Child, Lee-Rezension - eBook

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Child, Lee-Rezension

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Jack Reacher 02 Ausgeliefert

Eine jede gute Tat wird prompt bestraft auf dieser Welt …Jack Reacher, ehemaliger Elitesoldat und Militärpolizist, nun Türsteher in einem Musikclub in Chicago, will eigentlich nur einer jungen Frau mit einer Sportverletzung behilflich sein – und gerät mitten in eine Entführung! Gemeinsam mit der Frau zwingen ihn drei Männer, in einen alten Lieferwagen zu steigen. Seine unfreiwillige Gefährtin entpuppt sich in mehrfacher Hinsicht als wertvolle Geisel: Holly Johnson, 27, arbeitet für das örtliche Büro des FBI, Abteilung Finanzstraftaten. Sie ist aber auch die Tochter von General Johnson, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs und damit ranghöchster Soldat der Vereinigten Staaten – und das Patenkind des Präsidenten!

Entsprechend fällt die Reaktion der Behörden aus, als sich herausstellt, dass Holly Johnson verschwunden ist. FBI-Abteilungsleiter McGrath und die Agenten Brogan und Milosevic (sic!) bilden nur die Spitze eines vielköpfigen und eifrigen Ermittlungsteams, das bald die Spur der Kidnapper aufnimmt, die eher durch ihre Brutalität als durch kriminelle Professionalität auffallen. Mit Jack Reacher haben sie ahnungslos einen Mann entführt, der weder willens noch gewohnt ist, eine Opferrolle zu übernehmen. Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner unfreiwilligen Gefährtin beginnt Reacher unverdrossen an einer Befreiung zu arbeiten. Diese Bemühungen drohen jedoch im Sande zu verlaufen, als sich endlich herausstellt, wer hinter der Entführung steckt: Beau Borken ist der »Kommandant« der »Montana Militia«, einer der zahllosen selbsternannten militanten Gruppen, die mit der offiziellen Politik der US-Regierung nicht einverstanden sind. In diesen Milizen kommen jene zusammen, für die sich der amerikanische Traum nicht erfüllt hat, mit der Gegenwart einer globalisierten Alltagswelt nicht zurecht kommen und sich nach den »guten alten Zeiten« zurücksehnen, in denen der redliche, einfache (und natürlich weiße) Mann das Sagen hatte. Beau Borken ist eine charismatische Führernatur, die am »realen Leben« gescheitert ist – eine gefährliche Kombination, die ihn in den Cäsarenwahn getrieben hat.

Für die Demütigungen der Vergangenheit will Borken sich rächen. Er sammelt jene, die ähnlich denken wie er, um sich und schwingt sich zu ihrem Anführer auf. Widerstand duldet er nicht und ahndet ihn mit brachialer Gewalt. Mit seinen verblendeten Anhängern hat er in einer abgelegenen Waldregion Montanas einen Staat im Staat gegründet und übt dort ein mörderisches Schreckensregiment aus. Schwer bewaffnet und sich über das Gesetz erhaben fühlend, lebt die »Montana Militia« das, was sie für die »wahren amerikanischen Werte« hält. Intoleranz gegen alle, die »anders« sind, wird großgeschrieben. Borkens Ehrgeiz geht sogar so weit, sich von den Vereinigten Staaten loszusagen und sich zum Herrscher eines eigenen »Landes« auszurufen. Die Entführung des Patenkindes des Präsidenten soll ihm die nötige Publicity sichern.

Die Rechnung geht auf, doch Jack Reacher erweist sich als Störfaktor. Dabei muss er gleich an mehreren Fronten kämpfen: gegen den unberechenbaren Borken, gegen das Militär und die Behörden, die ihn irrtümlich für einen der Kidnapper halten – und gegen einen Maulwurf in den Reihen des FBI, der Borken über die Aktivitäten seiner Gegner stets auf dem Laufenden hält. Daher ist die Miliz gewarnt, als ihr Schlupfwinkel von den Regierungskräften entdeckt und eingekreist wird. Ein erbitterter Kampf bricht los, in dem sich Jack Reacher als Zünglein an der Waage erweist. Freilich wird deutlich, dass auch er die perfide Schlauheit Borkens unterschätzt hat …

Jack Reacher ist wieder da – und zum zweiten Mal (nach »Größenwahn«) ist der heimatlose Ex-Soldat, der seine ihm fremde Heimat bereist und kennenlernen möchte, zum falschen Zeit am falschen Ort. Er, der nur seine Ruhe haben möchte, gerät in ein wahnwitziges Intrigenspiel, das lange undurchschaubar bleibt. So lange dies auch auf den Leser zutrifft, ist »Ausgeliefert« ein Thriller, der an Dichte und Spannung kaum zu überbieten ist. Trügerisch ruhig, fast dokumentarisch schildert Lee Child eine tarantinoeske Welt, in der die Gewalt wie selbstverständlich zum Alltagsleben gehört.

Der deutsche Titel ist insofern irreführend; weder Jack Reacher noch Holly Johnson sind ihren Entführern jemals wirklich ausgeliefert. Vom ersten Augenblick ihrer Gefangenschaft machen sie sich mit der Gelassenheit des wahren Profis daran, ihren Peinigern nicht nur zu entkommen, sondern sie auch gleich auszuschalten. Dass die harte Schale der FBI-Beamtin dabei bald einige Sprünge bekommt, gehört zum Repertoire des Action-Thrillers: Selbst in der politisch korrekten Welt der Gegenwart muss die weibliche Hauptrolle dem Helden stets unterlegen sein, damit er sie retten kann, was der Handlung zugute kommt und ihn im Finale noch strahlender dastehen lässt.

Das handwerkliche Talent des Autoren erweist sich als willkommener Rettungsanker, als dem starken Anfang die enttäuschende Auflösung folgt: wieder einmal die Mär vom irren Bösewicht, der nach der Weltherrschaft greift! Da nützt auch das solide Fundament nichts, auf das Child seine Story setzt: Zwischen zwölf und 46 Millionen US-Bürger würden eher einer Miliz folgen als der rechtmäßig eingesetzten Regierung, liest man da, und angesichts der sorgfältigen Recherche, die »Ausgeliefert« erkennen läßt, glaubt man das dem Autor auch. Wie verhält sich eine Regierung, wenn ein Viertel ihrer Bürger sich gegen sie wenden würde? Holly Johnsons Entführung entwickelt sich erwartungsgemäß rasch zum Politikum, das den Behörden die Hände bindet. Die daraus resultierenden Verwicklungen werden pflichtschuldig angedeutet, geraten dann aber in den Hintergrund, denn die realistische Rekonstruktion eines Geiseldramas à la Waco ist Childs Anliegen nicht. Action, Action und noch einmal Action – das ist der Treibstoff, der seine Feder fliegen lässt!

Hat der Leser es geschafft, sich über die zahlreichen verschenkten Ansätze zu einer etwas tiefgründigeren Geschichte hinwegzutrösten, kommt er (oder sie) aber durchaus auf seine Kosten, denn Child versteht etwas von seinem Job. Freunde wird er sich unter den Literaturkritikern freilich nicht machen. Das liegt nicht nur daran, dass »Unterhaltung« für diesen Menschenschlag per se etwas Verdächtiges ist. Schlimmer noch: Child arbeitet auch in seinen Gewaltszenen, an denen er nicht spart, mit ausgesprochener Liebe zum Detail. Mit beinahe schon fetischistischer Inbrunst widmet er sich den zahlreichen im Einsatz befindlichen Feuerwaffen und entwickelt dabei eine Poesie, die in eigenartigem Kontrast zum Gegenstand seiner Bewunderung steht. Der Vorwurf der Gewaltverherrlichung greift hier allerdings zu kurz; er ist heute ohnehin eher zum Pavlowschen Reflex verkommen. Für Child ist Gewalt nichts Positives, sondern etwas, dass für bestimmte Menschen zum Alltag gehört. Sie haben gelernt, damit umzugehen – im Guten wie im Bösen -, und wenden sie ebenso lakonisch wie folgerichtig an: Profis eben.

Wo die Kugeln tief fliegen, bleiben die Charaktere besser flach. »Ausgeliefert« stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Jack Reacher kommt, killt und geht, ohne eine innere Entwicklung zu durchlaufen. Das macht ihn zum idealen Serienhelden – und die Vereinigten Staaten sind groß, das Potenzial an Kriminellen, Spinnern und Möchtegern- Diktatoren ist gewaltig! Drei weitere Abenteuer hat Child sein Ein-Mann-A-Team inzwischen durch- und überleben lassen, die weitgehend denselben Mustern folgen. Ebenso austauschbar sind die übrigen Figuren, an ihrer Spitze der nur scheinbar dämonische Beau Borken, der zunächst und erfolgreich zum Genie des Bösen stilisiert wird, doch rasch zum Allerweltsschurken (Blofeldfaktor 5) degeneriert, sobald Child ihn persönlich auftreten lässt. Wie Borken zum Herrn eines eigenen »Staates« aufsteigen konnte, bleibt angesichts seiner offensichtlichen Unfähigkeit rätselhaft. Dass es Menschen wie Borken in der Realität gibt, sei jedoch unbestritten; offenbar haben sie etwas an sich, das sich nicht in Worte fassen lässt, jedenfalls nicht durch einen Schriftsteller wie Lee Child.

Das Erstaunliche an den Reacher-Romanen ist die Tatsache, dass der Mann, der sie so kundig im Herzen der USA anzusiedeln weiß, ein waschechter Brite ist. 1954 im englischen Coventry geboren, arbeitete Lee Child zwanzig Jahre beim Fernsehsender »Granada Television«, wo er u. a. zahlreiche hochklassige Thrillerserien (darunter »Prime Suspect«/»Heißer Verdacht« und »Cracker«/»Ein Fall für Fitz«) betreute. Das »Filmische« schlägt sich daher sichtlich in seinen Romanen nieder, die wie Drehbücher angelegt sind. Der Teamarbeit müde, wie er sagt, sattelte Child in den späten Neunzigern um. Seine Karriere als Schriftsteller ging er generalstabsmäßig an. Schreiben wollte er für ein möglichst großes Publikum, und das sitzt seiner Meinung nach jenseits des Großen Teiches. Ausgedehnte USA-Reisen hatten ihn mit Land und Leuten bekannt gemacht, so dass die Rechnung schon mit dem Erstling »Killing Floor« 1997 aufging. Im Jahr darauf ließ sich Child in seiner neuen Wahlheimat nieder.



Jack Reacher 03 Sein Wahres Gesicht

Jack Reacher, Elite-Soldat und Militär-Polizist, bis ihn die Armee von zwei Jahren »freigestellt« hat, ist auf seiner ziellosen Reise durch die USA in Key West, Florida, gelandet. Für gutes Geld gräbt er Swimmingpools, verdingt sich nach Feierabend als Leibwächter in einer Oben-ohne-Bar und ist recht zufrieden mit seinem Los. Eines Tages fällt ihm ein Privatdetektiv namens Costello auf, der ihn im Auftrag einer »Mrs. Jacob« aus New York finden soll. Reacher hat keine Ahnung, wer dies ist und hält sich daher unauffällig im Hintergrund, wie es seiner Art entspricht – was klug ist, denn Costello hart auf den Fersen sind zwei Schläger, die dem Detektiv auflauern, ihn nach Reacher »befragen« und, als er nichts preisgeben kann, brutal umbringen.

Reachers alte Polizisten-Instinkte brechen wieder durch. Er reist nach New York, wo er rasch ermittelt, dass sich hinter »Mrs. Jacob« niemand anders als Jodie Garber verbirgt, die Tochter seines verehrten militärischen Lehrmeisters und väterlichen Freundes General Leon Garber, der gerade seinem Herzleiden erlegen ist. In den letzten Lebenswochen beschäftigte ihn der seltsame Fall der Hobies, eines alten Ehepaares, dessen Sohn Victor vor fast dreißig Jahren als hoch dekorierter Helikopter-Pilot im Vietnamkrieg verschollen ist. Die Ungewissheit quält die Eltern, die vor ihrem nahen Tod endlich erfahren wollen, was aus dem einzigen Kind geworden ist. Das Militär mauert, und Garber sollte herausfinden wieso. Er konnte vor seinem Ende noch in Erfahrung bringen, dass Victor Hobie beim Absturz seiner Maschine zwar schwer verletzt und verstümmelt wurde, aber keineswegs gefallen ist. Er desertierte aus dem Lazarett, tötete dabei einen Kameraden und verschwand mit viel Geld, das er durch allerlei krumme Geschäfte ergaunert hatte. Ein Mustersoldat als übler Gauner – dies war dem Militär vor dem Hintergrund des ohnehin gescheiterten Vietnam-Abenteuers so peinlich, dass es Hobies Akte einfach schloss.

Als »Hook« Hobie – den rechten Unterarm ersetzt nun ein stählerner Haken – ist der abgefallene Kriegsheld schon lange in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt. Zu seinen trauernden Eltern hat er nie Kontakt aufgenommen, sondern sich als Kredithai in New York eingerichtet. Gerade ist er dabei, den unglücklichen Kleinindustriellen Chester Stone um seine Firma und sein Privatvermögen zu bringen. Aber dies braucht seine Zeit, die Hobie auch durch seine üblichen Praktiken – Einschüchterung, Kidnapping, Folter und Mord – nur unwesentlich abkürzen kann. Dabei wird eng für Hobie, der weiß, dass Jack Reacher in der Nachfolger General Garbers seine Spur wieder aufgenommen hat. Aus Vietnam melden ihm Spitzel, dass die Mitarbeiter der zentralen Identifizierungsstelle des US-Heeresministeriums, die immer noch die Gefallenen des Vietnamkrieges bergen, das Hubschrauberwrack gefunden und bemerkt haben, dass eine Leiche fehlt …


Der dritte Reacher-Thriller erscheint hierzulande als vierter – der Goldmann-Verlag hat die beiden Bände offensichtlich vertauscht und kümmert sich wohl auch nicht um die korrekte Reihenfolge, die durch einen Blick auf die Bibliografie des Verfassers – die so lang ja noch nicht ist – kinderleicht zu wahren wäre. Buchfabrik-Alltag 2002 – ärgern wir uns nicht, sondern rücken wir das, was wir schon wissen, ein wenig zur Seite und passen in die Lücke ein, was wir nun über Jack Reacher, den fahrenden Ritter der unauffälligen, aber sicherlich nicht traurigen Gestalt.

Sehr breit muss diese Lücke leider nicht sein: »Sein wahres Gesicht« fällt gegenüber dem grandiosen ersten und großartigen zweiten Band der Serie deutlich ab. (Mit Teil 4 findet Reacher dann schon wieder fast zur alten Form zurück.) Dabei ging Verfasser Child von der sehr richtigen Prämisse aus, dass er seinen Helden nicht weiter durch die USA ziehen, hier und da Station machen und dabei Lumpenpack in Legionsstärke ausrotten lassen kann. Reacher musste sich weiterentwickeln, und zunächst geht Childs Rechnung auf: Der Mann ohne Vornamen bekommt eine Vergangenheit – keine großartige, aber eine überzeugende: Reacher ist ein Mann ohne echte Wurzeln, der ein Leben führte, für das die Armee die Verantwortung übernahm. Als er dann ausrangiert wurde, warf ihn das aus der Spur. So ist seine ziellose Reise durch Amerika auch eine Flucht – vor besagter Verantwortung nämlich, die ihm nun hart auf den Fersen ist und ihn schließlich einholen wird. Der harte Reacher fürchtet sich – der Leser nimmt es hin und muckt auch nicht auf, als dann auch noch Amor zuschlägt.

Heikel wird es erst, als sich die zunächst undurchsichtige Story des Komplotts, das dieses Mal direkt auf Reacher zielt, allmählich zu entwirren beginnt. Zum Vorschein kommt ein reichlich abgegriffener Plot. Zum einen stimmt Child noch einmal das uralte Vietnam-Klagelied an. Ein Vierteljahrhundert später ist aus dem realen Asien-Desaster für die Unterhaltungsindustrie ein Bühnenbild mit fixen Konstanten geworden: Jawohl, dieser Krieg war Unrecht, aber der brave Durchschnittssoldat wurde von einer kleinen Schar korrupter Politiker und Kriegsgewinnler mindestens ebenso aufs Kreuz gelegt wie die einheimischen Vietnamesen …Das ist natürlich hanebüchen, aber in genau dieses Fahrwasser steuert Child. Dass Reacher als Ex-Soldat wohl nicht gerade auf die Flagge spuckt, damit hatten wir gerechnet, aber dass er nun ständig den Drang verspürt, sogar vor morschen Knochen zu salutieren, um den »die Jungs« in ?Nam seine Reverenz zu erweisen, ist doch ein reichlich starkes Stück.

Solche pseudo-tragischen, dreist auf Lesers Tränendrüse drückenden Intermezzi lenken indes nicht von der eigentlichen Thriller-Handlung ab. Auch hier ist die zugrunde gelegte Idee prinzipiell gut: Ein Gauner kann nicht vom letzten Coup ablassen und schlägt die eigenen Regeln in den Wind – diese Gier bringt ihn letztlich zu Fall. Doch »Hook« Hobie ist eine Knalltüte: das hässliche, böse Monster aus dem Märchenbuch. Childs Versuche, ihm durch modische Brutalität Überlebensgröße zu verleihen, fallen flau aus. Während Reacher und Jodie an einem Ende dem Hobie-Rätsel hinterher jagen, bleibt die Spinne in ihrem Netz hocken. Dazwischen tun sich immer wieder gähnende Löcher in der Handlung auf. Child will sie durch die schrecklichen Abenteuer des Ehepaars Stone füllen, aber es klappt nicht.

Was man vermisst hat, wird im Finale offenbar: Endlich wacht Reacher aus seinem Bin- jetzt-brav-Dämmer auf und findet zu seiner alten Kompromisslosigkeit zurück. Für politisch korrekte Tugendbolde ist jetzt Endstation: Nun wird der Gerechtigkeit auf amerikanische Art zu ihrem Recht verholfen – mit stärkerer Feuerkraft, als sie der Gegner aufbringen kann. Schrecklich, schrecklich, aber spannend, und nur dieser Amoklauf à la Taxidriver rettet »Sein wahres Gesicht« ins Ziel, denn Hobie enttäuscht auch in der großen Schluss-Konfrontation auf der ganzen Linie.

Was bleibt, ist ein flott geschriebener, kurzweiliger Thriller mit tollen Action-Sequenzen, aber insgesamt eben nur Durchschnitt. Da ist man von Lee Child wesentlich Besseres gewohnt. Womöglich war es ja gar nicht so schlecht, dass der Goldmann-Verlag die Reacher-Serie mit dem dritten Band neu begann, der wie gesagt diesen Ausrutscher wettmacht.



Jack Reacher 04 Zeit der Rache

   »Die Starken terrorisieren die Schwachen. Sie lassen nicht davon ab ..., bis sie auf jemanden stoßen, der stärker ist und sich aus lauter Menschenfreundlichkeit oder auch nur aus einer Laune heraus dazu berufen fühlt, ihnen Einhalt zu gebieten. Jemanden wie Reacher.« (S. 15)

Also begibt sich Jack Reacher, ein ehemaliger Militärpolizist, der vor einigen Jahren den Dienst quittierte und seither durch die Vereinigten Staaten reist, um sein Heimatland kennenzulernen, für ihn typisch wieder einmal ohne zu überlegen in die Schusslinie, als er in New York zwei Schutzgeld-Erpressern eine gewalttätige Lektion erteilt, weil sie dem Eigentümer seines Lieblings-Lokals zusetzen – und erfährt sogleich die Tücke des Systems, als ihn wenig später ein Einsatzkommando des FBI fest- und tüchtig in die Mangel nimmt. Dass es um mehr geht als seine kleine Selbstjustiz-Attacke, wird Reacher rasch klar, als sich u. a. der Leiter der FBI-Außenstelle New York und gleich drei Spezialagenten der FBI-Zentrale Quantico um ihn aufbauen. Serienmord wird ihm plötzlich vorgeworfen: Zwei Frauen wurden unter bizarren Umständen aufgefunden – umgebracht in ihren Badewannen, die bis zum Rand mit Armee-Tarnfarbe gefüllt wurden. Die Ermittler fanden keinerlei belastende Spuren und nur zwei Gemeinsamkeiten: Beide Opfer waren Ex-Soldatinnen und hatten vor Jahren Anklage wegen sexueller Belästigung gegen Vorgesetzte eingereicht, deren Karrieren dadurch zerstört wurden. Die Untersuchung leitete in beiden Fällen – Jack Reacher!

So ist es kein Wunder, dass dieser zum Hauptverdächtigen aufsteigt. Seine Unschuld stellt sich indes ziemlich rasch heraus, als ein neuer Mord nach bekanntem Muster erfolgt und Reachers Alibi dieses Mal wasserdicht ist. Trotzdem muss sich Reacher als Verbindungsmann zwischen FBI und Militär zur Verfügung stellen: Da die Armee es ablehnt, mit den ungeliebten Zivilisten zusammenzuarbeiten, will die Bundesbehörde seine militärische Insider-Kontakte nutzen. FBI-Direktor Black schreckt nicht davor zurück, Reacher offen zu erpressen, indem er droht, den Namen seiner Freundin Jodie zum Auftraggeber der so übel zugerichteten Erpresser – einem sadistischen Gangsterboss – durchsickern zu lassen. Wohl oder übel beugt sich Reacher, aber als er sogleich das aufwändige Täterprofil der FBI-Spezialisten verwirft und die Zahl der potenziellen Opfer im Widerspruch zu diesen erheblich eingrenzt, wird ihm kein Glauben geschenkt.

Die Arroganz des FBI rächt sich bitter, als der Killer beginnt, sein Mordmuster zu durchbrechen und tatsächlich eine der von Reacher genannten Frauen umbringt. Dieses Mal hat er jedoch einen Fehler begangen, und endlich gibt es Spuren. Aber diese lassen sich eigentlich nur so deuten, dass die Opfer sich willenlos selbst getötet haben, während ihr Mörder neben ihnen stand …Inzwischen ist sich dieser seines Fehlers und der Tatsache bewusst geworden, dass ihm womöglich nicht mehr viel Zeit bleibt. So steigert er die Intensität seiner Mordattacken, denn er folgt einem ausgeklügelten Plan – und er ist keineswegs wahnsinnig …

Er ist ein unsteter Charakter, dieser Jack Reacher; jedes Mal, wenn wir eine neue Episode aus seinem wild bewegten Leben kennenlernen, taucht er an einem anderen Ort auf. Dazu passt gut, dass nun der bisher dritte in Deutschland veröffentlichte Reacher-Roman plötzlich nicht mehr im Heyne-, sondern im Blanvalet-Verlag erscheint. Das sollte der Lesefreude keinen Abbruch tun, denn Lee Child ist auf jeden Fall der alte Schnellfeuer-Erzähler geblieben – wortgewaltig und ein echter Könner, wenn es darum geht, einen hochrasanten Action-Thriller mit leichtem Tiefgang auf die Abschussrampe zu bringen.

Ein bisschen anders ist trotzdem alles geworden: Kannten wir Reacher bisher als Mann, der nur besaß, was er in seinen Taschen trug, während er sein Land kreuz und quer durchstreifte, ohne Spuren (von niedergemachten Strolchen und ihren ausgeräucherten Schlupfwinkeln einmal abgesehen) zu hinterlassen, so ist er inzwischen geradezu häuslich geworden, wohnt unter einem eigenen Dach und hat sogar eine feste Freundin gefunden, die zudem Anwältin (!) ist. (Wie die Schöne und das Biest sich fanden, bleibt zunächst ungeklärt; während des Umzugs von Heyne zu Blanvalet ist »Tripwire«, Reacher-Abenteuer Nr. 3, irgendwo verloren gegangen.) Dass Eigentum Verantwortung und damit Verdruss mit sich bringen kann, ist eine Lektion, die Reacher recht leidvoll lernen muss.

Kein Wunder, dass der alte Anarchist mit Macht in ihm durchbricht, als er im scheinbaren Auftrag des FBI wieder »on the road« ist. Die Jagd nach dem Tarnfarben- Killer entwickelt sich gemächlich, aber sie gewinnt rasch an Dynamik und Intensität, weil sich nicht leugnen lässt, dass Reacher im Grunde sein dunkles Spiegelbild verfolgt: Mit seinem Wissen als Soldat u n d Polizist hätte aus ihm leicht ein ebenso effizienter Mörder werden können, besäße er denn tatsächlich jene kriminelle Energie, die ihm das FBI unterstellt.

Weil Lee Child immer für eine Überraschung gut ist, sollte es uns nicht erstaunen, sondern freuen, dass er in »Zeit der Rache« nicht schon wieder das uralte Garn vom Reisenden in Sachen Serienmord spinnt, der ebenso genial wie verrückt ist und seltsamerweise trotzdem stets gefangen wird. Dass »nur« ein gewöhnliches Kapitalverbrechen hinter den Untaten steckt, mag mit dem Leser lange nicht einmal das in Ehrfurcht vor dem eigenen Ruf erstarrte FBI für möglich halten, was dem Roman einige philosophische Momente verschafft, die man in einem Thriller dieser Art kaum vermuten würde. Der alten Frage, wie weit man gehen darf, um dem Recht Geltung zu verschaffen und Verbrecher auszuschalten, wird Reachers Prinzip der selektiven Selbstjustiz gegenüber gestellt. Der Vergleich legt (wieder einmal) offen, dass im Namen des Gesetzes und dadurch scheinbar legitimiert durchaus Straftaten begangen werden können, die hinter denen »richtiger« Krimineller nicht zurückstehen. Das mag eine Binsenweisheit sein, doch eine wichtige, und sie findet ihr Ziel – den Hinterkopf des Lesers -, wenn sie so unterhaltsam wie hier dargeboten wird. Lee Child sollte allerdings Quantico zukünftig lieber großräumig umfahren …

Ein wenig erschüttert wird der sonst durchweg positive Eindruck, den »Zeit der Rache« hinterlässt, als das Mysterium der indizienlosen Morde dann gelüftet wird. Ein moderner Dr. Mabuse kommt da zum Vorschein, dessen suggestive Fähigkeiten trotz Childs Bemühen um »rationale« Erklärung mehr als einen Hauch Science Fiction in die Geschichte bringen, der hier recht fehl am Platze erscheint, da Jack Reacher und sein geistiger Vater doch üblicherweise mit beiden Beinen unerschütterlich auf dem Boden der Tatsachen stehen. Doch nur mit diesem Zylindertrick des scheinbar Übernatürlichen kann sich Child aus der Falle befreien, die er sich dieses Mal selbst gestellt hat: Die beschriebenen Morde sind ihm gar zu perfekt geraten.

Die daraus entstehenden Irritationen macht der spannende Wettlauf zwischen Reacher, dem FBI und dem Killer allemal wieder wett. Das Finale ist kein Happy-End und gleichzeitig ein neuer Anfang; Reachers Glück am heimischen Herd erweist sich als Selbsttäuschung. Wir sehen unseren Helden schließlich zurückkehren auf die Straße, die er insgeheim so liebt, und atmen gemeinsam mit ihm in Erwartung des nächsten, sicherlich wieder spektakulären Abenteuers sichtlich auf.

Natürlich lässt sich diese Rückkehr zugleich als Rückschritt werten. Nachdem Child seinem Helden endlich gönnte, sesshaft, gesellig und »erwachsen« zu werden, ist Reacher nun zurückgeworfen auf den recht eindimensionalen Charakter der ersten beiden Bände. Andererseits ist Jack Reacher womöglich tatsächlich am glücklichsten, wenn er irgendwo die Fetzen fliegen lassen kann, um sich anschließend den großzügig aufgewirbelten Staub rasch wieder von den Stiefeln zu schütteln. Gönnen wir ihm (und uns) doch einfach dieses politisch herrlich unkorrekte Vergnügen – für den, der dies nicht vermag, hält Child ein Hintertürchen offen: Reacher ist nicht der tumbe Rächer, der Ordnung schafft, wo die lasche Justiz versagt, sondern eine durch Herkunft, Erziehung und Militärzeit reduzierte Persönlichkeit, die sich ihrer sozialen Defekte sehr wohl und oft schmerzlich bewusst ist.



Jack Reacher 05 In letzter Sekunde

Jack Reacher, hat es auf seiner unsteten Wanderschaft durch die Vereinigten Staaten ins wüstenheiße Westtexas verschlagen. Dem Streit mit einem rauflustigen, aber im Zweikampf glücklosen Kleinstadt-Cop verdankt der Ex-Militärpolizist die Bekanntschaft der schönen Carmen Greer, die ihn in ihrem Wagen aufliest und aus der Schusslinie bringt.

Dort er gerät wie so oft vom Regen in die Traufe: Die junge Frau ist auf der verzweifelten Suche nach einem Killer, der sie von ihrem gewalttätigen Gatten befreit. Die Greers sind ein Clan texanischer Ölbarone, wie er im schlechten Buche steht. Sloop, der bewusste Gatte, hat genug von seiner geprügelten, gedemütigten Frau, will sie loswerden und ihr die gemeinsame Tochter rauben – dies um so mehr, als Carmen ihn vor anderthalb Jahren ans Finanzamt verpfiff und ins Gefängnis brachte. Über seine degenerierte Familie lässt er Carmen samt Tochter in Echo gefangen halten bis zum Tag seiner Freilassung. Der steht nun bevor und dann wird Sloop sich rächen.

Reacher ist kein Mörder, helfen will er aber trotzdem. So begleitet er Carmen auf die Greer-Ranch und ins einsame Städtchen Echo, das den Greers mit Mann und Maus praktisch gehört. Alle warten auf den Moment, da Sloop erscheinen wird – die in unheiliger Vorfreude schwelgenden Greers, die verängstigte Carmen und ihre Tochter, der abwartende Reacher – und ein Trio mysteriöser Killer, die es offenbar auf den auch sonst im Umgang mit dem Geld seiner Geschäftsfreunde notorisch laxen Sloop abgesehen haben – oder hat Sloop selbst sie angeheuert, um es denen heimzuzahlen, die ihn an das Finanzamt verrieten?

Reacher verliert den Überblick, als sich die Ereignisse zu überstürzen beginnen. Carmen erweist sich als Mörderin und Lügnerin, Sloop womöglich nicht als der Unmensch, als der er hingestellt wurde. Die Killer belagern die Ranch; auf ihrer Todesliste steht inzwischen auch Reacher. Doch der lockt sie in die Wüsteneinsamkeit – und dann beginnt Echo wahrlich zu brennen …

Jack Reacher-Romane sind Unterhaltungs-Literatur reinsten Wassers – sie werden von ihrem Verfasser fabriziert wie Möbelstücke. Jedes Jahr wird einer pünktlich fertig: solide Ware, ohne Schnickschnack, gern gelesen und treu neu gekauft. Das hat seine Gründe, Reacher-Thriller sind wirklich gut.
Kein Wunder, denn Lee Child hat die Gesetze des Genres genau studiert und hält sich nun daran. Geradlinig und schnell müssen seine Geschichten sein, die Handlungsstränge sind arm an Zahl und Verwicklungen, Originalität oder Anspruchsdenken stören nie den Ablauf. Eines Besseren sei dabei belehrt, für den sich das negativ anhört. Wie die vier Vorgängerbände ist »In letzter Sekunde« ein atemloser Action-Lesespaß.

Ein harter Mann, eine schöne Frau, eine von Schuften bevölkerte Wüstenstadt, die zusätzlich von Verbrechern bedroht wird – eine sehr klassische Konstellation, die schon manchen Western zuverlässig bis zum großen Final-Showdown gebracht hat. Die Story von »In letzter Sekunde« ist also wohl bekannt, die Figuren sind es auch, Child gibt gar nicht vor das Rad neu erfinden zu wollen. Statt dessen erzählt er einfach seine Geschichte.

Hier und da vorkommende Übertreibungen und allzu plakative Bilder – die Greer Ranch ist von den Grundmauern bis zum Dachfirst höllenrot gestrichen – verzeiht man dem Verfasser bzw. wertet sie großzügig als Reminiszenz an große Vorbilder; hat nicht schon Clint Eastwood in »High Plains Drifter« (1973, dt. »Ein Fremder ohne Namen«) eine ganze Stadt rot anstreichen lassen, um deren Verkommenheit zu brandmarken?

Und dass Child Texas als Hort grenzdebiler Rassisten, korrupter Sheriffs, heruntergekommener Cowboys und absolutistischer Wüstenkönige schildert, muss er selbst mit den Einheimischen ausmachen …Als Kulisse funktioniert diese Provinzhölle jedenfalls gut. Sie erfüllt zudem den perfiden Zweck, die Leser in falscher Sicherheit zu wiegen. Als sie schon glauben, die Figuren zu kennen, sorgt Child für Spannung durch Unsicherheit, indem er Gute und Böse die Rollen tauschen lässt bzw. die Trennung zwischen ihnen aufhebt. Trauen können wir nur Reacher, denn der wird Tarnungen und Täuschungen garantiert und rabiat auf- und in die Luft fliegen lassen.

Reacher = Ritter. Auf diese Formel lässt sich die ohnehin karge Persönlichkeit unseres Reisenden reduzieren. Wenn er nicht gerade den Entrechteten und Hilflosen zur Seite springt, vertreibt er sich die Zeit damit, durch sein Heimatland zu treiben. Was ihn dazu bringt, die Sesshaftigkeit so zu fürchten, kann Child trotz diverser Erklärungsversuche nicht recht begreiflich machen. Letztlich ist es wohl so, dass Reacher ist, wie er ist, um als ideale Serienfigur eine schwungvolle Handlung an vielen Orten in Gang zu setzen. Lee Child ist ein ungemein ökonomisch arbeitender Autor, dem solcher Pragmatismus keineswegs fremd ist.

Als Mensch mögen wir Reacher nicht unbedingt, aber wir begleiten ihn gern bei seinen Abenteuern. Er redet nicht so schrecklich viel oder so viel Unsinn wie seine Action-Kollegen, er will uns weder belehren noch überzeugen. Statt dessen ist er einfach da und handelt. Solche Eindimensionalität lässt man sich durchaus gern gefallen, wenn sie so spannend verpackt ist wie hier. Ein dumpfer Schläger ist Reacher darüber hinaus sicher nicht.

Die verfolgte Schöne ist zwar schön und sexy, aber hilflos ist sie auch in übler Lage nicht. Child bemüht hier ein wenig das (politisch korrekte) Bild von der stolzen Latino-Prinzessin, die sich in eine rasende Mutter-Löwin verwandelt, doch auch das ist Täuschung: Carmen Greer ist sogar noch zäher als selbst Reacher es lange ahnt.

In Texas ist alles überlebensgroß – das Land, die Städte, die Hüte und auch die Arschlöcher. Letzteres ist Childs Interpretation, die er jedoch mit Leben zu füllen weiß. Reaktionäre, von sich eingenommene, großmäulig-laute, rassistische, chauvinistische, bigotte etc. Großfamilien hat es in Literatur und Film bereits viele gegeben. Auch hier ist Child nichts Neues eingefallen. Seine Leistung besteht darin, die eigentlich zum Klischee geronnenen Horror-Gestalten mit Leben zu füllen. Die Greers wirken schrecklich lebendig in ihrer angemaßten Selbstherrlichkeit, deren Demontage man deshalb genüsslich verfolgt.

Wieder einmal die Kirsche auf dem Kuchen sind Childs Nebendarsteller. Sofort in den Bann zieht die Darstellung des Killer-Trios; keine sadistischen Irren, die tarantinoesk dekorativ mit großkalibrigen Feuerwaffen umherfuchteln, sondern nüchterne, erfahrene, hart arbeitende Männer und eine Frau, Profis, denen man gern bei der Arbeit zusieht – und sofort ein politisch korrekt schlechtes Gewissen deshalb verspürt.



Jack Reacher 07 Der Janusmann

Vor zehn Jahren hat Jack Reacher, damals noch Militärpolizist, in einem Akt von Selbstjustiz den Landesverräter Quint erschossen, nachdem der eine Kollegin sadistisch zu Tode gemartert hatte. Nun muss Reacher erfahren, dass Quint nicht nur überlebt hat, sondern Anführer einer weltweit operierenden Bande von Waffenschmugglern geworden ist, während der einstige Polizist längst entlassen wurde und sich auf eine ruhe- und ziellose Wanderschaft durch Nordamerika begeben hat.

Reacher will den verhassten Quint endgültig ausschalten. Deshalb ist er bereit, mit der Justizbeamtin Susan Duffy zusammenzuarbeiten. Vor zwei Wochen hat sie einen weiblichen Spitzel in das festungsartig gesicherte Hauptquartier des »Teppichhändlers« Beck eingeschleust, der mit Quint zusammenarbeitet. Die Agentin meldet sich nicht mehr und ist offensichtlich entdeckt worden. Duffy will sie mit Reachers Unterstützung retten und gleichzeitig Beck aus dem Verkehr ziehen.

Reacher verschafft sich mit einem Trick Zugang zu Beck. Er gibt sich als flüchtiger Polizistenmörder aus, gelangt hinter die hohen Mauern des Beckschen Anwesens und tritt in die Dienste des Hausherrn. Immer mit der Gefahr konfrontiert, ebenfalls entlarvt zu werden, erkundet Reacher die Gangsterburg. Er erkennt bald, dass Beck nur ein Handlanger Quints ist, der tatsächlich das Sagen hat, seinen »Kompagnon« erpresst und dessen Familie als Geiseln hält. Quint selbst bleibt meist im Hintergrund, was Reacher eine Wartezeit abfordert, die er nicht hat: Seine Legende als Schwerverbrecher wurde überstürzt konstruiert und droht immer wieder aufzufliegen. Becks Frau und ihr Sohn haben ihn schon durchschaut. Der paranoide Torwächter Paulie traut ihm ebenfalls nicht. In Becks Haus gibt es einen weiteren Bundesagenten, der Duffy völlig unbekannt ist. Wie ein Akrobat, der mit zu vielen Tellern jongliert, ist Reacher damit beschäftigt Zwischenfälle zu vertuschen, die ihn verraten könnten. Die eigentliche Ermittlungsarbeit leidet darunter, was fatal ist, als Quint endlich persönlich auf der Bildfläche erscheint und nicht vergessen hat, wer ihn einst mit drei Kugeln im Leib für tot im Ozean treiben ließ …

Moderner Rächer der Enterbten

Es beginnt mit einer jener Auftaktszenen, die Lee Child perfekt beherrscht: Jack Reacher, der ruhelose Wanderer durch die Vereinigten Staaten, ist wieder einmal zur falschen Zeit am falschen Ort. Er vereitelt spektakulär eine Entführung, erschießt dabei versehentlich einen Polizeibeamten, flieht mit dem geretteten Opfer und taucht bei dessen Familie unter. Wir lesen es und sind gründlich verwirrt: Reacher ist zwar ein Mann, dem Gewalt nicht fremd ist und dessen Verständnis von Recht & Ordnung ein eigenwilliges ist. Trotzdem hat er noch nie so offen kriminell gehandelt wie beschrieben; daran haben wir uns in sechs Vorgängerbänden überzeugen können.

Tatsächlich gehen wir dem Verfasser in eine perfide Falle. Die Handlung hat längst begonnen, bevor wir die erste Zeile gelesen haben. Reacher ist bereits als »Troubleshooter« aktiv geworden, der dem Gesetz dort Geltung verschafft, wo es sonst machtlos bliebe. Der literarisch feingeistige Leser sei gewarnt: Wo so gehobelt wird, fallen besonders viele Späne. Der »Persuader« (»Überzeuger«) des Titels bezeichnet eine von der US-Army eingesetzte Schrotflinte, deren eindrucksvolle Durchschlagskraft natürlich auch »am Mann« demonstriert wird.

Nein, auch in seinem siebten Abenteuer geht Reacher alles andere als subtil zu Werke. Die Kritik hat sich (wieder einmal) aufgeregt über eine Handlung, die reich an gebrochenen Genicken, Kopfschüssen und abgeschnittenen Brüsten ist. Lee Childs Reacher-Reißer sind nun einmal weder originell noch politisch korrekt. Sie besetzen eine Nische, die den einfach aber sauber konstruierten Thrillern mit jener Schwarz-Weiß-Zeichnung vorbehalten ist, die unsere reale Welt so schmerzlich vermissen lässt. Terroristen, Gangster, Sadisten: In Reachers Welt kriegen sie, was sie verdienen, nimmt man Volkes Stimme als Maßstab. Das kann man doppelt verwerflich finden, weil Child sein schriftstellerisches Handwerk so gut versteht. Man kann aber auch den Kopf abschalten und dem Bauch die Freude gönnen, dass die Guten die Bösen besiegen und dabei endlich einmal nicht die andere Wange hinhalten, sondern es ihnen mit gleicher Münze heimzahlen. Das ist pubertär, grob versimpelt, bedient niedere Instinkte – und macht einen Riesenspaß, wenn man sich darauf einlässt.

Alles bleibt beim bewährten Alten

Insofern ist es falsch, über das sehr bekannte Strickmuster dieses Reacher-Romans zu klagen: Der typische Leser dieser Reihe will gar keine Neuerungen, sondern freut sich über die Variation des Bekannten. Reacher gerät unter Druck und straft Unholde. Unterschiedlich sind höchstens die Waffen, die dabei zum Einsatz kommen. Sie werden detailfreudig beschrieben und zum Einsatz gebracht. Akzeptieren wir es bzw. seien wir froh, dass Child nicht stattdessen weitere »romantische« Szenen in die Handlung schreibt, denn diese empören nicht nur den querulantischen Saubermann, sondern sind wahrlich schauerlich …

Die eigentliche Sünde dieser Freude an der Gewalt resultiert in der Tatsache, dass sie im großen Finale den bisher durchaus sorgfältig konstruierten und ausgeführten Plot dominiert. Es wird nur mehr verfolgt, geflohen, geschossen und gemeuchelt. Auch das wird – Kuschel- und Frauenkrimi-Fans bitte weghören – professionell und unterhaltsam beschrieben, fällt aber dennoch qualitativ ab.

Nach »Größenwahn« ist »Der Janusmann« der zweite Roman mit Jack Reacher als Ich-Erzähler. Child nutzt dies im Rahmen der Story, um Reachers Isolation als von Feinden umgebener Spitzel zu unterstreichen: Er weiß nie mehr als der Leser, dem Child als allwissender Autor dieses Mal keine Zusatzinformationen liefert. Das schürt die Spannung ebenso wie die kurzen, knappen Sätze, die dem Geschehen dort, wo sich die Ereignisse überschlagen, einen zusätzlichen Drive verleihen.

Figuren ohne Charakterschatten

Die holzschnitthafte Weltsicht der Reacher-Romane wurde bereits erwähnt. Sie ist deren Niveau angemessen und spiegelt außerdem die Sehnsucht der Leser nach einer Welt wider, in der Probleme auf einfache Weise gelöst werden. Reacher spricht den meisten unter uns aus der Seele, wenn er seine »Arbeit« wie folgt begründet: »Ich hasse nur die großen Kerle. Ich hasse Schlägertypen. Leute, die andere übervorteilen. Die mit allem durchkommen.« (S. 476) Stellvertretend für uns, die ähnlich denken aber (klugerweise) nicht zu handeln wagen, gibt ihnen Reacher, was sie verdienen.

Wobei uns Child anfänglich einen tüchtigen Schrecken einjagt: Jack Reacher lässt sich im Dienst einer Regierungsbehörde als Spitzel in eine Drogengang einschleusen? Wie konnte geschehen, was seinem Wesen so völlig widerspricht? Reacher ist ein Einzelgänger, der streng darauf achtet, sich von keiner Organisation vereinnahmen zu lassen. So ist es natürlich nicht, auch dieses Mal sind es persönliche Motive, die Reacher aktiv werden lassen.

Von geringer Prägnanz sind die Nebenfiguren, die uns Child routiniert präsentiert: auf der einen Seite die taffe Polizeifrau und der altgediente Cop, auf der anderen der skrupellose Gangster und seine durchgeknallten Schergen, dazwischen einige plakativ angeschlagene Unbeteiligte, die für retardierende Momente zu sorgen haben, wenn sie von Reacher gerettet und aus der Schusslinie gebracht werden müssen.

Was die Schurken angeht, so demonstrieren sie uns eindrucksvoll, wie Thriller à la »Janusmann« zu bewerten sind: Sie wirken etwa so realistisch wie die Bösewichte in den James-Bond-Filmen. Immer haben sie eine gewaltige Macke, sieht man ihnen Schuftigkeit und Irrsinn bereits äußerlich an. Quint mit seinem durchlöcherten Narbenschädel oder Paulie, den anabolikagestopften Schlagetot, kann man nur als »Rollen« in einer rein fiktiven Geschichte betrachten – sie Ernst zu nehmen hieße sich reichlich lächerlich zu machen.

Die Mission wird fortgesetzt

»Der Janusmann« ist kein Nagel im Sarg der modernen Zivilisation, sondern ein Roman – nicht weniger, aber auch ganz sicher nicht mehr. Deshalb darf man sich auch ohne schlechtes Gewissen darüber freuen, dass Lee Child nicht wie ursprünglich geplant die Jack-Reacher-Reihe mit dem zehnten Band abgeschlossen hat, sondern sie fortsetzt wie gehabt: spannend, rasant, brutal & soviel Vertrauen in seine Leser investierend, dass sie sich durch seine Bücher nicht in Rächer verwandeln, die mit »Persuadern« ihren persönlichen Widersachern nachstellen …



Jack Reacher 08 Die Abschussliste

Der erste Silvesterabend nach dem Berliner Mauerfall ist auch der erste Abend an dem Executive Officer Jack Reacher von der Militärpolizei der US-Army nach seiner Abkommandierung aus Panama auf dem Truppenstützpunkt Fort Bird im Dienst verbringt. Kurz nach Mitternacht wird er in ein zwielichtiges Motel gerufen, dass den Damen aus dem nebenan gelegenen Stripschuppen als stundenweise Absteige dient. Ein Zwei-Sterne-General liegt nackt in seinem Bett, nur bekleidet von einem Kondom und leider mitten im Liebesspiel von einem Herzinfarkt dahin gerafft. Eigentlich ein schöner Tod, müsste man glauben, aber Jack Reacher findet weder die Spur der Gespielin, noch den Aktenkoffer des Verstorbenen. Aber ein hochrangiger Offizier der Panzerbrigade, der erst vor wenigen Stunden aus Europa angereist war, um hier in erster Linie an einem Generalstreffen teilzunehmen, muss einfach Unterlagen bei sich gehabt haben.

Jack Reacher schnappt sich aus dem verfügbaren Personal einen weiblichen Leutnant, namens Summer, um der Witwe des Verblichenen die traurige Nachricht zu überbringen. Aber Reacher und Summer kommen zu spät, denn die Frau des Generals hat ebenfalls das Zeitliche gesegnet, indem man ihr mit einem Brecheisen den Schädel eingeschlagen hat. Und das macht die beiden Militärpolizisten reichlich stutzig.

Reacher kennt bei seinen Vernehmungen kein Pardon. Dem zwielichtigen Lokalbesitzer des Striplokals bricht er kurzerhand das Knie und der Respekt, den er militärischen Vorgesetzten zollen müsste, hält sich in Grenzen. Sein Vorgesetzter wird justament nach Korea versetzt und der neue Befehlshaber, Oberst Willard, ist ein Speichellecker und in Reachers Augen ein echtes Arschloch, dem nichts Wichtiger ist, als die Truppe von allen negativen Schlagzeilen fernzuhalten. Er versucht alle Peinlichkeiten zu vertuschen und auch Reacher wird per Befehl von seinen Ermittlungen entbunden. Aber Reacher passt das überhaupt nicht, und so ermitteln er und Summer weiter, obwohl der geheimnisvolle Gegner sogar versucht, Reacher die Mordtaten anzuhängen. Ein gefährliches Spiel, aber Reacher ist nicht irgendwer …

Lee Child, in England geborener Jurist und Fernsehproduzent hat im blanvalet Verlag seinen zweiten Krimi »Die Abschussliste« auf den Markt geworfen. Jack Reacher, der Mann fürs Eingemachte bei der US-Army, kehrt nicht nur mit eisernem Besen zwischen Generälen und harten Burschen der Delta Force, er muss auch zurück nach Frankreich zu seinen Wurzeln, denn seine Mutter liegt krebskrank im Sterben. Und deswegen wird der Krimi immer wieder mit privaten Szenen des harten Mannes aufgelockert und erstmals bekommt Jack Reacher auch menschliche Gestalt und wird trotz ethischer Bedenklichkeit zum Sympathieträger.

Anders als bei zivilen Ermittlern gelten für die Sonderermittler der US-Army offensichtlich kaum rechtliche Grundlagen und dementsprechend unbeschwert kann Childs Protagonist sich über alles und jeden hinweg setzen, mit gefälschten Reisegutscheinen zwischen Amerika und Europa pendeln und so nebenbei per Faustrecht seine Meinung zum Besten geben, ohne sich einen Deut um militärische Machtkämpfe zwischen Infanterie und Panzerkorps zu scheren, deren wichtigster Feind, der kommunistische Osten, durch die Wende gerade erst ad acta gelegt wurde. Dass sich über ein Jahrzehnt später ähnliche Machtspielchen im Nahen Osten tödlich wiederholen, hat in diesem Thriller noch keinen Niederschlag gefunden, kann dem Leser bei der Lektüre über karrieregeile Generäle allerdings immer wieder aktuell erscheinen.

Die Spannung hat Lee Child gleichmäßig verteilt. Obwohl Reacher mehr aus dem Bauch heraus entscheidet und weniger sein Köpfchen zu Hilfe nimmt, bleibt er doch immer am Ball und wenn er auch in moralisch bedenklicher Weise agiert, so tut er dies doch weitgehend logisch. Dennoch kann zumindest das Ende dieser stark konstruierten Story absolut nicht überzeugen, aber die Typenwahl des Jack Reacher lässt wohl keinen anderen Schluss zu, als den einsamen Kämpen seiner Stimmung entsprechend die Konsequenzen ziehen zu lassen. 478 Seiten leidet man mit dem unkonventionellen Haudegen mit und kann anschließend dem Autor nur attestieren, dass sich die Kriminalstory aus dem Militärbereich wohltuend über dem Durchschnitt des Krimischriftgutes ansiedeln kann.



Jack Reacher 09 Sniper

Fünf Menschen werden am helllichten Tag, vom zweiten Deck eines Parkhauses aus, in der Öffentlichkeit erschossen. Schnell erhärtet sich der Verdacht, dass der Täter jemand mit einer Scharfschützenausbildung sein muss. Tatsächlich findet sich in James Barr, einem ehemaligen »Sniper« der Armee mit dunkler Vergangenheit, der perfekte Verdächtige. Zudem eine lückenlose Beweiskette in seine Richtung weist. Nach seiner Verhaftung äußert er den frommen Wunsch: »Lassen sie Jack Reacher herkommen!«

Das ist leichter gesagt als getan, denn Reacher fliegt unterhalb des Radars, ist ständig in Bewegung und erscheint nur auf der Bildfläche, wenn er auch gefunden werden will. Was diesmal der Fall ist, hat er Barr doch zugesichert, ihn endgültig aus dem Verkehr zu ziehen, sollte er sich je wieder eines Verbrechens schuldig machen. Vor allem solch eines, weswegen er vierzehn Jahre zuvor aus politischen Ressentiments nicht verurteilt wurde – der Erschießung von vier GIs in Kuwait. Am helllichten Tag, vom zweiten Stock eines Parkhauses aus. Warum der mutmaßliche Amokschütze ausgerechnet seinen erbittertsten Gegner um Hilfe bittet, ist die große Frage, die sich sämtliche Beteiligten stellten. Es dauert nicht allzu lange, bis Reacher die ersten Antworten finden. Und was auf den ersten Blick wie die Tat eines durchgeknallten Psychopathen aussieht, entpuppt sich als – wen wundert´s – perfides Komplott. Als Jack Reacher durch die Drahtzieher auf gewalttätige Weise involviert wird, lässt er sich nicht lange bitten und lädt zum tödlichen Tanztee ein.

Sniper ist ein Paradebeispiel dafür, wie überflüssig die meisten »Spoiler-Warnungen« sind. Man könnte den ganzen Roman minutiös nacherzählen, es würde das Lesevergnügen zu keiner Zeit mindern. Denn die Schemata wie ein Jack Reacher-Abenteuer funktioniert, sind spätestens seit Mein großer Freund Shane bekannt und wurden von Sergio Leone perfektioniert: Ein schweigsamer Fremder kommt auf der Durchreise in eine (meist) kleine Stadt, wird in die herrschenden Händel einbezogen und entscheidet sich mitzumischen. Manchmal des Geldes wegen, manchmal, weil man ihn selbst angegriffen und erniedrigt hat; immer um Menschen, die ihm etwas bedeuten – auch wenn er sich das nie zugestehen würde – zu helfen und letztlich der Gerechtigkeit zu einem Sieg zu verhelfen. Das dies auch schon mal ein schäbiger sein kann, erkauft durch eine Vielzahl von Toten am Wegesrand, nimmt er in Kauf, weiß er doch, das die Welt am Ende ein besserer Platz ist. Zumindest für den Moment.

War das Messianische für Shane noch ein ganz wesentlicher Faktor, machte Leone aus Jesus einen Engel mit gebrochenen Flügeln, die spätestens mit Lee Childs Hauptfigur komplett auf dem Erdboden gelandet ist. Obwohl auch hier nicht ganz ausgeschlossen ist, dass Reacher barfuss übers Wasser wandeln kann.

Lee Child hat sich eine Nische – oder einen Altar? – in der Kriminalliteratur gebaut, in der er sich behaglich eingerichtet hat. Er kennt die Versatzstücke, besitzt genügend Hintergrundwissen, um seine Stories schnell, präzise und äußerst effektiv erzählen können. Sätze wie mit dem Hammer aufs Papier oder in den PC gehauen. Da ist kein Wort zu viel, keine Gefühlsregung beschrieben, die nicht genau an die jeweilige Stelle passt. Child gesteht sogar den mitleidslosen Bösewichtern einen (geschichtlich-, biographischen) Hintergrund zu, der ihre Handlungsweise nachvollziehbar, aber keineswegs entschuldbar und sympathisch macht. Sie schreien geradezu lauthals nach jemand, der sie aus ihrem üblen Dasein erlöst: Und wer anders als Jack Reacher bietet sich da an?

Alles kommt, wie es kommen muss: die brutalen Schläger, die Reacher gleich zu Beginn den Wind aus den Segeln nehmen sollen, aber postwendend auf’s Deutlichste in ihre minderbemittelten Schranken verwiesen werden. Ein probates Mittel, um jemanden wie Reacher erst recht zum verbissenen Spürhund werden zu lassen. Führt natürlich automatisch zu Schritt zwei, bei dem Reacher durch eine untergeschobene Straftat ganz aus dem Verkehr gezogen werden soll. Da meist Unschuldige dabei sterben – so auch in Sniper – ist er ab diesem Zeitpunkt nicht nur persönlich betroffen, sondern auch noch wütend. Was für jeden Mordbuben ganz schlechte Karten bedeutet. Selbst mit vier Assen auf der Hand, würde niemand mehr einen Pfifferling auf ihn setzen. Recht so, denn wer derart laut nach Erlösung schreit, wird sie auch erfahren. Auf Reachers eigene unerbittliche Art.

Lee Child hat alles im Griff. Er weiß, was seine Leser von ihm erwarten, und er gibt es ihnen. Auf eine derart überzeugende Weise, das man ihm nicht böse sein kann, selbst wenn man die Mechanismen eingeatmet und durchschaut hat, selbst wenn man die Schwächen der Handlung und ihrer Logik erkennt (da gibt es einige). Denn Child versteht sich auf das Wesentliche: kluge Charakterzeichnungen und spannend erzählen. Fast jede Figur gerät ihm glaubhaft, selbst wenn sie ein wandelndes Klischee ist, wie der bürokratische Staatsanwalt Rodin, oder der altgediente Soldat Cash, zudem weiß er genau, wie weit man den deduktiv begabten Leser vorausschauen lassen kann, um daraus Spannung und Lustgewinn zu ziehen, ohne dass es zu platt, überdreht oder langweilig wird. Mitunter bricht Child auch die eigenen Regeln und lässt Jack Reacher tatkräftige Hilfe zukommen. Als kluger Mann weiß der das zu schätzen und nimmt Unterstützung gerne in Anspruch. Kann Leben retten. Spätestens, wenn die Arbeit getan und der Schlussakkord verklungen ist, steht unser Held wieder da, wo er sich am Anfang befand: an einem Busbahnhof, einem Flughafen oder einer staubigen Landstraße. Ein Reisender mit leichtem Gepäck, das nächste Ziel vage vor Augen. Und am Wichtigsten: allein.

Natürlich hat auch Lee Child schwache Momente, nicht alle Jack-Reacher-Romane sind gleich gelungen, manchmal kranken sie an der Kluft zwischen zu beiläufig entwickelter, zusammengeschusterter Story und dem überhöhtem Charakter der Hauptperson. Nicht so Sniper. Hier geht die etwas schlichte Geschichte größtenteils in Ordnung; sprachlich ist der spannende Roman in seiner auf’s Nötigste reduzierten Effizienz ein vergnüglicher Genuss – selbst in der deutschen Bearbeitung.
Nur eins: Die Band auf dem T-Shirt heißt mit Sicherheit nicht »Graceful Dead«.



Jack Reacher 10 Way Out

Jack Reacher, freiwillig heimatlos durch die USA vagabundierender Ex-Militärpolizist, wird in einem Café in New York City zufällig Zeuge einer Lösegeld-Übergabe. Kate, Ehefrau des millionenschweren Sicherheitsberaters’ Edward Lane, wurde zusammen mit Jade, ihrer achtjährigen Tochter aus erster Ehe, entführt. Gegen die Zahlung von 1 Mio. Dollar sollten Gattin und Stieftochter freikommen, doch die Kidnapper hielten ihr Versprechen nicht.

Reacher bietet seine Hilfe an. Er weiß: Die Verbrecher wollen ihr Opfer weiter ´melken´. In der Tat wird wenig später eine weitere Geldforderung erhoben. 5 Mio. Dollar zahlt Lane, ohne auch dieses Mal zu zögern, denn vor fünf Jahren hatte man Anne, seine erste Frau, entführt und umgebracht, als die Polizei ins Spiel kam. Dieses böse Ende sieht Reacher neuerlich nahen, denn er glaubt trotz Lösegeldzahlung nicht an ein Freikommen von Mutter und Tochter.
Patricia Joseph, Annes jüngere Schwester, hält Lane für einen Psychopathen, der seine ihm lästig gewordene Erstgattin ermorden ließ. Seitdem überwacht sie den Ex-Schwager und hofft ihn bei einer entlarvenden Unvorsichtigkeit zu ertappen. Ohne Patricias Wissen blieb auch Lauren Pauling auf Lanes Fersen. Sie war vor fünf Jahren die im Entführungsfall Anne Lane zuständige FBI-Agentin. Den Tod des Opfers hat sie nie verwunden und ihren Abschied genommen. Jetzt werden beide Frauen Reachers Verbündete.

Der Fall ist komplizierter als alle Beteiligten ahnen. Lane, tatsächlich Leiter einer privaten Söldnertruppe, die für Geld überall in der Welt kämpft, hat bei einem gescheiterten Einsatz zwei Männer zurückgelassen, die wider Erwarten überlebten und Rache an ihrem Dienstherrn nehmen wollen – oder ist auch dies nur eine Theorie, die sich in Luft auflöst, während die Uhr für Kate und Jade endgültig abläuft …?

Hit the bad boys, Jack!

Grundsätzlich bleibt alles beim Alten: Jack Reacher lässt sich durch die USA treiben, beobachtet Land und Leute, und weil er ein wenig schärfer sieht als seine Zeitgenossen, wird er wieder einmal Zeuge einer Tat, hinter der sich nicht nur ein Verbrechen, sondern – das ist wichtig – ein Unrecht verbirgt, das offiziell und durch das Gesetz nicht geahndet werden kann. So etwas bringt ihn auf, denn Reacher, der sonst »sein Leben bis ins kleinste Detail immer so ein[richtet], dass er sekundenschnell aufbrechen konnte« (S. 6), besitzt eine Achillesferse: Er ist ein Moralist, der sich auf die Seite der Schwachen und Wehrlosen stellen muss, wenn er ihnen begegnet.
Damit beginnen harte Zeiten für die sogenannten Starken, die sich gewaltsam und hinterlistig Privilegien aneignen und diejenigen schurigeln, die sich an die Regeln halten. Einer wie Reacher ist mindestens ebenso rücksichtslos wie sie, denn »das Reuegen fehlte in seiner DNA. Total. Es existierte einfach nicht.« (S. 445) Seine Gegner begreifen stets ein wenig zu langsam, dass es ihnen nun mit gleicher Münze heimgezahlt wird. Das spricht wohlig des Lesers Gerechtigkeitssinn an, in dessen Hirn ein kleiner, meist gut verborgener Winkel existiert, wo die Selbstjustiz haust.

Lee Childs Schurken sind Abschaum, und in den Reacher-Romanen bekommen sie anders als im realen Leben, was sie verdienen. Meint Child es ernst mit diesem Vigilantentum, oder ist es nur Theaterdonner, der ein Buch spannender und besser verkäuflich machen soll? Die Frage ist generell und hier besonders unwichtig, wenn es gelingt, den Gutmenschen-Reflex auszuschalten, eine spannende Geschichte als spannende Geschichte zu akzeptieren und sich unterhalten zu lassen.
Das schafft Child auch dieses Mal vorzüglich. Action-Thriller sind keineswegs so einfach zu schreiben, wie viel zu viele ´Autoren´ dies glauben. Auch eine rasante Geschichte will sauber konstruiert und entwickelt sein, soll sie ihre Wirkung vollständig entfalten. Way Out ist keine simple Hetzjagd von Punkt A nach B und C und so weiter, die Story hält ihr Tempo ohne Durchhänger und verliert auch angesichts rasanter Wendungen den Anschluss nicht.

Hit the road, Jack!

Mit dem ersten Satz wird der Leser in die mit Volldampf anlaufende Handlung gerissen. Pausen wird es (bis auf die obligatorische, bei Child traditionell peinlich-lächerliche und glücklicherweise einzige Liebesszene) nicht geben: Jeder Rückblick in die Vergangenheit, jede Gefühlsäußerung steht im Dienst der Story. Wer seinen Thriller mit Seelenpein und Beziehungskisten liebt, sollte sich die Lektüre von Way Out verkneifen; wer seifenoperlich verschnittene Thriller hasst und in dieser Hinsicht ein vielfach gebranntes Kind ist, kennt und schätzt Reacher längst.

Ökonomisch schreiben zu können ist eine kostbare Gabe. Child hat ein wunderbares Gefühl für Timing. Das Geschehen schlägt immer wieder Haken in unerwartete Richtungen. Sorgfältig konstruiert der Autor Handlungsstränge, die sich als Irrwege entpuppen. Bevor man bewundern kann, wie man schon wieder elegant an der Nase herumgeführt wurde, geht es ähnlich trügerisch weiter. So mancher gefeierte Thriller-Autor mit Bestsellerlisten-Präsenz kann Child (nicht nur) in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Last-Minute-Überraschungen setzt er nicht auf, sondern integriert sie in die Handlung.
Jack Reacher ist ein Mann mit Sinn für Details. Sie zu beachten musste er lernen, sie sich zunutze zu machen, hat er zu einer Kunst entwickelt. Auch Child schwelgt in Einzelheiten. Er beschreibt scheinbar unwichtige Alltäglichkeiten wie eine Tür oder sogar nur ein Türschloss mit einer Intensität, die deutlich macht, dass man solche Passagen im Hinterkopf behalten sollte. Viele Seiten später kann ein Detail zum Hebel werden, mit dessen Hilfe sich ein Rätsel lösen lässt, das sich über den halben Erdball erstreckt. Auch dies wirkt nie aufdringlich, sondern entspringt flüssig dem Geschehen.

Hit the Union, Jack!

Weite Reisen ins Ausland sind oft Element eines Reacher-Romans. Sie zeigen den Einzelkämpfer als Meister der Improvisation, der auf fremden Boden und ohne Rückendeckung erst recht zur Hochform aufläuft. Dieses Mal gönnt sich Child ein Heimspiel: Das große Finale von Way Out spielt in England. Ausgerechnet Lee Child, der die USA so prägnant als Schauplatz und ihre Bewohner als Figuren seiner Romane zu schildern weiß, ist gebürtiger Brite. Trotzdem – oder gerade deswegen? – gelingt es ihm, ´sein´ Land aus Reachers Blickwinkel und damit wie ein Fremder zu betrachten.

Ein trockener, kaum wahrnehmbarer Humor ist oft mehr zu ahnen als zu bemerken. Zu den Schauplätzen von Way Out gehört u. a. das Dakota Building in New York City, in dem Edward Lane feudal residiert. Es ist berühmt geworden als Wohnort von John Lennon, und seine Witwe lebt noch heute hier. Mehrfach stellt Reacher die Frage, ob Lane oder einer seiner Söldner »Yoko« (Ono) gesehen haben – ein running gag, bis Reacher die berühmte Frau in einem Nebensatz schließlich trifft.

In Sachen Körpereinsatz geht Child deutlich weniger subtil vor. Reacher ist ein Profi, was seiner Meinung Gewalt als selbstverständliches Mittel zum Zweck einschließt. Anders als Lane ist Reacher allerdings kein Soziopath, der Vergnügen an Schmerz und Tod findet. Kühl und effizient geht er vor, und Child setzt seine Leser brutal deutlich über die Folgen ins Bild. Trotzdem gehört Way Out keineswegs in einen Topf mit den heute so publikumswirksamen Killer-Thrillern, deren Verfasser sich im Ausdenken bizarrer Folter- und Todesmethoden zu übertreffen versuchen. Deshalb hält die Spannung auch zwischen den Höhepunkten an; es gibt keine langweilige Passagen, die übersprungen werden müssen – eine Verhaltungsweise, die für die Leser von Thrillern fast schon selbstverständlich geworden ist –, weil Child es nicht nötig hat, seine Geschichte mit faulen Tricks auf Länge zu bringen. Auf Seite 448 ist der Spuk vorbei. Er schleppt sich nicht mühsam mit nachträglichen ´Überraschungen´ dahin, sondern bringt die Handlung von Way Out zu ihrem logischen Ende und stellt in zwei Schlusssätzen den status quo für Reachers elften Auftritt her. Auf den freut man sich; eine Reaktion, die mancher andere Serienheld schon nach dem zweiten oder dritten Auftritt nicht mehr hervorzurufen vermag …



Jack Reacher 11 Trouble

Es ist nicht einfach, ein Gerechter zu sein, wenn die Ungerechtigkeit einen immer wieder einholt. Jack Reacher sträubt sich gegen seine Vergangenheit, lebt lieber mittellos, heimatlos, unsichtbar und bemüht sich, sich selbst zu entrinnen. Wie Lee Child es schafft, ihn immer wieder in neue Verwicklungen zu verstricken, ist jedes Mal überraschend. Egal ob ein ehemaliger Scharfschütze als Heckenschütze bei einem Massaker unter Verdacht gerät, Reacher einen Anschlag auf den designierten Vize-Präsidenten vorbereiten soll, er sich als Leibwächter einspannen lässt oder für eine Million eine Entführung aufklären soll, Jack Reacher erscheint als letzte Hoffnung.

Nicht selten spielen Zahlen bei ihm eine große Rolle. In Trouble wundert er sich nicht nur, dass er überhaupt noch Geld auf dem Konto besitzt, die Höhe des Betrages 1030 Dollar ist gleich Anlass für ein Zahlenspiel. Ein Code, ein Notruf, auf den sich sein Team aus ehemaligen Sonderermittlern versteht. Taucht irgendwo die Zahl 10 30 auf, braucht jemand von ihnen Hilfe. Für einige seiner ehemaligen Crew wird diese zu spät kommen. Sie sind aus einem Hubschrauber geworfen worden und ihre Überreste liegen in der Wüste Nevadas.

Jack Reacher, der Streuner unter den Superhelden, gilt als hart, gnadenlos und steht außerhalb des Gesetzes. Egal, ob er ein Feuer vor einem wie zu einem Hochsicherheitsgefängnis aufgerüsteten Firmengelände legt und sich über die Erde kriechend den Schurken nähert, ob er gleich mit einem Wagen in eine Firmenzentrale rast oder in einem Waffengeschäft einem Händler, der ihn reinzulegen versucht, kurz beweist, dass es zur Ausübung von Gewalt nicht unbedingt einer Waffe bedarf, Reacher geht unbeirrt seinen Weg und erinnert an John Wayne. Auch der Westernheld war von sich überzeugt, ein untrügliches Gefühl für Gerechtigkeit in sich zu tragen. Ohne Reacher würden die Mächtigen dieser Welt noch ungehemmter ihr bösen Spielchen treiben.

Diesmal geht es um ein Waffensystem, bei dem eine Abwehrrakete technisch so aufgerüstet wurde, dass sie über ihr Ziel hinausschießt und ihr Objekt von oben aufspürt und so alle bekannten Abwehrsysteme lahmlegt. Es führt Reacher und sein Restteam, nach L.A., nach Las Vegas, in Absteigen, wie Luxushotels, lässt Reacher im Vorübergehen einen Dealer ausnehmen, damit er wieder über Geld verfügt. Er ist der moderne Robin Hood, der Rächer der Enterbten, derjenige, der das üble Geschäftetreiben mit Terroristen unterbindet. So was kann auf amerikanischen Boden nicht geduldet werden.

Man legt sich nicht mit den Sonderermittlern an, lautet das Credo. Und wenn doch verspricht Reacher den Schuldigen, eine Kugel in den Kopf zu jagen. Er wartet nicht darauf, dass sie vor Gericht gestellt werden. Er richtet selbst. Mit seiner Political Correctness ist es nicht weit her. Nicht, wenn es um Freunde geht. Um Tony Swan, Jorge Sanchez, Manuel Orozco, die wie Schlachtvieh hingerichtet wurden.

Sie sind ab sofort wandelnde Tote. Niemand wirft meine Freunde aus den Hubschraubern und überlebt, um davon erzählen zu können.


Dass Reacher und sein Team sich dabei wie ein Staat im Staate aufführen, alle Register ziehen, um an Informationen zu kommen, beruht auf der Einsicht, dass Amerika längst ein Polizeistaat und nichts wirklich geheim ist. Reacher hat für sich daraus die Lehre gezogen, sich unsichtbar zu machen. Und doch spüren sie ihn – wie in Neagleys Fall – ganz leicht auf und übertragen ihm die Verantwortung, die Welt zu retten.

Dass Child es mit seinen Verschlüsselungen und Aufdröselungen zuweilen überzieht, sieht man dem Autor gerne augenzwinkernd nach, da er sich vor allem auf eines versteht, Suspense zu erzeugen. Reacher wird im Verlauf der Geschichte seiner wichtigsten Habe beraubt werden. Seiner Klappzahnbürste. Beim Durchsuchen seines Zimmers tritt jemand achtlos darauf. Wer nichts besitzt, weiß, wie viel Bedeutung eine solche Zahnbürste mit der Zeit gewinnen kann.

Vor allem jedoch ist Trouble erneut die Geschichte eines jener unzähligen Spezialisten, für die das Militär plötzlich keine Verwendung mehr hat oder die freiwillig ausscheiden. Man mag gar nicht darüber nachdenken, wie viele davon durchs Land irrlichtern.



Jack Reacher 12 Outlaw

Als ob wir es geahnt hätten: Kaum will Jack Reacher in dem wenig beschaulichen Nest, mit dem noch weniger beschaulichen Namen »Despair« einen Kaffee trinken, stehen vier finstere Gestalten an seinem Tisch und wollen ihn ohne große Vorrede höchst unsanft aus dem Ort befördern. Doch da hat Jack etwas gegen. Denn wenn ihm eins heilig ist, dann seine Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit.

Wer jetzt denkt: »Kennen wir, wissen wir, haben wir schon«, dem entgeht eine Jack-Reacher-Performance, die der Reihe von Lee Child alle Ehre macht. Klar variiert er das bekannte Muster einmal mehr, das Dutzend ist damit voll, aber Child erfüllt das mit so viel Witz, Verstand, wissendem Understatement und Nachdenklichkeit, wo sie vonnöten ist, dass man ihm liebend gerne folgt.

Gleich zu Beginn gibt es die erste Überraschung; denn nur einer der vier unfreundlichen Herren wird von Reacher niedergestreckt. Dann naht die Polizei und Jack wird verhaftet, um anschließend in einer Prozessfarce wegen Landstreicherei aus Despair verwiesen zu werden. Ganz schwerer Fehler. Denn wer ihn derart rüde – und trotz mehrerer Warnungen – höchst unfair behandelt, der verdient sich sein Interesse. Ob er will oder nicht.

Glücklicherweise ist das wesentlich freundlichere Städtchen Hope in unmittelbarer Nähe des schundigen Despairs. Dort schlägt Reacher nicht nur sein Lager auf, sondern nimmt auch die Staatsmacht in Form der attraktiven Polizisten Vaughan (kein Vorname!) unter seine Fittiche.

Anschließend widmet er sich voll und ganz der Firmenstadt Despair und ihrem Patriarchen Jerry Thurman. Der ist nicht nur Prediger des Ortes, sondern auch Besitzer eines Leviathans in Gestalt einer riesigen Metall-Recycling-Firma ist, in der die meisten Bewohner des finsteren Kaffs beschäftigt sind. Reacher wittert Unrat hinter den Toren der Firma, der mehr ist als zerschrottetes Metall. Wer Reachers Instinkt kennt, wird sich nicht wundern, wenn es tatsächlich so schlimm kommt wie er vermutet. Eher noch schlimmer. Denn woran sollten die Anhänger einer Endzeit-Glaubensgemeinschaft anderes arbeiten als am Vorantreiben der Apocalypse? Doch in diesem Metier kennt sich der hartnäckige Jack Reacher gut aus. Sehr zum Leidwesen Thurmans und seiner Spießgesellen und Anhängerschaft.

Wie so häufig findet Lee Child klare Worte zur Lage einer Nation, die beständig in (unsinnige) Kriege verwickelt ist, in der Fundamentalisten jeder Couleur fruchtbaren Nährboden finden und soziale Belange, bzw. Verantwortung gerne unter den Tisch fallen, zugunsten »höherer« Interessen. Dabei zeigt er deutlich, wie sehr in Totenstädten wie »Despair« das Sein das Bewusstsein bestimmt und auf welche Irrwege eine abhängige Gesellschaft geführt werden kann, wenn religiöse und pseudo-philosophische Mobilmachung gepaart mit wirtschaftlicher Macht konsequent eingesetzt werden. Von der auf Gedeih und Verderb zusammen hängenden Dorfgemeinschaft zum faschistoiden Lynchmob sind es zwar ein paar Schritte zu gehen, aber entsprechend (zwangs)motiviert ziehen fast alle mit.

Gegenpol ist der abgeklärte Individualist Reacher – der es sich allerdings finanziell auch leisten kann -, dessen Sehnsucht nach persönlicher Freiheit und Integrität Grundlage seines Wesens ist. Dies unterscheidet ihn von anderen einsamen Vigilanten und Outlaws – es ist nicht Rache, die ihn antreibt, sondern der Wunsch nach größtmöglicher Gerechtigkeit. Die für ihn in einer Existenz fußt, in der man entweder autark, und ohne irgendjemand zur Last zu fallen, lebt, oder in einer Gemeinschaft, in der sich Geben und Nehmen die Waage halten. So lässt er seinen Mitmenschen jederzeit die Wahl, sich für oder gegen ihn zu entscheiden. Vaughan, die integre Polizistin fühlt sich unweigerlich zu Reacher hingezogen; nicht weil sie in ihm die Chance für eine gemeinsame Zukunft sieht, sondern weil er ihr hilft, das eigene Leben besser zu verstehen und zu händeln. Eine so flüchtige wie intensive Beziehung, ein optimistischer Gegenentwurf zu einer Welt, die von Despotismus, (religiöser) Verblendung und Manipulation geprägt ist.

Die sich gegen ihn entscheiden, hätten besser intensiver darüber nachdenken sollen. Jack Reacher gibt seinen Gegnern ausreichend Zeit dazu. Was Child in wunderbar absurd-komischen Situationen ausführt. Gerade die in anderen Romanen so gnadenlos verheizten Handlanger bekommen von Reacher die Hand gereicht; verbunden mit der freundlichen Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, ein eigenbestimmtes Leben führen, anstatt sich von selbst ernannten Heilsbringern ausnutzen zu lassen. Zu dumm, dass dieses Angebot meist ausgeschlagen wird. Denn Jack schlägt zurück. Effektiv und in letzter Konsequenz, wenn es sein muss.

Wie gewohnt brilliert Lee Child sprachlich wieder durch Akkuratesse, feine Pointen (ob es noch gerechtfertigte Kriege gäbe, fragt Vaughan Reacher an einer Stelle, in die Amerika verwickelt sei? Reacher, der ehemalige Soldat antwortet knapp: »Seit 1945 nicht mehr.«) und genaue Beobachtungen. Das Ausmaß der Bedrohung und die Hinzufügung diverser Nebenplots hat Outlaw zu einem umfangreichen Werk anwachsen lassen, bei dessen Bewältigung man Reacher – und Vaughan – gerne folgt, auch wenn die eine oder andere Wiederholung nicht ausbleibt.

»Annahmen sind zu vermeiden«, ist eine von Jack Reachers Regeln. »Absolut alles muss verifiziert werden«, die Ergänzung dazu. Dass dies ein wenig Zeit und Raum erfordert, ist wohl verständlich. Trotzdem gelten natürlich für Lee Child jene Worte, die er seinem Protagonisten in den Mund legt:

Präzision», erwiderte Reacher. «Darauf kommt’s mir an. Genau das tun, was man tun muss – nicht mehr, nicht weniger.


Das beherrscht Child. So gut, dass man genau hinschauen muss, welche Tiefen die actionreiche und scheinbar so kaltschnäuzige Genreliteratur besitzt. Lohnt sich. Denn wir erhalten einen spannenden Kriminalroman und dialektischen Diskurs in einem. Ohne, dass es der Autor seinen Lesern aufdringlich um die Ohren drischt.

Ist es angesichts der kommenden Verfilmung Zufall oder nicht? So oft wie selten weist Lee Child darauf hin, dass Jack Reacher ein »eins fünfundneunzig« großer, ca. hundert Kilo schwerer Hüne ist. Der rigide Religionen verachtet. Gewisse Scientology-hörige Hänflinge müssten eigentlich bittere Tränen weinen.



Jack Reacher 13 Underground

Auf seinem unendlichen und ziellosen Streifzug durch die USA ist Jack Reacher, ehemaliger Militärpolizist, aktuell in New York City. Als er in der U-Bahn sitzt, fällt ihm eine Frau auf, die alle Profilanforderungen einer Selbstmord-Attentäterin erfüllt. Reacher will sie aufhalten, doch in der Tasche von Susan Mark ist keine Bombe, sondern eine Pistole, mit der sie sich in den Kopf schießt.

Reacher fühlt sich für diesen Selbstmord mitverantwortlich. Außerdem wird er provoziert: Da Susan Marks eine Zivilangestellte des Pentagons war, nehmen ihn arrogante Bundesagenten in die Mangel; sie wollen feststellen, ob Marks, die geheime Dateien aus dem Verteidigungsministerium kopiert hat und deshalb unter Beobachtung stand, ihm eine Abschiedsbotschaft oder gar eine Kopie zukommen ließ. Wenig später stellen vier private aber ebenfalls unfreundliche Sicherheitsleute im Auftrag eines unbekannten Auftraggebers ähnliche Fragen.

Statt die Sache auf sich beruhen zu lassen, wird Reachers Neugier geweckt. Einige unvorsichtige Bemerkungen haben ihn auf die Spur des ehemaligen Elitesoldaten John Sanson gebracht, der nun im Kongress sitzt und sich um einen Senatoren-Posten bewirbt. Reacher nutzt seine Kenntnisse über den militärischen Verwaltungsapparat und findet heraus, dass Sanson vor beinahe drei Jahrzehnten an einer Geheimmission in Afghanistan teilnahm, die aus heutiger Sicht politisch absolut unkorrekt war.

Der Auftraggeber der Sicherheitsleute (s. o.) offenbart sich: Die ehemalige sowjetische Politkommissarin Swetlana Hoth und ihre Tochter Lila suchen nach einem US-Soldaten, der einst der Mutter das Leben gerettet hat. Für Reacher klingt dies allzu fantastisch. Er ermittelt weiter – und erregt den Zorn der US-Heimatschutzbehörde, die ihn als ´Staatsfeind´ verschwinden lassen will. Aber Reacher lässt nicht locker. Er ist einer Verschwörung auf der Spur, die zu Al-Qaida führt, wo man diese Verbindung um wirklich jeden Preis gekappt sehen will …

Hässliche neue Welt

Seit 1997 ist Jack Reacher unterwegs. Er hat sich aus einem System ausgeklinkt, das keine Verwendung mehr für ihn und sein besonderes Talent hatte: Reacher ist ein ausgezeichneter Ermittler, der Indizien sichern, erkennen und miteinander verknüpfen kann. Schon während er noch seinen Dienst als Militärpolizist leistete, erregte er den Widerwillen besagten Systems, weil ihm Ergebnisse über die Vorschriften gingen.

Als Privatmann hat Reacher seinen Job nur offiziell aufgegeben. Nach eigener Auskunft reist er durch die Vereinigten Staaten, um sich das Land anzuschauen. Tatsächlich ist er jedoch nicht »heute hier, morgen dort« – »here today, gone tomorrow«, wie es der Originaltitel andeutet. Stattdessen wartet er auf Kriminalfälle, die einen klugen Kopf über starken Schultern erfordern. Reacher schaut nicht weg, sondern mischt sich ein, wenn er Zeuge von Verstößen wird, der sich – in dieser Reihenfolge – gegen das Menschenrecht, seinen Ehrenkodex und das Gesetz richtet, wie er es definiert.

Damit exponiert sich Reacher nicht nur gegen ohnehin kriminelle Zeitgenossen, sondern auch gegen die etablierten Vertreter von Recht und Ordnung. Hier stellt Autor Lee Child seit einiger Zeit eine unheilvolle Veränderung fest, die er an einem Datum festmachen kann: Die Ereignisse des 11.09.2001 bzw. »Nine-Eleven« brachten nicht nur den Terrorismus ganz großen Stils in die USA, sondern führten auch zu einer ´legalen´ Aufweichung der Menschenrechte. Der »patriot act« gestattet Geheimdiensten und Bundesbehörden einen vom Gesetz normalerweise so nicht gestatteten Zugriff auf verdächtige Personen: Sie KÖNNTEN Terroristen sein bzw. mit Terroristen zusammenarbeiten und dürfen deshalb nicht nur aus dem Verkehr gezogen, sondern auch einem ´verschärften´ Verhör unterworfen werden.

Die neue Dimension des Terrors

Als Ergebnis sieht Child zwei gleichermaßen gefährliche Phänomene: Auf der einen Seite ist der globale Terror weiterhin akut, während auf der anderen Seite entfesselte Terrorjäger Gesetz und Menschenrechte aushebeln können, dies auch tun und weitere Privilegien fordern. Deshalb kämpft Reacher nicht nur gegen al-Qaida, sondern auch gegen jene, die auf seiner Seite stehen müssten.

Natürlich ist Reacher ein Vigilant, dessen Gerechtigkeitstrip selbst gegen fixiertes Recht verstößt. Da er der Held einer Serie unterhaltender Thriller ist, kann ihm das nicht vorgeworfen werden. Child nutzt jedoch die Chance, auf die moralische Schieflage hinzuweisen, in welche US-Politik und -Justiz geraten sind, indem er die Folgen in seine Geschichte einfließen lässt. Das Ergebnis ist mindestens so beängstigend wie der simple Kampf gegen eine Horde messerschwingender Meuchelmörder: Der Staat führt Krieg gegen seine eigenen Bürger. Sie werden in Underground von den Polizeibeamten Jacob Mark und Theresa Lee verkörpert, die anders als Reacher nach den Regeln spielen und trotzdem in die Mühlen einer außerhalb geregelter Kontrollen agierenden ´Schutzbehörde´ geraten.

Das Prädikat »politisch korrekt« kann Underground also nicht für sich beanspruchen – dies auch deshalb, weil Child über Reacher Farbe bekennt: Die Schuld für die beschriebene Barbarisierung liegt für ihn letztlich bei den Strippenziehern des Terrors, hier also al-Qaida. Letztlich verhält sich Reacher wie eine Kampfdrohne ohne Fernsteuerung: Im großen Finale rottet er die Terroristenbrut aus, weil nur dies gerechte Strafe, Warnung und Verhütung künftigen Unheils gewährleistet.
Spannungsschraube mit vielen Windungen

Bis es soweit ist, wird der Leser auf manche falsche Spur geführt. Ausgewiesene Twist-Spezialisten wie Jeffery Deaver müssten angesichts der Leichtigkeit, mit der Child nicht einmal oder zweimal, sondern immer wieder die Handlungsachse in andere Richtungen biegt, eigentlich vor Scham in den Boden versinken. Underground bietet keineswegs ´nur´ Action der glaubwürdigen Art, sondern kann auch als Rätsel-Krimi bestehen. Worum es in dieser Geschichte geht, bleibt nach dem Willen des Verfassers bis zuletzt offen. Der Leser nimmt es mit der gewünschten Reaktion – fieberhafte Neugier – wahr und lässt sich gern von Childs an der Nase herumführen (auch wenn es heißt, zügig den Anschluss zu halten, um das Riechorgan vor aus Rasanz geborenen Dehnstreifen zu bewahren).

Die Action der Reacher-Romane ist eine Lektion in Sachen erwartungsvoller Spannung. Vorzugsweise gerät unser Held dort in die Bredouille, wo das Gelände übersichtlich oder sogar leer wirkt: eine U-Bahnstation, eine Nebenstraße, ein Kellerraum. Sorgfältig listet Child auf, was sich dort befindet und aus welchem Material es besteht. Solche Informationen sind wichtig, denn es verschärft die Frage, wie sich Reacher aus dieser hoffnungslosen Situation herauswinden wird.

Es gelingt ihm, weil er ein Profi ist, der anders als der Normalbürger die Möglichkeiten erkennt, die ein simples Stück Holz, ein Sack voller Müll oder ein Gummischuh bergen. Reacher beobachtet, ordnet ein, zieht Schlüsse, trifft Entscheidungen, kalkuliert Probleme ein. Die Konsequenz, mit der Child die in Worte fasst, mildert angenehm das Klischee von Reacher, dem Supermann, der zwar zeitweilig aufgehalten aber nie ausgeschaltet werden kann. Stattdessen ist der Leser bereit zu glauben, dass Reachers Fähigkeiten auf guter Ausbildung, Intelligenz und Wachsamkeit beruhen.

Tatsächlich ist dies eine (Selbst-) Täuschung. Ein Einzelkämpfer wie Reacher ist eine Wunsch- (bzw. Albtraum) Gestalt. Hin und wieder wird deutlich, dass sich die Bewohner seiner Welt wie auf Schienen bewegen. Er kann ihre Handlungen ein wenig zu deutlich und zuverlässig vorausahnen – das Privileg des Serienhelden, der für seine spannenden Taten mehr geliebt wird als für die Wahrung der Realität, die bekanntlich stets für böse Überraschungen gut ist. Lee Child hält in seinem 13. Reacher-Abenteuer die Zügel (wieder) fest in der Hand. Durchhänger, Seifenoper-Einschübe oder Tritte auf die Handlungsbremse gibt es nicht, was sich kurz & bündig so zusammenfassen lässt: Reacher bürgt weiterhin für Lektüre-Spaß.



Jack Reacher 14 61 Stunden


Ein Einsamer kehrt zurück


Ewig unterwegs, mit ungeplantem Halt hier und dort. Auch im vierzehnten Roman bleibt Jack Reacher, nach einer Buspanne, zufällig in einer jener kleinen Ortschaften hängen, die ihm schon so oft nerven- und kräfteaufreibende Stunden, bzw. Tage beschert haben. Doch Bolton ist etwas Besonderes. Denn es herrscht tiefster Winter und an jenem gottverlassenen Flecken reichen die Temperaturen bis weit unter dreißig Grad Minus. Keine Gegend für einen Wellness-Urlaub. Die örtliche Polizei hat auch etwas dagegen, möchte sie Reachers schnell ermittelte Fähigkeiten wie seinen Militär-Hintergrund doch für ihre Dienste nutzen. Gilt es doch die Kronzeugin eines Drogendeals vor einem nahenden Killer zu beschützen und herauszufinden, welchen Zweck die riesige Militäranlage in der Nachbarschaft  erfüllen sollte, die zwar nie in Betrieb genommen wurde, gegenwärtig aber im Fokus großkalibriger Gangster steht. Der kleinwüchsige, brandgefährliche mexikanische Patron Plato ist bereits auf dem Weg nach Bolton.

Zu allem Überfluss bereitet das neu errichtete Staatsgefängnis der Ortspolizei große Sorge. Eigentlich als positiver Wirtschaftsfaktor willkommen geheißen, wird es in Krisenzeiten zum unberechenbaren Faktor, müssen doch alle Polizeikräfte den Komplex abschirmen, sollte die Alarmsirene ertönen. Ganz schlecht, wenn man gleichzeitig Personenschützer bei einer resoluten alten Dame spielen soll. Reacher ist also hochwillkommen, und er wird alle Hände voll zu tun bekommen. Denn natürlich beginnt die Sirene zu heulen.

Gott vergibt … Reacher nie

61 Stunden bedeuten einen Countdown, der während des gesamten Romans (vielleicht das ein oder andere Mal zu oft) heruntergezählt wird. Es ist auch der Zeitraum, in dem der sonst so überlegene Jack Reacher auf Normalmaß herunter gestutzt wird und sich verletzlich wie selten zeigt. Denn es zeigt sich, dass Reacher seine schlichten Prämissen in einer Welt, in der betrogen und gelogen wird, was das Zeug hält, und Bündnisse nur so lange gelten wie sie einer Partei nützen, in Frage stellt.

»Hoffe auf’s Beste und befürchte das Schlimmste.«
»Ist das ihr Motto?«
»Eines von vielen.«
»Und die anderen?«
Niemals vergeben, niemals vergessen. Mach’s einmal und mach’s richtig. Was man sät, erntet man. Pläne sind nichtig, sobald der erste Schuss fällt. Beschützen und dienen. Niemals außer Dienst."


Doch sind es genau diese Leitsprüche, die Reacher wieder auf die Beine bringen, gekoppelt mit der bitteren Erkenntnis für seine Gegner, dass ein verletzter Reacher ein umso gnadenloserer Gegner ist. Außerdem gönnt Lee Child seinem Protagonisten das Glück des Tüchtigen.

Leichen pflastern seinen Weg

Es ist schon furios, was Lee Child aus einer immer wiederkehrenden Grundkonstellation macht. 61 Stunden ist dabei einer der gelungensten Romane der Reihe. Es dauert lange bis zum ersten Gewaltausbruch und Reacher ist nicht einmal verantwortlich dafür, sondern sein Gegner Plato, der rücksichtslose und gierige Verbrechensmogul. Davor, dazwischen und danach gibt der Roman seinen Figuren Raum, Child positioniert sie auf stimmige Weise in einem hervorragend gewählten Ambiente. Die Unterschiede zwischen den wohlig-warmen Innenräumen und der tödlichen Kälte außerhalb der Behausungen sind nahezu körperlich spürbar. Child gelingt hier ein großartiges Szenario, das er glaubwürdig, gewohnt unaufgeregt und ohne penetrante Erklärungswut Stück für Stück aufbaut.

Von Reacher – mit den besten Empfehlungen

Reacher bekommt eine liebevolle, telefonische Fernbeziehung zu seiner militärischen Nachfolgerin spendiert, die ihn mit Infos versorgt und ihm zuhört, wenn er am Boden liegt. Und auch hier gelingt Lee Child das Kunststück, Reacher scheitern zu lassen ohne ihn zu demontieren. Reacher zieht die richtigen Schlüsse, handelt verantwortungsbewusst und offen menschenfreundlich wie selten. Die gemeinsamen Passagen mit der pensionierten Bibliothekarin Janet Salter, zeigen ihn als mitfühlenden, sensiblen Menschen, der in der sanften Janet mit dem selbstbewussten Ehrenkodex eine verwandte Seele sieht. Zivilcourage und ihr hoher Preis. Den Child nicht ausblendet.

Willkommen in der Hölle

Keine Bange, Reacher wird kein Schmusebär mit erhöhtem Tempotaschentuch-Verbrauch, er begibt sich nur in eine ungewöhnliche Tiefe, bis er als rächender Phönix nicht nur ideell aus der Asche wieder auftaucht.  

Falls das Buch verfilmt werden sollte: Der einsfünfundfünfzig große Plato wäre eine tolle Rolle für Tom Cruise, Aufbau von Muskelmasse und ein bisschen mexikanisches Outfit kriegt Hollywood schon hin. 1,98 m Jack Reacher kann dann jemand anders geben.

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