Berndorf, Jacques-Rezension
Siggi Baumeister 01 Eifel-Blues
Um seinen Garten wollte er sich eigentlich kümmern in seinem Urlaub. Doch das scheint wohl wieder nichts zu werden, denn sein Chef möchte gerne, dass Siggi Baumeister für ihn ein paar private Ermittlungen anstellt und das Ganze dann zu einer Reportage ausarbeitet.
Ein Mann und eine Frau sind vor ein paar Tagen nahe eines Bundeswehrdepots erschossen aufgefunden worden. Ein paar hundert Meter davon entfernt wurde ein weitere weibliche Leiche entdeckt. Die Bewohner des kleinen angrenzenden Eifeldorfes wissen zwar davon, doch keiner sagt etwas. Auch der Kriminalpolizei wurden vom MAD jegliche Ermittlungen untersagt.
Baumeister, der angelnde Feriengast
So bricht Baumeister als angelnder Feriengast getarnt auf, um sich in der Wirtschaft des an das Militärgelände angrenzenden Dorfes einzumieten und dort unauffällig ein paar Ermittlungen anzustellen. Dort kommt er ins Gespräch mit dem Studienrat Messner aus Köln, der dort ebenfalls angelnderweise ein paar Tage mit seiner Frau zusammen verbringt.
Nachts klopft es plötzlich an Baumeisters Tür. Der Gast ist eben dieser Messner, der den Journalisten auffordert, auf der Stelle abzureisen und jegliche Ermittlungen sofort zu beendet. Als Baumeister sich weigert, wird er von Messner brutal zusammengeschlagen. Nur mit Mühe kann er sich zu seinem Auto schleppen und nach Hause zurückkehren, wo unterdessen seine Freundin Elsa eingetroffen ist. Gemeinsam mit dem Arzt Dr. Naumann versorgen sie den verletzten Baumeister, dessen Neugier nun erst so richtig geweckt ist. Dr. Naumann war auch der Arzt, der geholt wurde, als die Leichen gefunden wurden. Er ist zwar auch zum Stillschweigen verdonnert worden, doch kann ihn dies nicht hindern, seine heimlich gemachten Fotos vom Tatort Baumeister zu übergeben.
Im Bundeswehrdepot soll eine Spionagegeschichte vertuscht werden
Baumeister findet heraus, dass der angebliche Messner als Hauptmann Hartkopf in eben diesem Bundeswehrdepot tätig ist und daß dort irgendeine Spionagegeschichte vertuscht werden soll. Denn am Tag des Mordes wurde ein LKW aus der DDR (der Roman stammt schließlich noch aus der Zeit kurz vor der Wende) in der Gegend beobachtet.
Mit dem Reporter Siggi Baumeister hat Jacques Berndorf einen durchweg sympathischen Typen geschaffen, der – wie wir Berndorfs Biografie entnehmen können – einiges von ihm selber hat, vielleicht sogar ein Wunschbild darstellt. Denn obwohl Baumeister ein wenig brummelig wirkt, hat er durchweg positive Züge. Er ist kein Held, aber überaus ehrlich und mag keine linken Tricks, wie sie in der Journalistenbranche durchaus üblich sind. Er engagiert sich für die ihm übertragene Aufgabe und nimmt dabei wenig Rücksicht auf sich selber. Doch ist es ihm sehr wichtig, diejenigen in Schutz zu nehmen, die ihn unterstützt haben, und auch seine Freunde können sich auf ihn verlassen.
Der Schreibstil Berndorfs ist einfach, flüssig und gut zu lesen. Auch eine gehörige Portion Humor fehlt nicht. Die Dialoge sind treffend, natürlich und entbehren nicht einer gehörigen Portion Wortwitz.
Mit dem Protagonisten zusammen
Das Buch ist in der Ich-Form aus Sicht von Siggi Baumeister geschrieben, so daß man als Leser immer mit dem Protagonisten zusammen ist, das weiß, was dieser weiß und sozusagen mit ihm mitfiebert. Gelungen ist auch der Spannungsaufbau, obwohl man keinen absoluten Reisser vor sich hat.
Die Charaktere sind durchweg detailliert und glaubhaft dargestellt, wenn er auch der prügelnden Soldatentruppe ein wenig das Image verpasst hat, wie man es sich gerne vorstellt. Glaubhaft auch, obwohl es mit Alfred, dem Arzt Dr. Naumann, Kommissar Rodenstock und dem alten Bauern Manning ein paar eindeutig positive Typen gibt und auf der anderen Seite mit Messner der ebenso eindeutig »Böse« steht. Auch die Randfiguren sind mit viel Liebe dargestellt und oft etwas pointiert gezeichnet. Sei das nun ein Schäfer oder ein Gastwirt
Ganz so idylisch wie die Eifel ist der Krimi nicht
Auch das Lokalkolorit der kleinen Eifeldörfchen fehlt nicht. Man kann sich gut in die schöne Landschaft mit Feldern, weidenden Schafherden und abgelegenen Gaststätten hineinversetzen. Und wer die Gegend zwischen Gerolstein und Adenau vielleicht sogar selber kennt, der wird noch mehr Gefallen an der genauen Beschreibung finden können. Doch ganz so idyllisch geht es in der Handlung nicht ab. Der Leser bekommt einige Actionszenen geboten und Siggi Baumeister hat einiges einzustecken. Doch dadurch, dass diese Szenen mit ruhigeren abwechseln, wirkt der Roman keineswegs hektisch. Gerade die starken Kontraste zwischen der Idylle auf der einen und dem Sumpf von Gewalt auf der anderen Seite machen eine gewisse Faszination des Buches aus.
Die Ende schließlich ist überraschend, wenn auch die Aufklärung ein wenig schnell und ohne großes Nachdenken erfolgt. Zwar ein klein wenig konstruiert, aber dennoch kann man dem Autor den logischen Aufbau nicht absprechen.
Ein solider Krimi mit sympathischen Figuren, humorvoll, in sich schlüssig, mit spannenden Momenten und überraschendem Schluß. Also durchweg positiv und ohne Kritikpunkte. Doch fehlt irgendwie das gewisse Etwas, das das Buch über andere seines Faches herausheben würde. Aber als Auftaktroman einer Krimiserie kann man ja nicht gleich das Nonplusultra erwarten. 250 in dreizehn Kapitel unterteilte Seiten bieten zumindest gute Unterhaltung.
Das meinen andere:
»Eine Eifel, völlig in der Hand der Bundeswehr, angesiedelt um Giftgasdepots, abhängig von betrunkenen Soldaten, überwacht von MAD-Schurken. Dazwischen nun der Journalist Baumeister, der eigentlich nur seine Ferien im ehemaligen Bauernhaus genießen will.« (Echo West/WDR)
Siggi Baumeister 03 Eifel-Feuer
Kein guter Tag für Siggi Baumeister: Freundin Dinah will sich selbst verwirklichen und zieht ohne Vorwarnung aus der gemeinsamen Wohnung aus. Baumeister macht daraufhin erst mal eine lange Spazierfahrt durch seine geliebte Eifel – natürlich wie immer mit exakter Wegbeschreibung – und will anschließend einem alten Freund in dessen abgelegener Jagdhütte einen Besuch abstatten, dem General Otmar Ravenstein. Den findet er auch dort vor, von Gewehrsalven durchsiebt.
Was sich dann am Tatort abspielt, nachdem Baumeister die Polizei verständigt hat, ist schon wieder so unglaublich, dass es fast realistisch wirkt. Kurz nach der Polizei trifft ein Hubschrauber ein, dem lauter wichtig aussehende Leute entsteigen. Angehörige aller möglichen Geheimdienste, Verfassungsschutz etc. haben sich versammelt, um zu beraten, wie sie den Tod des Generals der Öffentlichkeit verkaufen können. Nachdem eventuell vorhandene Spuren mittlerweile absolut unbrauchbar sind und man sich genügend über Graubrot und geplante abendliche Vergnügungen ausgetauscht hat, beschließt man, den Mord als Unfall darzustellen: der General wurde beim Reinigen seiner (nicht existierenden) Waffe versehentlich getötet.
Strengstes Stillschweigen wird Baumeister verordnet und daß er bloß nicht auf die Idee käme, in dem Fall zu ermitteln, sonst reißt man ihm die Eier ab. Das braucht man Baumeister natürlich nicht zweimal zu sagen. Und das Buch kann natürlich auch nicht bereits nach dem ersten Kapitel zu Ende sein.
Unterstützung erhält Baumister zunächst von Germaine, der Geliebten des Generals und später natürlich auch wieder von seinem alten Mitstreiter Rodenstock und dessen Freundin Emma. Und auf der Suche nach möglichen Motiven für den Mord an einem Logistikexperten der NATO findet Baumeister vor allem immer wieder eines: Leichen.
Am »Eifel-Feuer« scheiden sich die Geister. Gelungene Persiflage auf Geheimdienste und Behörden oder ein abgedrehter Agentenroman mit unfreiwilliger Komik? Da ich bereits mehrere Baumeister-Krimis gelesen habe, tendiere ich eindeutig zu ersterem. Trotz allem zähle ich »Eifel-Feuer« dennoch zu den nicht ganz so gut gelungenen Eifel-Krimis.
Die Charaktere sind etwas farbloser als gewohnt. Dies mag bei den vielen Bürokraten durchaus beabsichtigt sein, soll doch gerade deren Austauschbarkeit symbolisiert werden. Doch auch Baumeisters Mitstreiterinnen Germaine und Marion bleiben weithin blaß. Diese Aussage mag zwar angesichts des ersten Auftretens von Germaine mit der äußerlichen Beschreibung als »kleiner Clown mit rotem Kopftuch und sackähnlichem Pullover in wild fließenden Farbstreifen« paradox erscheinen, doch leider versäumt es der Autor, diese Figur weiter zu vertiefen.
Wenn Berndorf an manchen Stellen reichlich dick aufträgt, so dient das oftmals der Dramaturgie. Dabei muß natürlich nicht immer alles vollkommen realistisch zugehen. Dennoch trüben einige Fakten das ansonsten stimmige Gesamtbild. So lässt der Clan der Geheimdienstleute Baumeister trotz vorheriger übelster Drohungen seelenruhig mit der Kamera in der Hand quer durch den Tatort spazieren und keiner bemerkt, dass er dabei alles »aus der Hüfte heraus« genauestens fotografiert. Und warum man ein Handy unbedingt möglichst weit wegwerfen muß, damit man nicht abgehört oder geortet werden kann, ist mir auch nicht so recht klar geworden. Normalerweise haben diese Geräte einen Knopf zum Ausschalten. Ein richtiger Lapsus ist dem Autor dann unterlaufen, als er einen BMW Boxter kreiert hat. Bei so vielen BMWs – Geheimdienstleute fahren offensichtlich ausschließlich BMW – ist ihm wohl auch ein Boxter zum BMW mutiert.
Natürlich wird man auch bei »Eifel-Feuer« wie immer bei Siggi Baumeister prima unterhalten. Reichlich Spannung, viel Humor und die gewohnte Werbung für die Eifel sorgen dafür, dass es einem nie langweilig wird, denn es ist sicher einer der tempogeladensten und actionreichsten Eifel-Krimis. Und wieder einer, der sehr an Baumeisters gesundheitliche Substanz geht.
Am Schluß geht dann alles wieder recht schnell: Action, Großaufgebot der Polizei, Riesenknall, Happy-End und der Autor vergisst, die letzten Fäden auch noch aufzulösen.
Das meinen andere:
»In der Gegend von Adenau wurde einer der höchsten NATO-Generäle in seinem Jagdhaus gekillt. Siggi Baumeister findet die Leiche – und hat es umgehend mit allen Geheimdiensten von Washington über Bonn bis Brüssel zu tun.« (Rhein-Zeitung)
»Hymnische Schilderungen der Landschaft und witzige Dialoge …machen einen Großteil des Lesevergnügens aus. Die Story selbst ist derart vertrackt und unwahrscheinlich, dass sie sich womöglich genau so abgespielt hat. In Bonn und Umgebung nicht auszuschließen.« (Badische Neueste Nachrichten)
Siggi Baumeister 04 Der letzte Agent
Ich wollte, ich wäre Siggi Baumeister. Überall hätte ich Freunde, von denen ich alles haben kann. Autos leihen, kein Problem. Wenn das erste von Kugeln zersiebt zurückbleibt, borge ich mir eben den Wagen vom nächsten Freund. Eine warme Mahlzeit ist auch überall drin. Natürlich wäre auch mein Besitz Allgemeingut. Ob da meine Tante Anni käme, von der ich noch nie zuvor etwas gehört habe oder eine hübsche Mordverdächtige, bei der sich meine Beschützerinstinkte rührten, für jeden wäre bei mir ein Platz frei.
Auch wenn Jacques Berndorfs Baumeister-Romane autobiographische Züge tragen, so ab und an trägt er schon sehr dick auf. Der Journalist Siggi Baumeister ist es auch im dem wieder neu aufgelegten Altwerk aus dem Jahr 1993, der spätestens alle fünfzig Seiten über eine neue Leiche stolpert. Zwar spielt die Story bereits ein Jahr nach dem Mauerfall, doch tut dies der Tatsache keinen Abbruch, dass DDR-Spione fleißig weiter spionieren und es so scheint, als ob sie nicht mitgekriegt hätten, dass das Land, für das sie im Einsatz waren, nicht mehr existiert.
Irgendwie ist es verständlich, dass das Buch bei seinem ersten Erscheinen flopte, denn von seiner Glaubwürdigkeit rangiert »Der letzte Agent« zusammen mit »Eifel-Feuer« am unteren Ende der Baumeister-Krimis. Auch hier sind BKA, MAD, BND etc. in den Fall verwickelt, ermitteln planlos so vor sich hin, doch Siggi Baumeister darf schalten und walten wie er will, ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, zieht die nicht immer nachvollziehbaren logischen Schlüsse und kommt so nach und nach auf des Rätsels Lösung, die für den unbedarften Leser dagegen alles andere als logisch, sondern eher als mühsam konstruiert erscheint.
Wenn man dies alles aber nicht so tierisch ernst nimmt, hat man mit der Story viel Spaß und spannende Unterhaltung. Angefangen hat alles mit einem Waldspaziergang, den Baumeister mit seiner Katze unternommen hat. Dabei stolperte er mal wieder – wie so oft – über eine Leiche. Diese Leiche jedoch sah schon ziemlich ungewöhnlich aus, denn deren riesiger aufgeblähter Bauch bestand aus rosafarbenem Kunststoff.
Originelle Todesarten in Kriminalromanen können mich noch immer faszinieren, und diese Art zu töten war für mich neu. Eine Schaumstoffmasse wurde auf die Größe einer Patrone zusammengepresst und mit einer Art Lack überzogen. Wird diese Kugel abgeschossen und prallt auf, so reißt der Lack und die Schaumstoffmasse quillt im Sekundenbruchteil auf. Egal wo die Kugel trifft, sie wirkt tödlich, denn das getroffene Gewebe zerreißt sofort. Klingt fies und ist es mit Sicherheit auch.
Ansonsten bleibt für Berndorf-Kenner nicht viel zu sagen übrig. Baumeisters väterlicher Freund Rodenstock fehlt leider in dieser Geschichte völlig. Man vermisst ihn schon ein wenig. Dafür aber taucht Tante Anni aus Berlin zum ersten Mal auf. Ein Wiedersehen gab/gibt es im zeitlich späteren Band Eifel-Liebe. Hier allerdings wirkt Tante Anni noch ziemlich blaß und bleibt mehr als ältliches Wesen mit mütterlicher Fürsorge in Erinnerung, die Siggi immer wieder Essen aufdrängt.
Abschließend bleibt zu sagen: Für Berndorf-Fans ist »Der letzte Agent« Pflichtlektüre, für alle anderen absolut entbehrlich.
Siggi Baumeister 07 Eifel-Schnee
Weihnachten in der Eifel und den freischaffenden Journalisten Siggi Baumeister erwartet ein Doppelmord hoch drei. Mitten in der Nacht ruft der 10-jährige Schappi bei Baumeister an und erklärt ihm, sein Bruder Ole und dessen Freundin Betty seien tot und würden noch brennen. Im Prinzip wurde das junge Paar gleich dreimal getötet: zuerst wurde ihnen das Genick gebrochen, dann wurden sie mit Heroin vollgepumpt und anschließend wurde ihnen die Scheune, in der sie sich häuslich eingerichtet hatten, über dem Kopf abgefackelt.
Sturmfreie Bude für Baumsteier
Eigentlich wollte Baumeister seine sturmfreie Bude geniessen, denn Freundin Dinah verbringt die Feiertage bei ihren Eltern. Und dann muß er sich mit einem solch unerklärlichen Mord herumschlagen. Er kannte die Ermordeten nicht, aber der kleine Schappi erklärt ihm, sein Bruder wollte sich mit Baumeister treffen. Warum, das weiß er jedoch auch nicht.
Doch sehr schnell merkt er, dass er sich mitten in der Drogenszene befindet und daß seine geliebte Eifel auf diesem Gebiet gar nicht so idyllisch ist wie sie scheint. Berndorf, selber Ex-Alkoholiker, lässt seine Figuren in dieser Geschichte oft als Moralapostel auftreten. Haschisch wird gegenüber dem schlimmen Alkohol verharmlost und nur, wer Heroin spritzt, ist wirklich süchtig. Ein brisantes Thema, das der Autor da angepackt hat, doch in der Verarbeitung liegt er so manches Mal etwas daneben. Das Thema Legalisierung von weichen Drogen ist immer aktuell, doch macht es sich Berndorf teilweise etwas zu einfach.
Die Story zieht weite Kreise. Wo sitzen die Drahtzieher und wer ist in die dunklen Geschäfte verwickelt? Und welche Rolle spielt der zwielichtige Polizist Kremers in dem Fall?
Der Roman lebt von seinem Tempo – wann schlafen Baumeister und Rodenstock?
Wie alle Eifel-Krimis von Berndorf lebt »Eifel-Schnee« von seinem unglaublichen Tempo. Dies müssen auch seine Protagonisten Baumeister und Rodenstock so ab und an mal einsehen, wenn sie dann doch fast gar nicht mehr zum Schlafen kommen. Außergewöhnlich, dass Baumeister die Eifel auch mal verlässt. Hier muß er sogar bis nach Holland, wo der große Drogenboss sitzt. Und auf dieser Reise taucht auch zum ersten Mal Emma auf, die die Eifelkrimi-Fangemeinde von nun an als Rodenstocks Lebensgefährtin begleiten wird.
Der Plot ist trotz seiner globalen Verstrickungen übersichtlich, doch manchmal etwas zu durchsichtig aufgebaut.
Mit Baumeisters Musikgeschmack kann ich mich übrigens weitgehend anfreunden. Das Repertoire seines Erfinders scheint da breit gefächert zu sein. Trotzdem kann es ja mal vorkommen, dass man Rod Stewart »Dancing Mathilda« statt »Waltzing Mathilda« singen lässt. Vielleicht kann der Verlag dies bei der nächsten Ausgabe korrigieren.
Das meinen andere:
»Nun bin ich ganz ratlos. Ich habe plötzlich gar nichts mehr zu meckern. Berndorfs Krimi, mit allem ausgestattet, was einen über die vielen Seiten spannt, ohne daß man schlapp macht, handelt von der Drogenszene in der Provinz, auf dem Lande. Und detailliert und dicht, facettenreich und einleuchtend, wie das beschrieben ist, möchte man nicht viel dagegen halten, dass es so nicht sei. Ich fürchte, Berndorf hat kaum übertrieben.« (Westdeutscher Rundfunk)
»Außer spannender Unterhaltung bietet der Autor ein großes Sittengemälde der Provinz« (Badische Neueste Nachrichten)
Siggi Baumeister 08 Eifel-Rallye
Es hätte ein schöner Tag für den Journalisten Siggi Baumeister werden können. Er möchte sich einen Teich in seinem Garten anlegen und lässt sich vom Gemeindearbeiter eine Grube ausheben. Doch dann kommt der Anruf, der für die nächsten Tage alle seine Pläne über den Haufen werfen sollte. Petra, die Frau seines Freundes und Kollegen Harro Simoneit, teilt ihm mit, dass Harro an einem Herzinfarkt gestorben ist, gerade mal 32 Jahre alt und kerngesund. Auf einem Parkplatz vor dem Dorint-Hotel am Nürburgring, wo er jemanden treffen wollte, wurde er tot aufgefunden. Siggi und seine Freundin Dinah eilen natürlich sofort zu Petra nach Adenau, um ihr zur Seite zu stehen. Petra kann nicht akzeptieren, dass Harro an einem Herzinfarkt gestorben sein soll, sondern vermutet, dass er umgebracht wurde, weil er bei einer Geschichte, für die er recherchierte, wohl auf eine faule Sache gestossen ist.
Es geht um eine Rückrufaktion einer bekannten Automarke, vor der sich deren Manager Andreas von Schöntann wohl drücken wollte, um die Millionen, die die Sache kosten würde, einzusparen. Baumeister schaltet seinen Freund, den Kriminalrat a.D. Rodenstock ein, der eine zweite Obduktion von Harro Simoneit veranlasst. Dabei stellt sich heraus, dass der Journalist durch Zyankali getötet wurde, das ihm mittels eines Zerstäubers verabreicht wurde.
Dann erreicht Baumeister erneut die Nachricht von einem Mord. Walter Sirl, seines Zeichens Kunstschmied, Junggeselle und Motorrad-Verrückter aus Daun, wurde mit einem Schrotgewehr erschossen, als er auf dem Nürburgring seine Runden drehte. Zum Fall Harro Simoneit gibt es eine Verbindung, denn Walter kannte von Schöntann ebenfalls. Er hat ihm Privatunterricht im Motorradfahren erteilt.
Als Baumeister versucht, einen Interviewtermin mit von Schöntann zu bekommen, gerät er an dessen Privatsekretärin Jessica Born, die alle Aktionen des Managers plant und genauestens überwacht. Als er sein Anliegen und die Informationen, die ihm bekannt sind, vorbringt, versucht die attraktive Sekretärin ihn sogleich mit einem ungewöhnlich hoch dotierten Vertrag als Texter zu ködern, um somit sein Schweigen zu erkaufen und von Schöntann stockt dieses Angebot anschließend sogar noch auf. Doch Siggi Baumeister ist nicht käuflich.
Und so beginnt eine rasant erzählte Story, deren Stationen authentisch und so genau beschrieben sind, dass man sie schön auf der Landkarte oder, falls man eine gute Ortskenntnis der in diesem Buch gar nicht so stillen Eifel besitzt, auch ohne eine solche mitverfolgen kann.
Berndorf nimmt im sechsten Band seiner Eifel-Reihe vor allem den Motorsportwahn und dessen Anhänger sowie den Mythos des Nürburgrings gehörig auf die Schippe, wobei er auch gewiß kein einziges Klischee auslässt. Er verwebt dabei sehr geschickt reales Zeitgeschehen und reale Personen mit der fiktiven Handlung. Dabei geraten seine Protagonisten in das Verkehrschaos anläßlich des Großen Preises 1997, bei dem Ralf Schumacher seinen Bruder Michael in der ersten Runde von der Strecke schoß.
'Pinkeln könnte ich arrangieren.' Ich peilte den nächsten Feldweg nach rechts an und bretterte hinein. Aber ich hatte vergessen, wie clever diese Rennbesessenen sind. Natürlich glaubten alle, ich verfügte über genügend Ortskenntnis und würde ihnen einen ganz raffinierten Schleichweg zeigen. Also fuhr mein Rodenstock zum erstenmal in seinem Leben mit einer Eskorte von etwa fünfzig Pkw quer durch die Eifel zum Pinkeln.
Und weil Autofahrer Hordentiere sind, pinkelten dann in einem Wäldchen von etwa zweihundert Quadratmetern rund dreißig bis vierzig gestandene Mittelstandsbürger, und ihre Frauen sahen ihnen zu und stellten möglicherweise Vergleiche an. Die Pinkelpause endete, als ein Fahrer sich zutraute, eine eigene Entscheidung zu treffen. Er bretterte einfach den Weg weiter in die Wildnis – und alle anderen folgten ihm.
Kaum eine Atempause lässt der Autor seinen Lesern, denn er schickt Baumeister und Rodenstock von einer Spur zur nächsten und spinnt seinen Plot logisch voran, bringt dabei nach und nach immer neue Charaktere und auch neue Verdächtige in die Handlung ein. Man ist dabei so gefesselt vom Geschehen, dass kaum Zeit zum Atemholen bleibt. Schließlich gipfelt die Story zum Abschluß in einer wilden Verfolgungsjagd über Waldwege in der Eifel.
Gespickt mit humorvollen Randgeschichten lässt Berndorf die Rahmenhandlung keinen Moment aus den Augen, nimmt sich jedoch dabei alle Zeit, um seine markanten Figuren einzuführen: das Irmchen aus Quiddelbach, in deren Kneipe man sich früher mehr als nur ein Bier bestellen konnte; der geistig zurückgebliebene Peter, der mehr weiß als es scheint; Manni, ein reicher Landwirt und Waffennarr, der Lkw-Fahrer Heiner und seine Freundin Trixi sowie der eine oder andere Zuhälter oder Schläger aus Russland. Sie alle lernt man so genau kennen, dass man sie lebendig vor sich sehen kann.
Die »Eifel-Rallye« ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Rallye, denn die rasant erzählte Story lässt es weder an Spannung noch an Logik fehlen und bietet vergnüglichen Lesespaß.
Siggi Baumeister 10 Der Bär
Der Journalist Michael Preute, respektive Jacques Berndorf, hat seiner treuen Fan-Gemeinde den Hobby-Kriminologen mit autobiographischen Zügen Siggi Baumeister bereits in zahlreichen Krimis des Grafit-Verlages präsentiert. Nun gräbt der in Schauplatznähe, in der Eifel ansässige KBV-Verlag noch einmal ältere Werke mit dem streitbaren Pfeifenraucher und Jazz-Fan aus. Bei KBV sind bereits Requiem für einen Henker und Der letzte Agent erschienen.
Tod eines Geheimnisträgers
Tessa Schmitz ist fest entschlossen, ihre Historik-Doktorarbeit über den Mord an dem Roma Tutut zu schreiben und bittet Siggi Baumeister um Unterstützung. Ziel der temperamentvollen Gerolsteinerin ist die Aufklärung der Tat, die vor 111 Jahren an einer Wegkreuzung zwischen Gerolstein und Daun begangen wurde. Von diesem alten Rätsel fasziniert, macht sich Siggi mit dem pensionierten Ermittler Rodenstock und dessen Partnerin Emma an die Ermittlungsarbeit.
Hat tatsächlich der Bauer Schmitz, dessen Grundstück damals an die Wegkreuzung grenzte, den allgemein beliebten Tutut auf dem Gewissen gehabt, als er sich kurze Zeit später dem Auswandererstrom aus der Eifel in Richtung Amerika anschloss?
Eifel-Filz anno 1888?
Tutus Tod ist durchaus noch im Gedächtnis der älteren Eifel-Bewohner verhaftet, sogar detaillierter, als die 90-jährigen zeitnahen Zeugen zunächst zugeben wollen. Dagegen existieren auffällig wenig offizielle Aufzeichnungen, die sonst so akribisch dokumentierenden preußischen Behörden haben lediglich den Tod eines von einem Unbekannten erschlagenen Namenlosen zu Protokoll gegeben.
Der mysteriöse Tod des mit seinem Bären umherziehenden Vagabunden beginnt nachträglich Wellen der Empörung zu schlagen, als die Überreste des Toten ausgegraben werden und Hinweise auftauchen, die den damals zum elitären Zirkel gehörenden Steuereintreiber Wesendonker ins Spiel bringen. Sollte ein Skandal in honorigen Kreisen vertuscht werden, der auch noch über 100 Jahre später Unbehagen zu verursachen droht?
Gerolsteiner Geschichte
Vorab sei gesagt, dass man nervenzerreißende Spannung von diesem Berndorf-Krimi nicht erwarten sollte, er liest sich ein wenig wie ein heimatkundlicher Aufsatz. Dazu passt, dass der Autor den Roman bereits 1999 als Auftragsarbeit zum 111. Jubiläum der Gerolsteiner Sprudelfabrik verfasst hat.
Dennoch kommt keine Langeweile auf, denn in Der Bär decken Sigi Baumeister und seine Mitstreiter nach und nach eine komplexe Geschichte auf. Eine Kette von gut und weniger gut gemeinten Vorhaben und hinterhältigen Betrügereien führte fast zwangsläufig zum Tod des vermeintlich unbedeutenden Zigeuners.
Auch fast ohne die sonst unverzichtbaren Elemente Mord und Gewalt ist es Berndorf gelungen, einen faszinierenden Mix aus Detektiv-Geschichte und historisch anmutenden Kriminalroman zu schreiben. Der Autor integriert in seine Erzählung einige interessante Aspekte der damaligen Lebensumstände der Eifler und die gesellschaftliche Struktur Gerolsteins an der Schwelle zur Industrialisierung.
Humorvoll und eigenwillig wie immer
Auch dieser etwas andere Eifel-Krimi lässt keine der beliebten Charakteristika vermissen. Mit Humor und viel Idealismus gehen Siggi und Rodenstock ans Werk. Durch beharrliche und zugleich einfühlsame Zeugenbefragungen werden Anekdoten und Lebensgeschichten gesammelt. Alte Briefe und Aufzeichnungen komplettieren schließlich das Puzzle zu einem kleinen Stück Gerolsteiner Historie. An trockenem Wortwitz und markanten Sprüchen fehlt es dabei genauso wenig, wie an eigenwilligen Typen und an der typisch herzlich-schroffen Atmosphäre.
Ob es dem Autor gelingt, die Eigenarten der Eifler authentisch wieder zu geben, sei mal dahin gestellt, einige sind wahrscheinlich etwas klischeehaft überzeichnet worden. Der Hauptakteur kommt allerdings in Sätzen wie
»Ich hoffe, der Bär hat Deinem Mörder den halben Arsch weggerissen. Ich gebe Dir Deine Geschichte wieder, ich gebe Dir Deine Geschichte wieder. Sie haben Dich würdelos behandelt, sie haben Dich würdelos verscharrt«
gewohnt eigenwillig-sympathisch und engagiert herüber.
Dass Siggi Baumeister auch diesmal wieder auf die Mütze bekommt, verleiht der Geschichte eine etwas aufgesetzt wirkende, beängstigende Atmosphäre, die aber durchaus funktioniert und dem Roman etwas Action verleiht.
Insgesamt hat Jacques Berndorf auch in diesem Gerolsteiner-Sprudel-Jubiläumswerk eine originelle Idee zu einem facettenreichen Rätsel verarbeitet, das gewohnt schlüssig aufgelöst wird und keine Fragen offen lässt.
Der Bär ist zweifellos ein »Must Read« für Berndorf Fans, aber auch Liebhabern guter Rätsel-Krimis mit historischem Hintergrund zu empfehlen.
Siggi Baumeister 11 Eifel Sturm
Wie so oft bei den Eifel-Krimis beginnt auch Eifel-Sturm mit einem »trägen Tag« bei Siggi Baumeister. Der Mordfall liegt bereits drei Tage zurück und Baumeister wird sich nicht damit befassen. Über den Mord an dem Bundestagsabgeordneten Jakob Driesch wird er keine Zeile schreiben. Hatte er sich zumindest vorgenommen. Doch wie so oft kommt es dann doch anders.
Sein guter Freund, der Kriminalrat a.D. Rodenstock wird vom BND um Mithilfe bei diesem Fall gebeten. Und hat Baumeister dies verheimlicht. Baumeister ist stinksauer auf seinen Freund, dass dieser ihn nicht ins Vertrauen gezogen hat, und Rodenstocks Frau Emma muß erst zwischen den beiden vermitteln, bevor sie wieder einen normalen Umgangston pflegen.
Wir verlassen ausnahmsweise das gewohnte Terrain der Gegend um Daun und befinden uns in der nördlichen Eifel nahe der belgischen Grenze. In dem schönen Städtchen Monschau kam es zu besagtem Todesfall. Nachts gegen vier Uhr kam es zu der Verfolgungsjagd in dem Fluß Rur, bei der Driesch durch sechs Schüsse in den Rücken getötet wurde. Wieso er durch den Fluß gelaufen ist und wo er sich in der Zeit seit dem vergangenen Abend aufgehalten hat, ist ebenso rätselhaft wie die Tatsache, dass keiner aus der Stadt etwas gesehen hat.
Auch das Motiv für den Mord stellt die Ermittler vor ein Rätsel. Der Politiker galt als absolut korrekt und hatte ein intaktes Familienleben.Er befasste sich zur Zeit mit einem großen Windkraftprojekt. Hat er sich Naturschützer zum Feind gemacht? Oder hatte jemand etwas gegen ihn, der die Anlage lieber woanders bauen möchte?
Die Ermittlungen in diese Richtung verstärken sich, als auch Annette von Hülsdonk, die ebenfalls in das Projekt involviert war, erschossen wird.
In »Eifel-Sturm« legt der Autor kein ganz so hohes Tempo vor wie gewohnt. Kommt man sonst kaum zum Luftholen, so hat er dieses Mal sogar kleine Episoden zum Entspannen eingebaut. Da beschreibt er über mehrere Seiten, wie Baumeisters Katzen versuchen Wildenten zu jagen. Und auch das Spiel zwischen den Katzen und Baumeisters Hund, dem Neuzugang Cisco, wird ausgiebig und amüsant geschildert.
Das einzige, was mich in den Eifel-Krimis stört, ist, dass sich in der Eifel jeder zu kennen und zu duzen scheint. Man bekommt bei Berndorf den Eindruck, die ganzen Eifel ist nur von zwanzig Leutchen bevölkert. Da wohnt jemand in einem zwanzig Kilometer entfernten Dorf und »ja natürlich, klar kenne ich die Anna«.
Für Fans der Serie ist natürlich auch »Eifel-Sturm« ein klares Muß, Gelegenheitslesern sei gesagt, es gibt bessere Krimis in der Reihe.
Das meinen andere:
»´Eifel-Sturm´ gehört nicht zu den nervenzerfetzenden Page-Turnern, doch es ist ein handwerklich solide gearbeiteter Krimi mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit. Eher erinnert das ganze an einen Blues, der in die Eifel paßt, als sei er für diese Landschaft geschrieben.« (Amazon.de)
Siggi Baumeister 13 Eifel-Wasser
Der Lebensmittelchemiker und Naturfreak Franz-Josef Breidenbach wird tot in einem Steinbruch aufgefunden – offensichtlich erschlagen von einer herabstürzenden Geröllawine. Der Journalist Siggi Baumeister und sein Spezi Ex-Kripomann Rodenstock, welche den Chemiker kannten, besuchen die Todesstätte und finden heraus, dass es kein Unfall gewesen sein kann sondern Mord. Unter dem Steinhaufen finden sie außerdem einen abgetrennten Finger. Auch die Kripo ist nun überzeugt davon, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt und der Leiter der Mordkommission Kischkewitz, ein alter Bekannter der beiden, bittet sie, sich umzuhören. Kurze Zeit später wird Holger Schwed, der beste Freund von Breidenbachs Sohn Heiner, von einem Auto an einer Hauswand zerquetscht. Die Umstände seines Todes sprechen auch hier dagegen, dass es sich um einen Unfall handelt.
Motive für den Mord an beiden sind schnell gefunden. Breidenbach hatte beruflich in letzter Zeit mit zwei Skandalen zu tun. Da ist zum einen der Sprudelfabrikant Rainer Still. Er hat illegal zu tíef nach Grundwasser gebohrt und exportiert das illegal geförderte Wasser nach Belgien, nur um es dann wieder nach Deutschland einzuführen. Dis ist für ihn profitabel, da in Belgien keine Kosten für das Duale System »Grüner Punkt« entstehen. Zum anderen war Breidenbach einem Umweltskandal auf der Spur. Im Betrieb des Fensterherstellers Lamm ist giftiges Vinyl ins Grundwasser gelangt. Dadurch kam es bei einigen Kindern in der Umgegend zu Leukämiefällen. Eine Familie, die ihre beiden Kinder dadurch verloren hatte, hat den Unternehmer angezeigt, sind jedoch schnell aus der Eifel weggezogen und hatten auf einmal viel Geld. Erpressung?
Beide Unternehmer sind Freunde und Schill hält sich sogar einen Schlägertrupp, dessen Anführer Albert – Abi – Schwanitz, sogar die Gegner Lamms verprügelt.
Holger Schwed und Breidenbachs Kinder Julia und Heiner haben auch in diesen Skandalen ermittelt und stellen für Lamm und Still daher auch eine Gefahr dar.
Baumeister und Rodenstock sowie deren Lebensgefährtinnen Vera und Emma ermitteln auch im privaten Umfeld der beiden Todesopfer. Dabei kommt Erstaunliches zutage. Es geht um Schmiergeld und Homosexualität, die Berndorf auf eine besondere Art zusammenführt …
Dieses Buch ist zwar nicht das Beste aus der Eifel-Krimi-Reihe aber trotzdem äußerst unterhaltsam. Die Story ist recht spannend – auch wenn der geneigte Berndorf-Fan von Anfang an ahnt, dass weder der Sprudelfabrikant noch der Fensterhersteller der Mörder ist – einfach weil häufig die verarbeitete Skandalgeschichte nichts mit den Mordfällen zu tun haben. Außerdem ist die Handlung diesmal teilweise nicht schlüssig – so wird z.B. der Mord an Holger Schwed nicht wirklich aufgeklärt, zumindest bleiben Zweifel offen und auch wie genau der abgetrennte Finger unter den Steinhaufen am ersten Tatort kam, wird nicht erklärt. Dennoch ist das Buch, wie bereits gesagt, äußerst unterhaltsam. Ich habe es förmlich verschlungen. Kann man einem Autor ein größeres Kompliment machen?
Siggi Baumeister 14 Eifel-Liebe
Der Held ist auf der Flucht vor den Bösewichtern, übersieht den Abgrund, stürzt, kracht durch ein Dach – und landet genau auf dem Sofa des (bis dahin noch nicht in Erscheinung getretenen) Mörders.
Normalerweise würde ich jetzt sagen: das war’s dann – ein Buch für die Tonne. Nun ist es aber so, dass ich den Siggi Baumeister, freischaffender Journalist und Protagonist von Berndorfs Eifel-Krimis, mittlerweile schon liebgewonnen habe und dem Autor diese Ausgeburt der Phantasie verzeihe und als göttliches Eingreifen abhake.
Es ist ja auch nicht so, dass damit der Roman abgeschlossen und alles aufgeklärt wäre. Denn Berndorf hat »Eifel-Liebe« so vollgepackt mit Mördern und Verbrechern, dass noch genügend aufzuklären bleibt.
Angefangen hat alles mit Oma Ohler aus Meerfeld, die den Siggi gerne als Privatdetektiv engagieren möchte, weil in der Clique ihrer Enkelin Anna nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Annas Mann, der Rolli, ist völlig am Ende, seit die Anna mit dem reichen Bauunternehmer Bliesheim zusammen ist, der den Rolli sozusagen »aus der Ehe rausgekauft« hat. Und der Kinsi ist jetzt auch noch verschwunden. Doch Baumeister ist kein Detektiv und hat selber genügend Probleme mit seiner Freundin, als daß er sich mit den wirren Gedankengängen einer alten Frau auseinandersetzen möchte.
Doch als Oma Ohler das nächste Mal anruft und ihm erzählt, man habe den Kinsi aufgehängt in der Scheune gefunden, da erwacht die journalistische Spürnase. Kinsi war so etwas wie der Dorftrottel, ein etwas zurückgebliebener Kerl, der bei allen beliebt war und der demnächst heiraten wollte, also überhaupt keinen Grund hatte, sich umzubringen. Baumeister hört sich ein wenig um und besucht Kinsis Verlobte. Dort erfährt er, dass Kinsi völlig anders war, als er sich gegeben hat. Er las anspruchsvolle Literatur und schrieb Gedichte.
Kurze Zeit später findet sich die nächste Leiche: Elvira Klein, ein Mitglied von Anna Clique, wird erschossen aufgefunden. Die Polizei sieht kein Motiv für die Tat. Außerdem ist die Wittlicher Mordkommission unter der Leitung von Baumeisters Freund Kischkewitz völlig überlastet, denn sie haben noch einen weiteren Mord aufzuklären. Ein Förster wurde in einem Wald, für den er gar nicht zuständig ist, vermutlich von einem Profikiller erschossen. Und wenn sich Baumeister auch um diesen Fall kümmert, ahnt der Leser schon, dass da Zusammenhänge bestehen.
Berndorf lässt seine liebenswerten Figuren oft wie aus dem Nichts auftauchen, sie sitzen so wie Tante Anni eines Abends einfach vor der Haustür. Dennoch ist mir bei Berndorf oft ein wenig zu viel »Heile Welt« zwischen den ganzen Morden. Baumeister hat überall Freunde und findet immer Mitstreiter, die ihm helfen. Mal ab und an so einen falschen Freund dazwischen, der unseren Helden auch mal verrät, wäre so ein wenig Salz in der Suppe.
Großen Wert legt der Autor auf die Weiterentwicklung seiner Figuren. Auch, wenn man das Gefühl hat, dass sich Baumeister nie ändert und auch nie altert, so bekommt man bei seinen Beziehungen – diesmal kriselt es mit seiner Freundin Vera – mit, dass er trotz aller Flapsigkeit nach außen hin ein wenig reifer wird. Die Freunde Rodenstock und Emma halten sich zwar in den USA auf, das hindert sie jedoch nicht daran, trotzdem wieder eine tragende Rolle zu übernehmen.
Den größten Spaß in den Eifel-Krimis machen jedoch die Randfiguren. Sympathische aus dem Leben gegriffene Menschen, mitunter leicht überzeichnet, so wie eben jene Tante Anni aus Berlin, so wie Oma Ohler oder der leider nur noch als Leiche auftretende Klinsi, aber auch die nicht ganz so liebenswerten Zeitgenossen wie Bauunternehmer Bliesheim oder die undurchsichtige Gundula Pechter.
Und bei all den Kleinigkeiten, die bereits für genügend Lesevergnügen sorgen, vergisst man ab und an, dass es ja sogar noch einen (oder mehrere) Mörder zu suchen gilt. Obwohl die Handlung spannend genug ist. Man kann die Eifel-Krimis mögen oder nicht, man kann aber auf keinen Fall abstreiten, dass sie sehr unterhaltsam und humorvoll sind.
Siggi Baumeister 15 Eifel-Träume
Mittlerweile dürfte sich auch in Gegenden außerhalb der Eifel herumgesprochen haben, dass Berndorfs Eifel-Krimis mit dem Journalisten Siggi Baumeister als Protagonisten absoluten Kult-Status gewonnen haben. Mit »Eifel-Träume« legt der Autor den mittlerweile zwölften Band der Reihe vor, der wie fast immer in Baumeisters Garten beginnt, und der Leser erlebt einen Baumeister, der zunächst mal aus seiner Lethergie erwachen muß, um dann aber zu Höchstform aufzulaufen.
Ein Kindermord ist Gesprächsthema Nummer 1 in der Eifel, und Siggi Baumeister hat noch nichts davon gehört, denn er beteiligt sich zur Zeit nicht am Leben. Dieses für einen Journalisten unwürdige Verhalten ändert sich, als Freund Rodenstock ihm mal wieder die Leviten liest und er gleichzeitig von seinem Hamburger Magazin den Auftrag erhält, eine Story über den Kindermord zu schreiben.
Erstmals kann man die Eifel-Landkarte getrost zur Seite legen, denn als Tatort für das sensible Thema hat Berndorf den fiktiven Ort Hildenstein gewählt, und so muß man nicht wie gewohnt die minutiös geschilderten Fahrwege Baumeisters mit dem Finger auf dem Plan verfolgen. Die 13-jährige Annegret ist nicht wie üblich von der Schule heimgekommen und wird drei Tage später in einem Gebüsch unweit des Elternhauses erschlagen aufgefunden.
Was sich die Polizei im Verlauf der Ermittlungen an Fehlern und Pannen leistet, das geht nicht mehr auf die berühmte Kuhhaut. Kischkewitz, Leiter der Mordkommission und Freund Baumeisters, wird das Leben schwer gemacht von einem Kollegen, der auf seinen Posten aus ist. Dieser lässt die Leiche abtransportieren, bevor die Spurensicherung da ist, was Kischkewitz zu einem Zornesausbruch veranlasst. Doch nicht nur das: ein Bestattungsunternehmen duscht die Leiche noch säuberlich ab, bevor sie in die Gerichtsmedizin überstellt wird.
Dann verschwindet Annegrets Vater Rainer und es wird vermutet, dass er sich umbringen will. Wie so oft hat Baumeister die richtige Idee und findet den Gesuchten. Er freundet sich sofort mit ihm an und hat dadurch Zugang zu Informationen aus erster Hand. Es wirkt zwar nicht immer ganz glaubhaft, wie schnell Baumeister das Vertrauen der Leute gewinnt, doch setzen wir einfach mal voraus, dass er einen solch einnehmenden Charakter besitzt, dass Rainer und er sofort die besten Freunde sind und Rainer bereits am nächsten Tag bei ihm übernachtet, dass fast jeder sofort mit Informationen herausrückt, die er der Polizei gegenüber verschweigt und daß fast keiner dem Journalisten die Tür vor der Nase zuschlägt, wie man dies im realen Leben erwarten könnte. Deshalb ist Baumeister ja auch eine beliebte Romanfigur. Und als solche entdeckt er natürlich auch immer die Spuren, die die dusseligen Polizeibeamten übersehen haben.
Baumeister findet schnell heraus, dass es einige der Zeugen mit der Wahrheit nicht so genau nahmen. Mütter von Annegrets Mitschülern waren gar nicht zuhause, als ihre Kinder angeblich gleich nach der Schule nach Hause kamen. Auch Annegrets Mutter war zu dieser Zeit gar nicht zuhause und als Annegrets Schultasche unter ihrem Bett gefunden wird, muß man plötzlich von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen.
Aber nicht nur beruflich hat Baumeister viel zu tun. Auch sein Privatleben wird mal wieder richtig aufgemischt. Seine Ex-Freundin Vera taucht wieder auf und Tante Anni will sterben. Im letzten Band war es noch jene Tante Anni, die eines Tages plötzlich vor Baumeisters Tür stand, dieses mal ist es eine junge Frau, die behauptet, seine Tochter zu sein.
»Eifel-Träume« ist ohne Frage einer der besten Titel der Serie. Auf jeden Fall ist er der sensibelste und melancholischste. Nie vorher wurde so deutlich, wie viel autobiographische Ereignisse der Autor in seine Krimis hineinpackt.
Gut gelungen die Vermischung von fiktiven Ereignissen mit aktuellem Zeitgeschen. Die Figuren sind wie immer lebensecht. Die nebensächlichen Ereignisse lassen uns oft selbst erkennen. Denn wer hat nicht schon mal sein Faxgerät verdammt, wenn ihm wieder mal ein Angebot über künstliche Pflanzen entgegenflattert?
Der Roman endet überraschend und Baumeister löst den Fall mit einer Bravour, die ihn mehr als Psychologen denn als Journalisten sieht.
Siggi Baumeister 16 Eifel-Kreuz
Ein neuer Eifel-Krimi von Jacques Berndorf, im Grafit-Verlag mittlerweile der dreizehnte aus der Reihe um den Journalisten Siggi Baumeister, da kann man sich auf Vertrautes und Bewährtes einstellen – doch halt! Was ist das? Ein Augabe im Hardcover-Format. Gut, der Eindruck ist gediegener. Sollte das auch für den Inhalt zutreffen? Die Sammler zumindest werden wenig begeistert sein, wenn neben ihren 12 Taschenbüchern nun plötzlich ein gebundenes Exemplar Platz nehmen muß – vom Geldbeutel ganz zu schweigen.
Gleich zwei Morde auf einmal trägt Kriminalrat a.D. Rodenstock dieses Mal an seinen Freund Siggi heran. Für diesen genau das Richtige, um wieder aus seinem bereits wochenlang andauernden tranigen Zustand zu erwachsen und den Freundeskreis wieder mit seiner Anwesenheit zu beglücken.
Für Eifel-Krimi-Neulinge (falls es solche immer noch geben sollte): Dieser Freundeskreis von Siggi Baumeister, der Kommissar Kischkewitz halboffiziell bei der Aufklärung von Verbrechen unterstützt, besteht zur Zeit neben dem bereits erwähnten Rodenstock aus dessen Frau Emma sowie Tante Anni, die zwar bereits über achtzig, aber außer ein paar kleineren Leiden noch fit wie ein Turnschuh ist. Alle drei sind ehemalige Kriminalisten. Gemeinsam führen sie ihre Ermittlungen, indem sie andere Ansatzpunkte als die Polizei suchen, und natürlich sind sie damit auch erfolgreicher als diese.
Neben diesen bereits erwähnten Personen sammeln sich im Verlauf der Handlung weitere Leute an, die zur Aufklärung beitragen können – darunter meist eine attraktive Frau, mit der Siggi eine mehr oder weniger komlizierte Beziehung eingeht – und so sitzt man bis zum Ende des Buches dann oft in immer größer werdender Runde – meist in Siggis Haus – zusammen, bis nach ein paar hektischen Tagen mit wenig Schlaf schließlich wieder Ruhe in der Eifel einkehren kann. Leider kommt Siggi meist körperlich nicht ganz ungeschoren aus einem solchen Abenteuer heraus, da er seine Nase natürlich manches Mal zu tief in Angelegenheiten steckt, die sich als nicht ganz ungefährlich herausstellen.
Das Schweigen in der Eifel
In einem verlassenen Gebäude wird der 18-jährige Sven Dillinger gefunden, erst erschossen, dann gekreuzigt. Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Leiche der ebenfalls erschossenen Gabriele Sikorski. Zunächst ist nicht klar, ob die beiden Morde etwas miteinander zu tun haben. Dies ändert sich jedoch, als festgestellt wird, daß die Tatwaffe in beiden Fällen die gleiche war. Doch was die beiden Toten miteinander zu tun hatten, das bleibt weiter unklar.
Sven Dillinger war Schüler einer streng katholischen Eliteschule. Doch er war als unangepasst verrufen und bekannt als Aufwiegler gegen dort herrschende Sitten und Gepflogenheiten. Die Mitglieder der Clique, mit der Sven seine Freizeit verbrachte, halten sich mit Auskünften sehr zurück und auch andere Informationen erhält Siggi quasi nur hinter vorgehaltener Hand. Mit einem der Lehrer, Pater Rufus, hatte sich Sven wohl angelegt, doch an diesen Lehrer ist nicht heranzukommen, da er zufälligerweise (?) nach diesen Geschehnissen versetzt wurde. Svens Vater, ein reicher Anwalt, scheint über seinen Sohn gar nichts zu wissen. Svens Lehrer Thomas Steil erhängt sich kurz nachdem Siggi mit ihm gesprochen hat. Steil wurde entlassen, da sein Lebenswandel – er lebte von seiner Frau getrennt und hatte eine Freundin – nicht mit der katholischen Kirche vereinbar war.
Gabriele Sikorski dagegen war in der Eifel ein unbeschriebenes Blatt. Sie kam aus Bonn, ebenfalls aus reichem Elternhaus, doch über ihre Beziehung zu Sven herrscht weiter Unklarheit, bis eine Radaraufnahme aus der Nähe der polnischen Grenze auftaucht, die Sven und Gabriele gemeinsam im Auto zeigt.
Ein gewagter Plot
Natürlich wird es für einen Serienautor von Mal zu Mal schwerer, sich wieder eine spannende Story zusammen zu basteln, und so fällt der Plot schon ziemlich gewagt aus. Berndorf hat sich für das Eifel-Kreuz ein heikles Thema ausgesucht und spart nicht mit Kritik an der katholischen Kirche, erwähnt pädophile Priester, bringt Verbindungen ins Rotlicht-Milieu ins Spiel, Menschenhandel, Geldwäsche in Millionenhöhe und sorgt schließlich dafür, daß irgendwo zwischen polnischen Killern und einer geheimnisvollen jugendlichen Clique auch die zwar in sich stimmige, aber trotzdem nicht ganz so plausible Lösung des aktuellen Falles zu finden ist. Erfreulich bei der ganzen Geschichte, daß Siggi Baumeister mal ohne körperliche Blessuren aus der Sache heraus kommt.
Besonders gut zum Thema passend sind auch die privaten Dinge, mit denen Siggi konfrontiert wird. Seine Tochter stellt fest, daß sie homosexuell ist. Eine Tatsache, mit der einige nicht so ganz klar kommen, doch Siggi hat Verständnis.
Bleibt festzuhalten: Wer sich bisher mit den Eifel-Krimis nicht anfreunden konnte, der sollte auch von diesem die Finger lassen. Wer gerne mal einen Eifel-Krimi liest, der kann hier nichts falsch machen: Eifel-Kreuz zählt für mich zu den besseren Werken der Serie. Und der wahre Eifel-Krimi-Fan lässt sich sowieso nicht von dem beeinflussen, was ich hier von mir gebe.
Siggi Baumeister 18 Die Nürburg-Papiere
Manager wird mit Kalaschnikow erschossen
Es gärt mächtig, rund um den »neuen Nürburgring« in der Eifel. Große Teile der Bevölkerung sind nicht einverstanden mit dem Größenwahn der schier allmächtigen Nürburgring GmbH. Satte 300 Millionen aus Landeszuschüssen sind an der Formel 1-Rennstrecke verbaut worden. Ein riesiges Luxus-Hotel, eine Achterbahn die nicht funktioniert, ein Einkaufszentrum ohne Mieter – es ist schon gewaltig, was dort als Investitionsruine thront. Und dann fallen Schüsse in einer dunklen Winternacht. Claudio Bremm, der wichtigste Mann aus den Reihen der Manager und Berater, wird brutal mit einer Kalaschnikow niedergemäht. Der Mörder jagt das komplette Magazin der automatischen Waffe in den Körper des von vielen bewunderten, aber von ebenso vielen gehassten Mannes. Und ohne dass die Mordkommission eine verwertbare Spur findet, stirbt ein zweiter Mann. Im kleinen Dörfchen Dirsbach wird der alte Bauer Jakob Lenzen in seinem Stall erschossen – der Mord wirkt wie eine Hinrichtung. Ein Mensch, der nie jemandem etwas getan hat.
Taubenschlag im Hause Baumeister
Gleichzeitig hat Siggi Baumeister, Journalist und routinierter Hobby-Kriminologe, ganz andere Sorgen. Sein Haus füllt sich mit Heimatlosen der unterschiedlichsten Herkunft. Zuerst kommt Emma, die vor dem stets schlecht gelaunten Rodenstock flüchtet. Dann steht eine verlauste Gestalt vor seiner Haustür, die kaum noch an seinen alten Freund Werner aus den Münchener Zeiten erinnert. Dann taucht Jennifer aus Brasilien plötzlich wieder auf, wie immer in höchsten emotionalen Nöten. Und es gesellt sich noch Gabi hinzu – sie ist wieder solo, und Baumeister passt in ihr Beuteschema. Rodenstock ist das ganze Chaos völlig egal – er braucht Siggi für die Ermittlungen, zu denen ihn der zuständige Kriminalrat hinzu gezogen hat.
Ermittler graben Überraschungen aus
Die beiden Morde bleiben allerdings nicht die letzten am neuen »Ring«. Der Kreis der potenziell Verdächtigen ist groß: verzweifelte Eifeler Gastwirte und Hoteliers, die sich von den Managern rüde aus dem Geschäft gedrängt sehen. Trotz der privaten Turbulenzen stürzt sich Siggi mit Feuereifer in die Ermittlungen, obwohl sein gestörtes Verhältnis zu Rodenstock die Arbeit problematisch macht. Aber auch Werner, den Siggi ohne langes Zögern aufgenommen hat, hilft bei der Mördersuche mit seinen unkonventionellen Ideen mit. Und so entwickelt sich ein hochspannender Kriminalfall, bei dem die drei völlig unterschiedlichen Ermittler so manche Überraschung ausgraben, Beteiligungen und Verwicklungen enthüllen. Überraschend und teilweise tragisch ist dann auch das Ende des Buches.
Baumeister in großer Form
Jacques Berndorf ist ein begnadeter Erzählen. In anderen Bänden seiner Siggi-Baumeister-Reihe hat er sich zuweilen von der eigenen Fabulierlust und seiner Liebe zur schönen Eifel überwältigen lassen. Aber in seinem neuen Roman präsentiert er starke, neue Charaktere, lässt Siggi Baumeister zu großer Form auflaufen, und erzählt von der Eifel nur so viel, wie für die Geschichte nötig ist. Der Menschenschlag der Eifel – störrisch und doch stets direkt – kommt dennoch zu seinem Recht. Der Autor zählt auch viele Daten und Fakten rund um die Baumaßnahmen am Nürburgring auf, aber das ist bei dieser Geschichte unvermeidlich. Und stört nicht weiter, denn es gelingt Berndorf von Beginn an, den Leser eminent zu fesseln.
Prügel von Unterwelt-Größen
Die vielen quälenden Fragen, die sich die Ermittler in den unterschiedlichen Stadien ihrer Arbeit stellen, beschäftigen auch den Leser. Berndorf lässt ihn teilhaben an der ebenso spannenden wie unkonventionellen Arbeit von Siggi Baumeister. Der leistet sich im Zuge der Ermittlungen etliche Stolperer. So fotografiert er eine Gruppe von Unterweltgrößen, die mit ihren Prostituierten nackt auf dem Schnee vor dem Hotel am Ring herumtollen. Dabei wird er erwischt, was ihm mehr als ein Veilchen einträgt. Aber das ficht einen Siggi Baumeister nicht an, der konsequent weitere Nachforschungen anstellt.
Teilweise anrührende Geschichte
Etliche Neben-Geschichten sind geschickt in die flüssige Erzählung eingewoben. So hat Emma ihre Probleme mit dem unbeugsamen Rodenstock, Jennifer ist zwischen Europa und Südamerika hin- und hergerissen, und Gabi streckt ihre Fänge nach Siggi aus. Und immer bekommt der Autor rechtzeitig die Kurve zurück zum Kriminalfall. So bleiben viele Randereignisse das, was sie auch sein sollten – Episoden am Wegesrand. Berndorfs mit leichter Feder erzählte Geschichte ist ungemein fesselnd und doch auch anrührend. Die Ängste der Menschen rund um den Ring werden dabei intensiv geschildert und auch ernst genommen. Viele falsche Fährten und zunächst Verdächtige halten Ermittler und Leser in Atem. Anrührend ist aber vor allem das Schicksal von Werner. In seiner Münchener Zeit hat Siggi ihm viel geholfen. Und so erfährt auch der altgediente Berndorf-Fan noch einige Neuheiten über Siggi Baumeister. Insgesamt ist dem Altmeister des Eifel-Krimis mal wieder ein großer Wurf gelungen.
Siggi Baumeister 20 Eifel-Bullen
Siggi Baumeister ist noch nicht mal richtig wach, da wird er von seinem alten Kumpel Rodenstock an den Schauplatz eines Verbrechens beordert. Eine Polizistin und ihr männlicher Kollege sind im Wald neben ihrem Fahrzeug erschossen worden. Bevor Baumeister jedoch an den Tatort darf, soll er zunächst zwei fragliche Alibis überprüfen. Ohne langes Nachdenken macht sich der Journalist auf den Weg quer durch die Eifel. Am Ort des Doppelmordes sieht dann alles nach einer Hinrichtung aus. Die Ermittler der Polizei sind in heller Aufregung, der zuständige Kriminalrat Kischkewitz und Pensionär Rodenstock stehen richtig unter Stress. Ein Landtagsabgeordneter taucht am Tatort auf, will Druck machen, und wird von Kischkewitz barsch abgewiesen. Es gibt zunächst kaum Ansatzpunkte, die beiden Polizisten waren außerhalb ihres Landkreises unterwegs, und auch sonst sind die Ermittler ziemlich ratlos. Baumeister und seine Freunde beginnen mit ihren üblichen routinierten Recherchen, die schnell ins kriminelle Milieu führen. Bis zur komplizierten Lösung des Falles müssen aber noch etliche Rätsel geknackt werden.
Altmeister Michael Preute ist ein überaus routinierter Autor, und so verwundert es kaum, dass er aus seinem »ewigen« Protagonisten Siggi Baumeister immer noch mal etwas Neues heraus kitzeln kann. Seine Fans sind es durchaus gewohnt, dass in den Romanen der Reihe auch immer viel Trubel im Umfeld des ermittelnden Journalisten herrscht. Und da wird wieder einiges geboten. Kater Satchmo ist kurz vor dem Ableben, was Baumeister eine zeitweise melancholische Stimmung beschert. Und mit seinem alten Kumpel Rodenstock liegt er bei diesem Fall öfter über Kreuz, als man es aus vergangenen Romanen ohnehin schon gewohnt war. Ach ja, und Preute gönnt seinem Spezial-Helden auch noch eine neue Freundin, ein ganz ungewohnter Zug, jedenfalls für mich.
Man merkt dem Roman an, dass Jacques Berndorf hier in großer Fabulierlust schwelgt, vor allem die Sorgen von Siggi Baumeister wegen der Krankheit seines Katers werden überaus eingehend ausgewalzt. Der Protagonist wird dadurch sympathischer, wobei er mir als Pfeife rauchender Kollege ohnehin schon ziemlich nahe steht. Baumeister könnte auch Privatdetektiv sein, aber es wirkt authentisch, dass er sich ab und zu mal an den Computer setzen muss, um auch mal eine Story abzusetzen. Berndorf stellt sein »alter ego« als Meister des Gesprächs dar, der auch aus verfahrenen Dialogen noch Informationen abzuzapfen versteht. Daneben wird in diesem Roman mal wieder die gute alte Polizeiarbeit geboten. Routinierte Ermittlungen, Sackgassen, nette Zufälle – der Leser kann herrlich miträtseln und spekulieren.
Man könnte natürlich als Kritik einwenden, dass Berndorf im Grunde nicht viel Neues bietet. Da ist schon etwas dran, aber ich finde, dass gute und spannende Unterhaltung schon fast mehr ist, als man von Durchschnittsautoren geboten bekommt. Berndorf hat es immerhin noch drauf, in seiner gefällig und routiniert erzählten Geschichte auch aktuelle Entwicklungen einzubauen. Und seinen geliebten Siggi Baumeister lässt er auch nicht in Schablonen oder Routine erstarren, sondern es gibt eben neue Entwicklungen. Eine wirklich kesse Figur ist dabei die – möglicherweise – neue Frau im Leben des Eifel-Schnüfflers. Mit ihrer frechen Schnauze passt sie wirklich in die Entourage von Baumeister, die ja nicht gerade dafür bekannt ist, maulfaul zu sein.
Insgesamt bietet Eifel-Bullen gute und kurzweilige Unterhaltung. Die eigentliche Leistung des Autors besteht dabei darin, diese bereits betagte Figur immer noch facettenreicher zu gestalten. Man darf gespannt sein, wie lange Berndorf das noch auf diesem höchst akzeptablen Niveau gelingt.