Nullmeridian, dem zur exakten Navigation notwendigen Fixpunkt der Erde. Doch genau in dem Moment, als er der Aufklärung des Rätsels nahe gekommen ist, sinkt sein Schiff in einem Sturm und nur Roberto kann sich retten. Tagelang treibt er im Pazifik, bis er auf ein verlassenes Schiff stößt. Aber nach einer Weile merkt er, daß noch jemand außer ihm an Bord ist. Und der Fremde ist, wie sich zeigt, hinter dem gleichen Ziel her wie Roberto…

Dennoch sieht Roberto in dem Fremden seinen Schicksalsgenossen. Von seinem Versuch, zu der Insel des vorigen Tages, die östlich der Datumsgrenze liegt, zu gelangen, kehrt der Fremde jedoch nicht mehr zurück. In seiner Verlassenheit beginnt Roberto sich einen Roman auszudenken, in dem sich Wahn und Wirklichkeit immer mehr vermischen. Dies führt zu einer waghalsigen Entscheidung…

Atomuhr - Kalender
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