Brown, Dan-Rezension - eBook

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Brown, Dan-Rezension

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Meteor

Die Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür und der Amtsinhaber scheint so langsam den Boden unter den Füssen zu verlieren. Sein Gegenkandidat, Senator Sexton, hat die Achillesverse erkannt und legt mit aller Macht seine Finger in die Wunde des Präsidenten – die NASA.

Einst vom Erfolg verwöhnt, dümpelt die staatliche Raumfahrtbehörde in einem Sumpf aus Misserfolg und Geldverschwendung. Und genau das weiß Präsident Zach Herney, dennoch unterstützt er die in die Jahre gekommenen Raumfahrer mit all seinen Möglichkeiten. Gerade als klar wird, dass Senator Sexton angesichts der verschleuderten Millionen an NASA-Geldern die Wahl gewinnen wird, platzt die Bombe.

Der Beweis für außerirdisches Leben wird zur Rettung des Präsidenten

Ein NASA-Aufklärungssatellit ortet einen geheimnisvollen Meteor, der tief verborgen im Eis der Arktis schlummert, und dieser Meteor mutiert zur Rettung des Raumfahrtunternehmens und des Präsidenten, enthält er doch die Fossilien mehrerer übergroßen Käfer, die zweifellos aus dem dunklen Weltraum stammen – der Beweis für außerirdisches Leben.

Da sich die Fehlschläge der NASA-Truppe in den letzten Jahren häuften und die Reputation dieser Behörde mehr als fragwürdig erscheint, beschließt der Präsident die Entdeckung durch namhafte und anerkannte amerikanische Forscher (aus Wissenschaft und Filmwelt) verifizieren zu lassen, bevor er mit den Neuigkeiten vor sein Volk tritt.

Ein Schachzug und die erste Leiche schwimmt im dunklen Eiskanal

Um der Glaubwürdigkeit der Meldung noch die Krone aufzusetzen, entsendet er die Geheimdienstmitarbeiterin Rachel Sexton zum Fundort. Rachel Sexton ist niemand geringeres, als die Tochter seines Widersachers. Doch der brillante Schachzug des Präsidenten geht nicht auf. Erste Zweifel an der Echtheit des Fundes kommen auf. Und schon schwimmt die erste Leiche in einem dunklen Eiskanal. Die Widersprüche in Sachen Meteor verdichten sich und bald geraten die ausgesuchten Forscher immer mehr in das Visier unheimlicher Jäger, die offenbar über modernste und unerschöpfliche Mittel (zum töten) verfügen.

Es beginnt ein blutiger Wettlauf gegen die Zeit, denn der Wahltermin rückt immer näher und hochrangige und einflussreiche Kräfte sind offenbar nicht daran interessiert, dass auch nur der Hauch eines Zweifels auf die Echtheit des Fundes aus der Arktis fällt.

Zwischen Science Fiction und Fantasy

Ehrlich gesagt, habe ich so meine Probleme mit »Meteor«. Illuminati war grandios, doch dieser Roman wird die Brown-Fans in zwei Lager spalten – in die Überzeugten und in die Enttäuschten.

Der Roman besteht für mich aus drei Teilen: Eine unglaublich langatmige, ca. 200 Seiten lange und teils langweilende Exposition, in der Dan Brown seine einzelnen Fallschlingen auslegt, in die der ahnungslose Leser tapsen soll. In einen temporeichen. actiongeladenen und fesselnden Mittelteil, in der Brown geschickt (wie bei »Illuminati«) die Detektionslinie ausbreitet und Stück um Stück die anfänglichen aufgestellten Tatsachen mit brillanter Logik hinterfragt und umkehrt. Und schließlich in den haarsträubenden, ca. 120 Seiten langen Auflösungsteil, der oft so abgehoben wirkt, dass man die vorher gelesenen, guten Seiten schnell vergisst und sich eher der Eindruck aufdrängt, dass der Schreiber nun ganz die Bodenhaftung unter seinen Füssen verloren hat. Er schwebt in höheren Sphären.

Zu wenig authentisch, manchmal illusionär – sprechen wir 2513 noch einmal darüber

Insgesamt ist mir METEOR zu wenig authentisch, ja manchmal geradezu illusionär. Sprechen wir im Jahr 2513 noch einmal darüber, dann hat die Realität den Autor vielleicht eingeholt. In »Illuminati« gibt es kurz vor Ende die Hubschrauberszene (»Illuminati«-Leser wissen, worauf ich anspiele), »Meteor« ist voller Hubschrauberszenen. Bohrungen in einen Gletscher in der Arktis, aber nicht von oben, sondern von unten, tief unter dem Meer. Schwebende Miniatursonden von der Größe eines Tischtennisballs, Eisgewehre, Delta-Force-Spezialisten-Teams, denen ich nicht einmal zutrauen würde, auf meinen vierjährigen Sohn aufzupassen, der Ritt mit einem U-Boot auf einer Raketenexplosion und dann noch die Sache mit dem »absolut unverdächtigen Täter«, der am Ende aus dem Hut gezaubert wird, und auf den zuvor nicht die geringste Andeutung hinweist.

»Meteor« ist das typische Nachfolgebuch eines Bestsellers. Ich bin überzeugt, dass es vom Autor weit vor Illuminati geschrieben wurde und zunächst aufgrund seiner »(fehlenden) Klasse« in der Schublade schlummerte. Nach dem vielleicht sogar unerwarteten Erfolg von »Illuminati«, wurde es vom Verlag schnell nachgeschoben, um aus dem Namen des Autors Profit zu schlagen. Es ist offensichtlich, dass es für »Meteor« mehr kaufmännische Gründe für eine Veröffentlichung gab, als literarische. Zwar ist dem Autor zu bescheinigen, dass seine Recherchearbeit wirklich tief geht und Dan Brown unheimlich kompetent Zusammenhänge schildern kann, dennoch ändert dies nichts an meiner Meinung: »Ein Buch, das wir Leser nicht unbedingt gebraucht hätten.« Sakrileg wird da hoffentlich ein paar Klassen besser sein, denn dort werden wir wohl wieder unserem bekannten Dan Brown begegnen.



Langdon 1 Illuminati - 2008

Der uralte und immer noch schwelende Zwist der Wissenschaft und der Kirche ist Hintergrund dieses spannenden und packenden Thrillers. Der Mord an einem Forscher des Forschungszentrums CERN in der Schweiz und der Diebstahl von hochgefährlicher Antimaterie bilden die Eröffnung dieses hochklassigen Buches. Robert Langdon, Harvardprofessor und Symbologe, wird von dem Direktor des Forschungsinstituts, Maxmilian Kohler, nach Genf gerufen, da der Leichnam des Getöteten mit einem uralten Symbol gebrandmarkt worden war. Das Wort »Illuminati« in einer Schrift, die es von jeder Seite aus lesbar machte, prangte auf der Brust des Ermordeten.

Langdon, Spezialist auf diesem Gebiet, soll herausfinden, ob tatsächlich der uralte Geheimbund von Wissenschaftlern und Freidenkern hinter diesem Verbrechen stehen kann. Ist die Gemeinschaft aus den frühen Tagen der Wissenschaft plötzlich wieder zum Leben erwacht?

Doch noch etwas steckt hinter dem Verbrechen. Aus einem der geheimen Labors von CERN, tief unter der Erde und unerreichbar für Außenstehende, ist ein Behälter entwendet worden, in dem sich Antimaterie befand. Ein kleiner Tropfen nur, doch gefährlicher als eine Atombombe. Was beabsichtigen die Illuminati? Was steckt hinter diesem grausamen Verbrechen?

Langdon lernt die Ziehtochter des Ermordeten, Vittoria Vetra kennen und bald stellt es sich heraus, dass der Tote nicht nur Forscher, sondern auch Priester war, der die These vertrat, dass Wissenschaft und Kirche sich nicht im Wege steht, sondern hinter allen Errungenschaften und Entdeckungen der Forscher, Gott als die wahre Kraft existiert. War vielleicht genau diese Einstellung des Toten das Motiv für die Tat?

Die Spur führt in den Vatikanstaat

Doch es kommt anders. Die Spur der gestohlenen Antimaterie führt in den kleinen Vatikanstaat. Dort holen die Wahnsinnigen des alten Geheimbundes der Illuminati zum ultimativen Schlag gegen die verhasste Kirche aus, um sie endgültig zu vernichten. Der Augenblick scheint wohl überlegt, denn gerade zu diesem Zeitpunkt findet in Rom das Konklave der Kardinäle statt, um nach dem Tod des Papstes die Neuwahl zu vollziehen. Doch damit der Demütigung der Kirche nicht genug. Die vier aussichtsreichsten Kandidaten der Neuwahl, die vier Il preferiti werden entführt. Der Assassine der Illuminati kündigt an, stündlich einen jeden von ihnen auf dem »Pfade der Erleuchtung« öffentlich zu ermorden, bis sich schließlich um Mitternacht der ganze Vatikanstaat samt den Kardinälen in einer riesigen Antimaterieexplosion im Nichts auflösen soll. Nur Langdon, der viel über diesen alten Geheimbund weiß, kann es gelingen, den Wahnsinn zu stoppen. Gemeinsam mit Vittoria, die den Mörder ihres Vaters zur Strecke bringen will, reist er nach Rom.

Dort stoßen sie zunächst auf den griesgrämigen und dienstbeflissenen Oberst der Schweizer Garde, der ihnen nur wenig Glauben schenkt. Doch der Camerlengo (Kammerdiener und Privatsekretär) des verstorbenen Papstes, der während des Konklaves die Amtsgeschäfte des Papstes bis zur Neuwahl weiterführt, schenkt Langdons These Glauben, zumal mittlerweile die Drohung des Assassinen auch bis in die geheimsten Winkeln des Vatikanstaates vorgedrungen ist.

Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Und nur dem festen Glauben und der Tatkraft des Camerlengo ist es zu verdanken, dass entgegen aller gültigen Kirchengesetze Langdon Zutritt in die geheime Bibliothek des Vatikans erhält, in der uralte Schriften früherer Wissenschaftler wie Da Vinci und Galilei lagern, die zur damaligen Zeit als ketzerische Schriften von der Kirche konfisziert worden waren. Aus den Schriften Galileis und mit dem Wissen Langdons lässt sich der uralte »Pfad der Erleuchtung« entwirren, auf dem die Il preferiti hingerichtet werden sollen. Doch werden sie noch rechtzeitig am ersten Ort eintreffen? Werden sie die Morde verhindern können? Gelingt es ihnen, den Behälter mit der Antimaterie rechtzeitig zu finden und zu entschärfen?
Am Ende ist wieder einmal alles anders, als es zuerst erscheint.

Eine Aura der Authentizität

Der Autor schreibt in auktorialer Erzählweise, er benutzt eine angenehme und verständliche Sprache, die mit vielen Fachbegriffen gespickt, eine Aura der Authentizität erzeugt. Überhaupt lässt sich der Geschichte entnehmen, dass eine hervorragende Recherchearbeit des Autors vorausging. Kirchengesetze, die klerischen Verhaltensmuster, Orte und Bezeichnungen, alles wirkt schlüssig und real und lässt im Leser nie einen Eindruck der Unschlüssigkeit aufkommen. Der vom Autor erschaffene Mikrokosmos ist logisch und sauber erarbeitet. Nur einmal, kurz vor dem Ende des Romans verlässt Brown den Boden seiner selbst erschaffenen Welt und setzt die Gesetze der Schwerkraft für einen kurzen Moment außer Kraft. Doch dieser Lapsus sei ihm verziehen, wirken doch die anderen 699 Seiten glaubhaft und schlüssig.

Die handelnden Personen sind sympathisch (Protagonisten) und dreidimensional beschrieben. Sie leben in diesem Roman, Sprechen, handeln und geben sich der Situation und ihren geschaffenen Charakteren angemessen natürlich. Die Dialoge treiben die Handlung voran und zeigen ebenfalls, dass der Autor genau weiß, wovon er schreibt, denn er legt ihnen immer die passenden Worte in den Mund.

Hinter dem Handlungsstrang verbirgt sich ein typisch amerikanisches up-tempo-Katastrophenplot. Die Handlungen sind motiviert und mir wäre auch nicht einmal aufgefallen, dass eine Szene ohne tieferen Sinn und ohne die vorantreibende Motivation erfolgt wäre. Jede Handlung der Romanfiguren ist überlegt und ausgearbeitet. Besonders schön ist die im Katastrophenplot eingearbeitete Detektionslinie. Langdon folgt dem »Pfade der Erleuchtung« aufgrund ermittelter Indizien, die ein schlüssiges Bild entstehen lassen und den Leser mitreißen.

Die Nebenhandlungen sind geschickt mit dem Hauptstrang verwoben, so dass am Ende die überraschende Wendung nicht aus heiterem Himmel erfolgt, sondern bei genauer Überlegung nachvollziehbar ist. Kurzum, alles in allem eine runde Sache.

»Illuminati« fesselt

Es bewahrheitet sich wieder einmal der alte Spruch der Literaten: Es gibt keine dicken oder dünnen Bücher, es gibt nur gute oder schlechte Bücher. Illuminati ist eines der guten, ja sogar eines der wenigen empfehlenswerten, die bei knapp 80.000 Veröffentlichungen im Jahr erscheinen. Die 700 Seiten las ich schneller, als bei so manch einem 250 Seiten starken, aber stinklangweiligen Werk.

Illuminati fesselt. Es ist mit Sicherheit kein neuer Stil, der hier von einem Autor geprägt wurde. Es ist ein typisches Buch für einen US-Autor, bei dem die temporeiche Handlung im Vordergrund steht, aber es ist ein absolut lesenswertes Buch, das seinem Zweck – die Unterhaltung des Lesers – in vollem Umfang gerecht wird. Und wer meine Bewertungen auf der Couch bisher gelesen hat, der weiß, dass es nicht ganz leicht ist, mich zu überzeugen.



Langdon 2 Sakrileg - 2008

Bei seiner Suche nach den Hintergründen der Tat wird Robert Langdon von Sophie Neveu unterstützt, einer Kryptologin der Pariser Polizei und Tochter des ermordeten Kurators. Von ihr erfährt er auch, dass der Kurator der geheimnisumwitterten Sions-Bruderschaft angehörte – ebenso wie Leonardo da Vinci, Victor Hugo und Isaac Newton. Bei ihren Recherchen stoßen Robert und Sophie immer wieder auf verborgene Zeichen und Symbole in den Werken Leonardo da Vincis, die zum einen auf den Heiligen Gral hindeuten, zum anderen die These stützen, dass Jesus Christus und Maria Magdalena einen gemeinsamen Sohn hatten. Beides würde die Grundfesten der Kirche erschüttern. Erschwert wird die Suche der Wissenschaftler durch das Eingreifen der mysteriösen Organisation Opus Dei, die Roberts und Sophies Erkenntnisse unter allen Umständen unter Verschluss halten möchte – und dabei auch nicht vor Mord zurückschreckt.

Der amerikanische Symbologe Robert Langdon wollte sich nach seinem Vortragsabend in Paris eigentlich mit Jaques Saunière, dem Museumsdirektor des Louvre treffen, doch dieser war nicht zum Treffen erschienen. Als Langdon dann nachts von der Polizei in seinem Hotelzimmer aufgesucht wird, erfährt er, warum aus dem Treffen nichts geworden ist. Saunière war zu diesem Zeitpunkt bereits tot, in seinem Museum erschossen.

Captaine Fache von der Pariser Polizei bittet Langdon um Mithilfe, denn der Ermordete hat, bevor er starb, Hinweise hinterlassen, die man nicht zu deuten weiß. Was der Leser bereits im Prolog erfährt, nicht aber die Polizei, ist die Tatsache, dass Saunière einer Bruderschaft angehört, die seit vielen Jahrhunderten ein streng gehütetes Geheimnis wahrt. Nur vier Personen wissen, wo sich der Gegenstand befindet, den die Gegner der Bruderschaft mit allen Mitteln in ihren Besitz bringen möchten. Als Saunière seinem Mörder gegenübersteht, wird ihm klar, dass die anderen Geheimnisträger bereits getötet wurden und daß sein Wissen mit seinem Tod unwiderbringlich verloren ist. Er weiß, dass er mit seinem Bauchschuß nur noch kurze Zeit leben wird. So nutzt er seine letzten Minuten dazu, Spuren zu legen, die den richtigen Leuten die passenden Hinweise geben können.

Als Langdon den Tatort und die Hinweise besichtigt, kommt Sophie Neveu von der Dechiffrierabteilung hinzu, um die von Saunière aufgeschriebene Zahlenfolge zu deuten. Geschickt warnt sie Langdon und lotst ihn auf die Toilette, wo sie ihm eröffnet, dass Fache davon überzeugt ist, dass Langdon selber der Mörder ist und ihn verhaften wird. Denn außer dem, was Fache Langdon eröffnet hat, hat der Ermordete noch aufgeschrieben: »Robert Langdon suchen!«

Sophie sieht jedoch in dem Satz keinen Hinweis auf den Mörder, sondern eine an sie selbst gerichtete Nachricht, dass sie Langdon zur Unterstützung aufsuchen soll. Langdon kann ihren Erklärungen nicht folgen, bis sie ihm eröffnet, dass Saunière ihr Großvater war und die Hinweise für sie ausgelegt hat.

Langdon täuscht seine Flucht aus dem Museum vor und findet zusammen mit Sophie, nachdem die Polizei weggelockt ist, weitere Spuren.

Schnitzeljagd im Stil von Indiana Jones

Dan Brown legt in seinem Thriller ein atemberaubendes Tempo vor, und nachdem man die gut 600 Seiten hinter sich hat, ist man verblüfft, wenn man feststellt, dass sich die gesamte Handlung gerade mal über eine Nacht und einen Tag hingezogen hat. Das Gefährliche dabei ist, dass man durchaus das gesamte Buch auch in dieser Zeitspanne verschlingen kann, denn mit zunehmender Seitenzahl wird das Beiseitelegen des Buches immer schwieriger.

»Sakrileg« ist im Prinzip nichts anderes als eine Schnitzeljagd. Zwei Gruppen versuchen anhand von Hinweisen aus unterschiedlichen Intentionen das gleiche Ziel zu erreichen, nichts anderes als Indiana Jones oder James Bond, wenngleich Robert Langdon noch etwas unbedarft auftritt und er noch ein paar Stufen vom Übermenschen entfernt ist.

Dan Brown ist ein Autor, der sein Handwerk meisterhaft beherrscht. Mittels der Rätsel, die den Leser zum Mitraten anregen, hat er sein Publikum bereits soweit gefesselt, dass es nicht mehr abspringen kann. Dann setzt er gezielt Spannungselemente ein und hält das Niveau gleichmäßig hoch, indem nach kleinen Erfolgen für das Protagonistenteam postwendend der Rückschlag kommt. Durch kurze Kapitel aus ständig wechselnden Perspektiven, die fast durchweg in einem Cliffhanger enden, hält er dieses Hin und Her im Wettrennen zwischen Gut und Böse bis zum Ende hin hoffen und verblüfft dabei immer wieder mit ungeahnten Wendungen und Überraschungen.

Der Hype ist nicht nachvollziehbar

Mit seiner Schreibweise tut sich Dan Brown aus dem Gros der amerikanischen Thrillerautoren nicht hervor. Flüssig geschrieben mit viel dierekter Rede ohne großen sprachlichen Anspruch ist der Roman zum flotten Runterlesen bestens geeignet.

Thematisch hat sich Brown zu einem Gebiet hinbegeben, dass die Menschheit seit hunderten von Jahren immer wieder begeistert und fesselt und immer noch eine Faszination ausübt, obgleich man meinen sollte, dass dazu bereits alles geschrieben sein muß. Seine Recherchen für diesen Roman müssen sehr umfassend und genau gewesen sein. Da er aber neben geschichtlichen Tatsachen auch jede Menge Fiktion und Spekulation eingebracht hat, hat er sich einerseits davor geschützt, sich Fehler vorwerfen zu lassen und es dem Leser andererseits schwer gemacht, Fakten und Fiktion zu unterscheiden. Die Glaubwürdigkeit des Geschehens musste leider aufgrund der Dramaturgie erheblich leiden.

Nicht nachvollziehen kann ich jedoch den Hype um die Bücher von Dan Brown. Zweifellos hat er mit »Sakrileg« ein hervorragendes und fesselndes Werk verfasst, doch dabei weitgehend nichts anderes getan als solides schriftstellerisches Handwerk geboten. Grundlegend Neues macht Dan Brown auch nicht. Seine Romane halte ich für absolut überbewertet. Von der Art her erinnert mich »Sakrileg« an die Lincoln-Rhyme-Serie von Jeffery Deaver.



Langdon 3 Das verlorene Symbol - 2010


Sechs Jahre hat Dan Brown benötigt, um Robert Langdon, den Symbolologen und Experten in Sachen Schnitzeljagd, bekannt aus Illuminati und Sakrileg / The Da Vinci Code, mal wieder die Welt retten zu lassen. Dass es in Langdon Nr.3 um die Freimaurer geht, dass der Teil in Washington, D.C., statt in »good, old Europe« spielen sollte, wurde schon lange vor der Veröffentlichung im Netz kolportiert. »Mein Buch schmeckt süß wie Dessert – ist aber für das Hirn so gesund wie Gemüse!«, verriert der öffentlichkeitsscheue Autor vorab der Bild. Na denn: guten Appetit. Aber: Das Hirn isst eben doch mit.

Langdon soll für einen alten Akademiker-Kollegen einen kleinen Vortrag halten. Darüber, worin sich die Symbole der Freimaurer im heutigen Washington niederschlagen. Wie passend: Sind doch nur Mitglieder der »Loge« anwesend. Dan Brown wäre wohl nicht Dan Brown, finge an besagtem Abend nicht wieder eine Jagd nach einem mysteriösen Unbekannten an, tauchte nicht die abgetrennte Hand seines Freund im Capitol auf, gälte es nicht Rätsel um Rätsel zu lösen und allerhand in, über und unter der amerikanischen Hauptstadt an möglichen Fingerzeigen zu entdecken. Sein Freund ist entführt worden und dieser arg hinterlistige Bösewicht erpresst Langdon damit. Er solle eine Pyramide (von denen es in Washington wohl geradezu nur wimmelt) finden, eine Karte die zur Aufdeckung des bedeutendsten Geheimnisses der Weltgeschichte führe. Was Langdon zum Schwitzen bringt: Die Nacht ist kurz und mehr Zeit hat er nicht.

Was sollen wir nun von diesem Werk halten, an dem der der Autor mehr als ein halbes Jahrzehnt geschrieben hat? Über den schon gemunkelt wurde, er habe eine Schreibblokade gehabt? Fangen wir mit dem Guten an: Dan Brown bleibt sich treu. Natürlich ist Das verlorene Symbol ein Page-Turner, ein sehr ordentlich spannender Thriller, auch wenn bis dahin das erste, recht mühsame, Viertel überstanden sein will. Amerikas Hauptstadt Washington als Schauplatz zu wählen, erweist sich dazu als Bonus. Der Plot wirkt glaubhafter, wenn er sich vor des Autoren Haustür abspielt, anstatt im für ihn so fernen Vatikan, wo er seinen Protagonisten mit Überschallgeschwindigkeit hinlotste. Hier reicht ein Privatjet, um innerhalb einer Stunde von Boston an die Ostküste zu kommen.

Das verlorene Symbol wirft nach den ganzen Vorwürfen der katholischen Kirche gegenüber dem Da Vinci Code nun allerdings wieder die Frage auf: Will uns der Autor vielleicht wirklich etwas sagen? Haben seine Bücher eine Aussage? Man kommt nicht umhin: Ja, wahrscheinlich in der Tat. Oder Dan Brown hat ähnlich gute PR-Berate wie Präsident Obama. Jedenfalls lässt Brown am christlichen Glauben auch hier im Verlorenen Symbol wenig gute Haare, wenn er wie schon zu Beginn Langdon seine Studenten in eine Falle treten lässt:

»Sie sind Mitglied in einem Kult?«
Langdon nickte und senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
»Erzählen Sie es keinem, aber zum heidnischen Tag des Sonnengottes Ra knie ich vor einem alten Folterinstrument nieder und verzehre rituelle Symbole aus Blut und Fleisch.«
Die Studenten schauten erschreckt.
Langdon zuckte mit den Schultern. »Und falls es mir irgendjemand von Ihnen gleichtun möchte, kommen Sie am Sonntag zur Harvard-Kapelle, knien Sie vor dem Kruzifix nieder und nehmen   
Sie die heilige Kommunion entgegen.«


Den Freimaurern hingegen reißt Brown kein Haar aus, lässt brav alle Zacken in der Krone. Deren Ideologie, deren Philosophie beschreibt er, wenngleich sicherlich gewissenhaft recherchiert, völlig unreflektiert. Nein, so richtig böse sind sie nicht, die Freimaurer. Können Sie nach Brown auch kaum sein, wenn die größten der Gründerväter der USA (George Washington, Benjamin Franklin etc.) Mitglieder einer deren Logen waren. Böse ohne böses Vorhaben? Das funktioniert größtenteils schwerlich. Dazu nicht sonderlich originell. Arthur Conan Doyles Freimaurer-Episode in Holmes´ Das Tal der Angst ist bereits fast hundert Jahre her und dazu sogar fesselnder. Dass die Freimaurer aber eine Anziehungskraft aufweisen wie beispielsweise die Templer, soll unbestritten sein. Thema also nicht verfehlt.

Um Das verlorene Symbol aber als guten Roman rechtzufertigen, fehlt eine ganze Menge. Hätte Tom Hanks in den Verfilmungen nicht Robert Langdon gemimt – wir hätten kaum einen Schimmer von diesem geniehaften Abenteurer. Die Dialoge sind nach wie vor hölzern, dass jeder Gedankengang, sei er noch so platt, in kursiv gedruckt ist, hält den Leser für dumm und nervt ungemein. Brown´s Antagonisten bleiben ähnlich blass wie Langdon selbst.

Wenn Dan Brown derzeit darüber sinniert, worum es sich im nächsten Rätselknacken Langdons handeln mag, ist dies keine Drohung. Sein Thriller-Handwerk beherrscht er schließlich. »Gemüse fürs Hirn« schreibt er zwar beileibe nicht, aber für den ein oder anderen Adrenalin-Kick ist Brown immer gut, seien seine Thesen auch noch so anfechtbar. Für Furore wie der Da Vinci Code wird Das verlorene Symbol aber nicht sorgen. Dafür ist der Roman zu brav, zu fade auf Temperatur gebracht. Wird halt doch nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Atomuhr - Kalender
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