Bloch, Robert
Robert Bloch wurde am 5. April 1917 in Chicago geboren. Schon in seinen Kindesjahren verfiel er dem Reiz von „Weird Tales“ und anderer legendärer „Pulp-Magazine“, in denen abenteuerliche, oft wüste aber höchst unterhaltsame Geschichten erzählt wurden. Blochs besondere Aufmerksamkeit fanden die Storys eines weltfremden Meisters des Phantastischen namens H. P. Lovecraft (1890-1937). 1933 begann der junge Bloch, inzwischen mit der Familie nach Milwaukee umgezogen, mit Lovecraft zu korrespondieren. Dieser ermutigte ihn selbst zu schreiben und gab ihm mit der für ihn typischen Freundlichkeit viele Ratschläge.
Schon 1934 gelang Bloch mit „Lilies“ eine erste Veröffentlichung, weitere Geschichten für verschiedene Magazine folgten in rascher Folge. Bloch zeigte sich versierter und schneller Handwerker, der für viele Genres schreiben konnte. Außerdem verfasste er politische Reden, schrieb Sketche und erfand eine Radioshow namens „Stay Tuned for Terror“, die 39 Episoden erreichte. Privat fand Bloch die Zeit zu heiraten und eine Familie zu gründen.
1945 erschienen zwei erste Sammlungen von Kurzgeschichten. Viele weitere sollten folgen. 1947 folgte „The Scarf“, Blochs Romandebüt, die Geschichte eines Psychopathen. Der Blick auf oder besser in die Hirne von geistesgestörten Serienmördern wurde zu einer besonderen „Spezialität“ des Schriftstellers.
1953 zogen die Blochs nach Weyauwega im US-Staat Wisconsin. Die Liste seiner Veröffentlichungen wuchs kontinuierlich, doch erst 1959 gelang Bloch sein wahrer Durchbruch mit der Geschichte eines gehemmten jungen Manns, den eine etwas zu enge Mutterbindung zum irren Killer werden lässt: Norman Bates betrat die Bildfläche in „Psycho“. Das Buch wurde ein Bestseller, Hollywood aufmerksam auf Bloch. Für gerade 9.500 Dollar gingen die Filmrechte an Alfred Hitchcock. „Psycho“, der Film von 1960, wurde nicht nur ein Blockbuster, sondern ein Kultfilm, stilbildend für das Thrillergenre und ein zeitloses Meisterwerk in seiner düsteren Faszination.
Bloch war berühmt – und im Filmgeschäft. Er zog nach Kalifornien und schrieb für die TV-Serie „Alfred Hitchcock Presents“. Ein bescheidener TV-Erfolg wurde die von Boris Karloff („Frankenstein“) präsentierte „Thriller“-Show (1960), für die Bloch viele seiner eigenen Storys verfilmen lassen konnte. Außerdem verfasste er Drehbücher für Kinofilme wie „The Couch“, ein Psychiater-Drama, und „The Cabinet of Dr. Caligari“, ein Remake des deutschen Stummfilm-Klassikers (beide 1962). Diese Streifen blieben indes erfolglos, da die zu niedrigen Budgets eine ordentliche Arbeit unmöglich machten – ein Problem, unter dem noch viele von Bloch geschriebene Filme leiden sollten.
In diesen Jahren blieb Blochs Ausstoß an Kriminal-, Science Fiction- und Horrorromanen sowie Kurzgeschichten unverändert hoch. Jedes seiner Bücher trug zum Verfassernamen den Vermerk „Autor von Psycho“, was sich positiv auf die Verkaufszahlen auswirkte. 1963 ließ sich Bloch scheiden; im folgenden Jahr heiratete er erneut. Mit Eleanor Alexander blieb er bis zu seinem Tod zusammen. Sein schriftstellerisches Spektrum erweiterte sich. 1966 lieferte er drei Scripts für die ursprüngliche „Star Trek“-Serie; sie zählen zu den besten überhaupt.
Die 1970er Jahre sahen einen weiterhin produktiven Robert Bloch. Unter seinen Werken sticht ein historischer Thriller um den historischen Serienmörder H. W. Mudgett alias H. H. Holmes (1861-1896) aus Chicago hervor („American Gothic“, 1974). Vier Jahre später setzte er mit „Strange Eons“ (dt. „Cthulhus Rückkehr“) seinem alten Mentor H. P. Lovecraft ein würdiges literarisches Denkmal. 1981 ließ sich Bloch überreden, eine Fortsetzung zu „Psycho“ zu schreiben. Er bot sie dem Universal-Studio an, wo man sie jedoch ablehnte, die Idee eines Sequels freilich aufgriff und einen völlig eigenständigen Folgefilm drehen ließ. Kurioserweise erschien Blochs Version trotzdem als Buch, das sich sehr gut verkaufte. Auch „Psycho II“, der Film, zog viele Zuschauer an. Noch zweimal trat Anthony Perkins in der Rolle seines Lebens als Norman Bates auf, ein weiterer „Psycho“-Film kam ohne ihn aus. Bloch hatte mit diesen Produktionen nichts zu tun, verfasste aber noch eine weitere eigenständige Fortsetzung („Psycho House“, 1990).
Zu seinen letzten großen Arbeiten gehören „Night of the Ripper“, Blochs literarische Auflösung des ewigen Rätsels um die Identität Jack the Rippers, „Lori“, die Geschichte einer psychisch verwirrten Frau, und „The Jekyll Legacy“, eine Fortsetzung der klassischen Novelle "The Strange Case of Dr. Jekyll und Mr. Hyde" (1886, von Robert Louis Stevenson), die er gemeinsam mit Andre Norton (1912-2005) verfasste.
Zu diesem Zeitpunkt war Bloch bereits seit Jahren krebskrank. In den frühen 1990er Jahren war abzusehen, dass er seinem Leiden in absehbarer Zeit erliegen würde. Bloch trat an die Öffentlichkeit, schilderte sein Sterben und seine Erfahrungen und Gefühle damit. Sein Vermächtnis wurde „Once Around the Bloch“ (1993), seine Autobiografie, die in gewohnt glänzender Unterhaltsamkeit sein Leben, seine Karriere und sein Werk beschrieb. Am 23. September 1994 ist Robert Bloch im Alter von 77 Jahren gestorben. Er hinterließ ein reiches Werk und das unsterbliche Bonmot: „Trotz meines unappetitlichen Rufes habe ich in tatsächlich das Herz eines kleinen Jungen; ich bewahre es in einem Einmachglas auf meinem Schreibtisch auf.“ (Michael Drewniok)
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